Auf großes Interesse stößt die Autornelesung von Marcus Jäck zumThema "Depressionen und Burnout" in der "MediClin Albert schweitzer & Baar Klinik". Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Marcus Jäck liest aus seinem Buch / Depressionen und Burn-out / Schreien als super Ventil

Von Stephan Hübner

Königsfeld. Eine Autorenlesung zum Thema "Mein Leben mit Depressionen – Meine Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen" hielt Marcus Jäck in der "MediClin Albert Schweitzer & Baar-Klinik". Das Besucher-Interesse war sehr groß

Zwar beschreibt sein Buch Depression und Mobbing ist jedoch laut Jäck "kein Trauerbuch". Es darf gelacht werden. Jäcks Depression begann Mitte 2010 mit sehr extremem Mobbing am Arbeitsplatz. Seine Vorgesetzten unternahmen jedoch nichts. Die Folgen waren körperliche Beschwerden wie Händezittern und Durchfall. Trotzdem lief Jäck die ersten Monate vor der Krankheit weg, nahm heimlich Beruhigungsmittel.

Überweisung in psychiatrische Klinik

Bis er dann zusammenklappte. Die Diagnose Burn-out/Depression akzeptierte er zunächst nicht. Für die Überweisung in eine psychiatrische Fachklinik schämte er sich furchtbar, belog Freunde und Familie. Zur Kur ging er "mit ganz vielen Vorurteilen". Die habe jedoch sein Leben verändert. Er habe Dinge getan, die er vorher nicht für möglich gehalten hätte, getanzt oder Atemtherapie gemacht. Und er stellte fest, "dass Weinen keine Schande ist", sondern ein Zeichen von Größe und Stärke.

Ein Kapitel seines Buchs widmet sich dem Thema "Kurschatten". Jäck warne davor, so etwas zu schnell zu tun, weil dies die Symptome überdecke.

Ein Irrtum war zu glauben, nach der Kur geheilt zu sein. So beschreibt Marcus Jäck auch das Nachhausekommen und die Suche nach einem Therapeuten. Gleich einen Platz zu bekommen, sei wie ein Sechser im Lotto. Wartezeiten von sechs bis 15 Monaten seien normal.

Ausführlich beschrieb der Autor auch seine Probleme mit der Krankenkasse, die seine Therapeutin nicht bezahlen wollte. Erst als sich eine Journalistin einschaltete, kam die Zusage. Dies sei beileibe kein Einzelfall. Er habe eine Liste von mehr als 600 Menschen, die bisher nicht den Mut hatten, gegen die Ablehnung vorzugehen. Inzwischen verklagte Marcus Jäck seine Krankenkasse wegen unterlassener Hilfeleistung und Körperverletzung.

Das mediale Interesse an seinem Fall war groß. Vielleicht weil sich Männer noch schwerer als Frauen tun, mit dem "Tabuthema" umzugehen, so der Autor.

Vergebliche Suche nach Arbeitsplatz

Zum Ende beschrieb Marcus Jäck seine vergebliche Suche nach einem Arbeitsplatz und den Beginn eines Schulprojekts zum Thema Mobbing, das weitergeführt werden soll. Zusammen mit dem Mobbing-Kompetenz-Center rief er zudem eine bundesweit kostenfreie Hotline ins Leben.

Einer seiner Wünsche ist, mit dem Buch das Tabu zu brechen, damit Depressionskranke in der Gesellschaft akzeptiert werden. Denn obwohl Kliniken "anschlags voll" seien, hätten Betroffene in der Gesellschaft überhaupt keinen Stand und würden angegriffen. "Nehmt Hilfe in Anspruch. Sagt, wenn es Euch nicht gut geht", riet Marcus Jäck allen Betroffenen.

Er wünschte sich, dass mehr Menschen mit dem Thema offen umgehen. Allerdings wisse man eigentlich nicht, wie man sich zu verhalten habe, wenn jemand an Depression leide, bemerkte einer der Zuhörer. Auf die Frage eines Anwesenden, wie er mit aufkommenden Aggressionen umgehe, antwortete Jäck unter anderem "Schreien". Das sei ein Super-Ventil.

Weitere Informationen: http://www.marcusjaeck.de