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Abteilungsleiterin für Sozialpädagogik und Sozialwesen spricht über Herausforderungen in Corona-Zeiten / Erzieher geben Hilfestellung

Die Schulschließungen haben Familien in eine Ausnahmesituation katapultiert. Eine Expertin der Zinzendorfschulen erklärt, wo nun Problemherde liegen und wann man das Kind auch mal vor den Fernseher setzen darf. Sie läutet damit unsere neue Serie in Königsfeld ein.

Königsfeld. Die Osterferien haben diese Woche begonnen, doch viel geändert hat sich in den Haushalten der Region nicht. Das Coronavirus zwingt die Menschen weiterhin, in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben – und zwar Eltern und Kinder gleichermaßen. Letztere sitzen wiederum seit den Schulschließungen Mitte März zu Hause.

"Das alles ist auf verschiedenen Ebenen eine Herausforderung", erklärt Elke Schoo-Schemmann, Abteilungsleiterin Sozialpädagogik und Sozialwesen der Zinzendorfschulen. Zum einen müsse man hierbei den zeitlichen Rahmen berücksichtigen, da sich die Schließungen abrupt vollzogen hätten. "Die Eltern mussten schnell reagieren, die Kindererziehung neu organisieren", so die Expertin.

Viele aufgeregte und unsichere Eltern

Zum anderen gehe es auch um Unsicherheiten. "Wir haben jetzt viele aufgeregte und verunsicherte Eltern, da wir ja alle die Situation nicht einschätzen können. So etwas spüren auch die Kinder." Damit einher gingen Existenzängste aufgrund der wirtschaftlichen Lage. Dem Nachwuchs in dieser Zeit Sicherheit zu geben, bezeichnet Schoo-Schemmann als "riesige Herausforderung".

Ein weitere Aspekt sind für die Expertin die sozialen Strukturen. "Einerseits brechen die Netzwerke zusammen – man darf nicht mehr auf den Spielplatz, nicht zum Verein", führt sie aus. Andererseits könne das auch positive Folgen haben, da in der Krise neue Wege gesucht werden, um soziale Kontakte zu halten. "Manche spielen sogar über Skype Brettspiele. Da findet ganz viel Kreativität statt. Hut ab an alle Eltern, die das zur Zeit zu Hause hinbekommen", sagt sie.

Denn nicht jedes Kind sei gleich: Manch einer könne gut mit der derzeitigen Situation umgehen, anderen fehle die frühere Struktur. Wichtig ist daher laut der Pädagogin vor allem Transparenz. "Man sollte offen mit den Kindern sprechen, ihnen die Situation erklären und sie daran teilhaben lassen."

Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis

Ob die nun immer wichtiger werdende Nutzung von technischen Geräten auch eine Gefahr darstellen kann? "Es gibt nicht die eine pädagogische Sicht hierfür", stellt Schoo-Schemmann klar. Grundsätzlich müsse man aufpassen, welche Medien die Kinder nutzen und wie oft – abhängig von Alter und Inhalt.

"Ich müsste jetzt aus pädagogischer Sicht sagen, ein Kind vor den Fernseher zu setzen, müsse man sich gut überlegen", meint sie. "Aber die Realität sieht anders aus." Manchmal helfe es Eltern, durch eine Viertelstunde, die die Kinder vor dem Fernseher sitzen, wieder neue Kraft zu tanken. "Wichtig ist eine Ausgewogenheit zwischen Bedürfnissen der Eltern und der Kinder."

Denn für die Expertin ist auch klar: Wenn Familien auf engem Raum länger zusammenleben, keine Ausweichmöglichkeiten haben, können Konflikte eskalieren. "Ich kenne keine Eltern, die nicht sagen, ich will nur Gutes für meine Kinder. Aber ich glaube auch, dass man in Situationen kommen kann, in denen man das nicht immer schafft." Angesichts dessen, dass noch immer unklar sei, wann sich die derzeitige Situation ändere, sei dies eine schwierige Zeit.

Doch die Fachschule für Sozialpädagogik und Sozialwesen will nicht nur über diese Umstände sprechen, sondern konkrete Hilfestellungen mit an die Hand geben. Deswegen haben sich einige Schüler zusammengefunden, die "Tipps für Kids" entwickelt haben.

So heißt die neue Serie des Schwarzwälder Boten. Der Name ist dabei Programm. Täglich erhalten unsere Leser in einigen wenigen Zeilen einen Vorschlag, mit was sich die Kinder in dieser für sie relativ ereignislosen Zeit beschäftigen können. Den ersten Tipp gibt es gleich heute.

"Wir hatten vor wenigen Tagen diese Idee", erzählt Schoo-Schemmann vom Entstehungsprozess dieser Zusammenarbeit. Die Auszubildenden, die sowohl angehende Erzieher als auch Jugend- und Heimerzieher sind, waren sofort Feuer und Flamme für das Projekt. "Wir haben das auch aus der Erkenntnis heraus gestartet, dass wir etwas tun wollen und vor allem können."

Von Experimenten über Spiele zu Bastelideen

Jeder Tipp stammt von einem Azubi. Diese reichen von Experimenten über Spiele bis hin zu Bastelideen, die mit einfachen Materialien umgesetzt werden können. So enden für die Kinder die Osterferien zwar nicht schneller – der ein oder andere Vorschlag kann die Zeit zu Hause aber vielleicht etwas spaßiger machen.