Jan Gruß moderiert den Bürgerdialog zum digitalen Wandel im Haus des Gastes.Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Ergebnisse der Bürgerbefragung diskutiert / Unachtsame Kommunikation bei Jüngeren

Beim Bürgerdialog im Haus des Gastes setzten sich die Bürger mit dem digitalen Wandel kritisch auseinander.

Königsfeld. Ein fortschreitender digitaler Wandel erfüllt nicht nur Wünsche, Erwartungen und macht das Leben einfacher. Mit ihm steigen auch Ängste und Sorgen der Bürger. Dies kann als grobes Fazit aus dem Bürgerdialog im Haus des Gastes gezogen werden.

Der Einladung der Gemeinde, gemeinsam den digitalen Wandel in Königsfeld zu gestalten, waren rund 20 Interessierte gefolgt. Wie Bürgermeister Fritz Link betonte, habe der Gemeinderat diesen Prozess auf den Weg gebracht. Die Corona-Pandemie habe die Nutzung moderner Kommunikationsmedien und deren Wichtigkeit unterstrichen und zur Notwendigkeit werden lassen.

Für eine Kommune im ländlichen Raum sei es umso bedeutsamer, mit anderen Schritt zu halten. "Wir als Kommune wollen wissen, wo der größte Bedarf der Bürger gesehen wird, um ihn auszubauen", blickte Link voraus.

Nach Auskunft des Projektverantwortlichen Stefan Selke vom Team Hochschule Furtwangen gibt es eine landesweite Strategie zur Digitalisierung. Allerdings seien die Bedingungen auf dem Land anders als in Städten. Es handle sich um einen Prozess, der länger dauere.

Moderator Jan Gruß sprach von einer "nagelneuen Geschichte", die die Digitalisierung der Gesellschaft aufstülpe. Das Ziel seines Teams sei, den ländlichen Raum sichtbar zu machen und ihm eine Stimme zu geben.

Ein Drittel nutzt das digitale Angebot der Gemeinde

Im Juli und August seien circa 2700 Fragebögen online und per Post an die Haushalte in Königsfeld verschickt worden. Von der Resonanz sei er begeistert, es habe 275 Rückmeldungen gegeben, so Gruß. Demzufolge kennen rund 70 Prozent der Bürger das digitale Angebot der Gemeinde, aber nur etwa ein Drittel nutze dieses aktiv. Hingegen nutzten über 96 Prozent der Befragten das Internet.

Besonders positiv sei, dass mehr als zwei Drittel der Befragten dem zunehmenden Einsatz digitaler Geräte positiv gegenüber stünden. 96 Prozent seien die persönlichen Begegnungen des Alltags wichtig und 84 Prozent der Befragten sähen in der Digitalisierung das Potenzial, viele Herausforderungen in Königsfeld zu meistern, übermittelte Team-Mitarbeiter Andreas Scheibmaier.

Eine große Mehrheit fürchte dagegen die Zunahme von Diskriminierung und Gewalt, sähen in der Datensicherung und in der Belastung durch ständige Erreichbarkeit große Risiken. Fast jeder Dritte glaube, dass Mitbürger durch die Komplexität und Dynamik der Digitalisierung überfordert würden. Außerdem würden zunehmende Vereinsamung und Ausgrenzung älterer Menschen sowie das Sterben des lokalen Einzelhandels durch Online-Handel befürchtet, berichtete Scheibmaier und zitierte aus Antwortschreiben: "Die Digitalisierung soll ausgebaut werden, jedoch mit Maß und Ziel. Es ist offensichtlich, dass die Digitalisierung die Gesellschaft bereits negativ verändert hat. Jüngere Generationen verlieren zunehmend eine achtsame Kommunikationsfähigkeit".

Im Gruppen-Workshop spiegelten sich die Meinungen der Teilnehmer mit den Ergebnissen der Befragten wider. Homeschooling könne nur eine Notlösung sein, da die Schüler die Lehrer und umgekehrt bräuchten.

Dialog, Befragung und Diskussion gehen noch weiter

"Ich bin früher doch nur in die Schule gegangen, um Freunde zu treffen und nicht um zu lernen", brachte es eine Frau auf den Punkt. Und ein Vereinschef betitelte die Menschen als soziales Wesen, das miteinander von Angesicht zu Angesicht kommunizieren müsse.

Die weitere Vorgehensweise sieht nun vor, die Ergebnisse aus der Befragung und des Bürgerdialogs den Haushalten zukommen zu lassen. Anfang Dezember trifft sich dann das Team der Hochschule Furtwangen nochmals mit der Kommune zur Diskussion der Ergebnisse. Eine zweite Befragungsrunde schließt sich an.