Hans-Beat Motel lockert seinen Vortrag durch musikalische Einlagen auf.. Foto: Zinzendorfschulen Foto: Schwarzwälder-Bote

Hans-Beat Motel spricht über die Hintergründe der Sklaverei/ Andachten zum Buß- und Bettag

Königsfeld. Mit drei Veranstaltungen gedachten alle Schülerinnen und Schüler der Zinzendorfschulen in diesem Jahr des Buß- und Bettags.

Den Auftakt machte bereits am Dienstag ein Vortrag des ehemaligen Pfarrers der Herrnhuter Brüdergemeine, Hans-Beat Motel, über Sklaverei. Im voll besetzten Kirchensaal schlug er einen gut strukturierten Bogen von den Hintergründen über die Sklaverei in Suriname samt der Rolle der dortigen Missionare bis in die Gegenwart.

Noch immer nämlich würden weltweit rund 30 Millionen Menschen wie Sklaven leben, darunter afrikanische Kindersoldaten, Menschen, die am Bau des WM-Stadions in Katar arbeiten und in Deutschland osteuropäische Zwangsprostituierte.

Schon seit der Antike seien Menschen – zumeist aus fremden Völkern – von anderen als ihr Eigentum betrachtet damit versklavt worden. In den Jahren 1640 bis 1850 wurden systematisch zwischen 9,6 und elf Millionen Westafrikaner nach Amerika verschifft. "80 Prozent von ihnen wurden nach Südamerika gebracht, 15 Prozent in die Süd- und Nordstaaten der heutigen USA", erklärte Motel. Dabei habe es einen regelrechten Dreieckshandel gegeben: Baumwolle wurde von Amerika nach Europa verschifft, von dort aus gingen Stoffe und billiger Tand nach Afrika zu den Sklavenhändlern, die dort gelöschten Schiffe wurden dann mit versklavten Afrikanern vollgestopft. Wer die drei- bis vierwöchige Überfahrt überlebte, musste auf den Plantagen arbeiten.

William Wilberforce sammelte 400  000 Unterschriften

Nur wenige einflussreiche Menschen, wie der Engländer William Wilberforce, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts 400 000 Unterschriften gesammelt und einen Zucker-Boykott organisiert hatte, engagierten sich vehement gegen die Sklaverei.

In Suriname, einem Land, das so gut wie nur aus Baumwoll-, Zucker-, Kaffee- und Kakaoplantagen bestand und eine solche klimatische Herausforderung ist, dass es den Beinamen "Totenland" bekam, wurden bis zu 400 Sklaven auf einer Plantage gehalten.

Auch die Herrnhuter Brüdergemeine schrieb dort ein dunkles Kapitel ihrer Missionarsgeschichte: Im Jahr 1777 hielt sie 18 Menschen als Sklaven, eine Situation, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts mit schwankenden Zahlen aufrecht erhalten wurde.

Immerhin gingen sie in die Plantagen, missionierten die versklavten Afrikaner, predigten auf Kreolisch, unterrichteten sie und hielten mit ihnen Gottesdienste ab – alles Dinge, die den Sklaven eigentlich verboten waren. "Ihr seid die ersten, die uns als Menschen wahrnehmen", hatten sie den Missionaren gesagt.

Jedoch setzten sich diese – im Gegensatz zu Wilberforce – nicht gegen das System der Sklaverei ein. Diese wurde in Suriname erst am 1. Juli 1863 abgeschafft. "An diesem Tag wurden 33621 Sklaven in die Freiheit entlassen", schilderte Motel, "entgegen der Befürchtungen der niederländischen Kolonialherren ist alles ruhig geblieben, lediglich in den Schuhgeschäften herrschte Hektik – denn erst jetzt durften die versklavten Menschen Schuhe tragen."

Die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sowie der Fachschule für Sozialpädagogik und Sozialwesen stellten im Anschluss an den Vortrag viele interessierte Fragen.

Am Buß- und Bettag ging es in zwei Andachten für die Unter- und Mittelstufe um Barmherzigkeit – sowohl gegenüber Menschen als auch gegenüber Tieren und Pflanzen. Dazu las Schulpfarrer Christoph Fischer aus den Erinnerungen von Albert-Schweitzer, der eindrücklich Situationen schilderte, in denen er die Ehrfurcht vor dem Leben erlernte.

Bei der anderen Andacht stand eine moderne Geschichte zum "barmherzigen Samariter" (Lukas 10, 25 – 37) im Mittelpunkt.

Beim Vortrag von Hans-Beat Motel griff der Referent – unterstützt von Klaus Schüller an der Orgel – selbst zur Posaune. Passend zum Thema spielte er Spirituals und Blues-Stücke, die jungen Leute stimmten bei bekannteren Melodien selbst mit ein.