Sie verstehen das Publikum mit teils raffinierten Arrangements zu begeistern: Rie Koyama (Fagott) und Clemens Müller (Klavier). Sie freuen sich über frenetischen Applaus. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Koyama als instrumentale Czardasfürstin / Duo bestens disponiert

Von Siegfried Kouba

Königsfeld. Die Samstagskonzerte der Geistigen Nothilfe wurden bereichert durch die  "Trossinger Gewächse" Rie Koyama (Fagott) und Clemens Müller (Klavier). Künstlerischer Leiter Reinhard Becker bedankte sich bei der Begrüßung beim Publikum, das mit seinen Unterschriften den Fortbestand der Staatlichen Hochschule für Musik sicherte und die gute Beziehung zu Königsfeld garantiere.

Das Duo war symbolisch musikalischer Sympathieträger, das virtuos, gut gelaunt, moderationsfreudig und bestens disponiert auftrat. Wie viel Liter Bier fasst ein Fagott? Die richtige Antwort mit 1,8 Litern wurde mit einer CD der Künstler belohnt. Rie Koyama erläuterte die fünf Hauptteile des Holzblasinstruments und demonstrierte den schnarrenden Klang des Doppelrohrblatt-Mundstücks, der gewisse Assoziationen zuließ und Heiterkeit auslöste.

Auf der Donaufahrt von Donaueschingen über Wien bis in die Puszta wurden bekannte und beliebte Werke angesteuert. Ausnahme war die Neuentdeckung eines Salonstücks von Johann Wenzel Kalliwoda (1801 bis 1866), der seit 1822 in Fürstenbergischen Diensten stand. Sein "Morceau de salon" war im Stil der Zeit gehalten: Virtuos, eingängig, effektvoll und gefällig. Verschiedene Tempi und Rhythmen, ein frischer Marsch des Klaviers, ein Walzer und eine Stretta bewiesen virtuoses Können.

Expressiv wurde Beethovens "Horn"-Sonate wieder gegeben. Im Kopfsatz beeindruckten Hauptthema des Fagotts, ausgeschmückt durch das Klavier, die Klangkaskaden des Pianos und die lyrisch-kantablen Passagen des Fagotts. Das Poco adagio quasi andante ließ Wehmut des Klaviers spüren, beantwortet durch den Gesang des Fagotts. Von Eleganz, Heiterkeit, gekonnten Legati und Staccati und einem rassigen Schluss war das Rondo getragen.

Es war nicht nur das Lieblingsstück der Fagottistin, sondern auch qualitätsvoller Höhepunkt: Carl Maria von Webers "Andante e Rondo Ungarese", das für Bratschensolo konzipiert war. Romantisch wiegend mit geschmeidigen Läufen des Fagotts, dramatischem Hämmern des Klaviers und Triolenschwung tragender Rasanz gelangten die beiden Konzertteile zum abgerundeten Ganzen.

Wie bei anderen war Mozarts G-Dur-Sonate KV 379 einem anderen Instrument gewidmet: der Violine. Die Adaption von einem hoch gestimmten Streichinstrument auf ein tiefes Holzblasinstrument ist legitim, barg aber das Risiko, sich weit vom Original zu entfernen und wurde so zum "Versuch" (Clemens Müller). Die durchgängig romantische Ausformung ließ ein ganz "neues" Werk mit anderem Charakter hören. Sensitiv gelang das Adagio, gefolgt vom raschen Allegro und dem farbenreichen Tema con variazioni sowie dem aparten Andante cantabile.

Gesteigerte Leidenschaft am Schluss: Franz Dopplers "Fantasie pastorale hongroise". Die bedeutungsvolle Klaviereinleitung öffnete dem Fagott seinen meditativen, verzierungsreichen Part mit leicht wehmütig klagendem Ausdruck. Dieser war schnell mit angezogenem Tempo, lebensbejahenden Akzenten und Pusztaklängen weggewischt, wobei sich Rie Koyama als instrumentale Czardasfürstin bewies. Gesteigerter tänzerischer Drang und Folklore mit gepaarter klassisch-romantischer Expressivität ließen das Werk zu einem musikalischen Feuerwerk werden. Der Applaus war entsprechend!