Ramona Reiser redet mit Bürgermeister Fritz Link (rechts) und Ortsvorsteher Heinz Kammerer. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder Bote

Personalie: Bezirksstadträtin zu Besuch im Königsfelder Rathaus

Sie ist erst 33 Jahre alt und mischt schon in der Berliner Politik mit. Ramona Reiser ist die jüngste Bezirksstadträtin der Hauptstadt – und eine Königsfelderin. Vor Kurzem war sie auf Stippvisite im Kurort.

Königsfeld. Die aus Weiler stammende Ramona Reiser besuchte Bürgermeister Fritz Link und Heinz Kammerer, Ortsvorsteher von Weiler. Gesprochen wurde unter anderem über Breitband, Jugendarbeit und Ehrenamt.

Die 33-Jährige ging 2005 nach Berlin, um Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte zu Studieren. Die Arbeit am Theater habe sie wegen befristeter Verträge bewusst hinter sich gelassen. Eine Zeit lang engagierte sie sich ehrenamtlich in der Bahnhofsmission, rutschte dann als Hauptamtliche in deren Bundesgeschäftsstelle und war parallel politisch interessiert. 2014 trat sie in die "Linke" ein, war deren jugend- und sportpolitische Sprecherin. Als der Posten der Stadträtin frei wurde, und sich niemand meldete, übernahm sie das Amt.

Stolz zeigte sich Ortsvorsteher Heinz Kammerer. Mittlerweile seien mehrere ehemalige Weiler Bürger in Berlin. Man freue sich darüber, dass eine ehemalige Einwohnerin eine so verantwortungsvolle Tätigkeit habe, die weit über den kommunalen Rahmen Königsfelds hinausgehe, ergänzte Link.

Bezirksstadträtin bezeichne eine Verwaltungsfunktion ähnlich einem Dezernenten. Ihr Bezirk umfasse etwa 380 000 Einwohner. Reiser sei zuständig für Jugend, Familie und Bürgerdienste. In diesen Bereichen gebe es insgesamt etwa 1200 Bedienstete.

Link und Reiser fanden es interessant, dass es in Berlin und Königsfeld trotz der unterschiedlichen Größe und Lage zum Teil ähnliche Probleme gäbe. Hier wie dort herrscht Fachkräftemangel, auf der Warteliste für Kitas stehen in Reisers Bezirk 580 Familien, mehr als 1000 Plätze fehlen. Es gibt viele Quereinsteiger in den Erzieherberuf.

Jugendarbeit und die Attraktivität für junge Familien sind beiderorts ein wichtiges Thema. Es geht um die Frage angemessener Betreuung und dass "niemand verloren geht". Laut Reiser hat Berlin eine hohe Quote an Schulabbrechern und Migranten. Deren Integration sei eine Herausforderung. Sehr komplex seien Gründe für die Armut von Familien. Sie vererbe sich von Eltern auf Kinder.

Ein weiteres Thema war das Ehrenamt. Link verwies auf die Betreuung von Flüchtlingen oder das Netzwerkbüro Bürger Aktiv. In Berlin seien vor allem Kirchen aktiv, blieben aber auch gern unter sich, so Reiser. Zudem sei die Gefahr der Anonymisierung gerade Älterer groß.

Ganz unterschiedlich ist die Lage beim Verkehr. Während Königsfeld perspektivisch in ein neues Nahverkehrskonzept mit kürzeren Taktzeiten eingebunden werden soll, erstickt Berlin fast im Verkehr.

Signifikant ist auch der Unterschied bei Breitband und Mobilfunk. Laut Link bauen große Anbieter in Städten wie Berlin gezielt aus, der ländliche Raum habe dagegen strukturelle Nachteile. Gemeinden müssten hier Millionen in die Hand nehmen. Trotz Zuschüssen des Bundes wird die Investition für die Breitbandversorgung in der Gesamtgemeinde nach bisherigen Berechnungen bei 13 Millionen Euro liegen. In Berlin sei die Angst vor Funklöchern kein Thema, so Reiser.

Ein weiteres schwieriges Thema sei in der Hauptstadt die Zweckentfremdung von Wohnraum, der rechtliche Spielraum der Verwaltung gering. Auch um die finanzielle Ausstattung müsse man hart kämpfen.

Sowohl der Bürgermeister als auch die Bezirksstadträtin wollen den Kontakt aufrechterhalten. Jeder für sich müsse auf den strukturellen Wandel reagieren.