Bei der gemeinsamen Dienstplanung: Pflegedienstleiterin Gabriele Maier und Stationsleiterin Nina Subarew (rechts). Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Nina Subarew ist seit 25 Jahren an der Albert-Schweitzer-Klinik tätig

Von Wolfgang Trenkle

Königsfeld. "Ob ich da wohl tatsächlich eine Chance habe?" – Mehr als unsicher fühlte sich vor einem Vierteljahrhundert Nina Subarew, als sie im Foyer der Albert-Schweitzer-Klinik stand und gleich ein Bewerbungsgespräch folgen sollte. Ihr jetziges Dienstjubiläum macht deutlich, dass die Angst unberechtigt war.

"Ich kann zwischen zwei Ländern und Gesundheitssystemen vergleichen und muss sagen: Hier bin ich zu Hause und glücklich", sagt die heutige Leiterin der Station 3. Aufgewachsen ist die Krankenschwester in Kasachstan.

Eltern wurden Anfang des Weltkriegs nach Kasachstan verschleppt

Dorthin wurden ihre Eltern am Anfang des Zweiten Weltkriegs verschleppt. In der Sowjetunion waren die zwangsumgesiedelten Deutschen allerdings nicht gerne gesehen. "Wir standen unter besonderer Kontrolle und wurden immer wieder als Faschisten beschimpft." Nicht zuletzt, da ihnen verboten wurde, Deutsch zu sprechen, dachte sie einst als Kind sogar an Selbstmord.

Im Gespräch merkt man ihr an, wie schwer die damalige Zeit für sie gewesen sein musste. Trotz der Repressalien der Regierung und den vielen Vorurteilen schaffte es Subarew, eine Ausbildung als Krankenschwester zu beginnen und schließlich mit Bestnote abzuschließen.

In Karaganda, einer großen kasachischen Industriestadt, arbeitete sie fortan im dortigen psychiatrischen Krankenhaus und stieg schnell zur Pflegedienstleitung auf. Dennoch wollte sie bereits lange vor der Wende ausreisen. Möglich wurde dies allerdings erst 1989. Nach ihrer Ankunft in Deutschland zog sie zu den bereits vorher übergesiedelten Eltern, die in Villingen lebten.

Königsfeld, Mitte Mai 1990: Das holprige Deutsch im Bewerbungsgespräch ließ die Qualifikation als Pflegekraft dennoch deutlich werden; seit 15. Mai 1990 ist Nina Subarew Teammitglied der Albert- Schweitzer-Klinik.

"Die 25 Jahre in Königsfeld sind für mich schnell vergangen und ich bereue rückblickend keinen Tag", sagt Subarew. Anders als in der kasachischen Klinik, der sie immerhin auch 22 Jahre lang angehörte, sei die Kollegialität hier eine völlig andere, "ganz abgesehen von der Ausstattung oder der Hygiene", sagt Subarew. "Ich war vor einiger Zeit wieder mal in Kasachstan, aber es ist mir völlig fremd geworden."

Seit langem wirkt sie an der Albert-Schweitzer-Klinik auch im Betriebsrat mit. Das ihr dort entgegengebrachte Mitarbeitervertrauen freut sie ähnlich wie so mancher Blumenstrauß von zufriedenen Patienten. "Ja, ich bin glücklich", wiederholt sie, und es klingt fast übertrieben, doch glaubhaft: "Ich habe alles, was ich brauche."

Die Arbeit an der Klinik ist hierbei selbstverständlich nur ein Aspekt. Primär denkt sie an ihre drei, damals kleinen Kinder, mit denen sie 1989 nur mit einem Koffer in Deutschland ankam. Sie haben sich alle offenbar prächtig entwickelt: Alexander, Sergej und Halina sind längst groß und mit ihren Berufen ebenfalls sehr zufrieden. Enkelkind Jennifer wurde kürzlich über den Schwenninger ERC sogar in die Eishockey-Jugendnationalmannschaft aufgenommen. "Ich bin sehr stolz auf meine Kinder und meine acht Enkelkinder, auf all das, was sie hier in Deutschland erreicht haben. Unsere ganze Familie fühlt sich hier heimisch."

"Eine kompetente und menschlich sehr herzliche Pflegekraft"

Eigentlich steht im Alter von 64 Jahren nun bald die Rente an. Von ihr wissen will die Jubilarin bislang aber eher wenig. Egal ob mit ihrem einstigen Chefarzt Dr. Brusis, dem sie etwas Russisch für eine Reise in die Taiga beibrachte, oder den aktuellen Chefärzten: Nina Subarew sprüht vor Begeisterung, wenn sie über ihre Vorgesetzten und ihre Arbeit erzählt.

Umgekehrt gibt die Leitung den Dank auch gerne zurück: "Nina Subarew ist eine kompetente und menschlich sehr herzliche Pflegekraft und hat zum bundesweit guten Ruf unseres Hauses mit beigetragen", sagt Geschäftsführer Ralf Ruchlak gratulierend zum einzigen 25-jährigen Dienstjubiläum dieses Jahres an der Klinik.