Heimatgeschichte: "Tag des offenen Denkmals" im Albert-Schweitzer-Haus beleuchtet sein Wirken

Es ist noch nicht so alt – und dennoch ein Denkmal. Gemeint ist das Haus, das Albert Schweitzer einst in Königsfeld errichten ließ und in dem er "die glücklichste Zeit seines Lebens" verbrachte, wie er niederschrieb.

Königsfeld. Viele Menschen nutzten den "Tag des offenen Denkmals", um auch das Haus des Universalgelehrten aus dem Elsass zu besuchen, in dem heute das Forum für Information und Kommunikation seinen Raum gefunden hat.

Am späten Nachmittag hatte der Vorsitzende des Historischen Vereins Königsfeld, Knut Schröter, zu einer Führung eingeladen. Eine Führung, die so ganz anders ablief als viele erwartet hatten. Denn er ließ zunächst Platz nehmen im Garten des Hauses, unterm Birnbaum, mit Blick auf das Haus.

Schröter schilderte den Werdegang des Pastorensohns aus Kaysersberg im Elsass, der in Günsburg aufwuchs. Obwohl Elsässer, war er doch Deutscher – was ihm nicht immer zum Vorteil gereichte.

So war er für die Franzosen vor allem in Kriegszeiten kein Freund, er wurde mehrfach inhaftiert. Der intelligente Mann studierte zunächst Theologie und Philosophie, habilitierte auch in evangelischer Theologie, nachdem er beiden Studienfächern die Doktortitel erreicht hatte.

Gutes Geld verdiente er schon früh. Sein dritten Studiengang, Orgel und Klavier, erbrachte ihm viel Beachtung durch sein Orgelspiel, zudem verfasste er Biografien von Bach, die sich sehr gut verkauften. Im verhältnismäßig reifen Alter von 30 Jahren begann er ein weiteres Studium, da er als Missionsarzt in Französisch-Äquatorialafrika tätig werden wollte.

1912 heiratete er Helene Bresslau, die ganz anders als er selbst erzogen war und manchmal sogar Sprachprobleme mit ihm hatte – sie stammte aus Berlin und er sprach den elsässischen Dialekt des Alemannischen. 1919 wurde Tochter Rhena geboren, die nach dem Rhein benannt war. Mit 38 Jahren schließlich ging er als Arzt nach Lambarene, wo er erstmals mit den schweren Erkrankungen der Menschen dort konfrontiert wurde. Hier entstand dann auch die berühmte Ethik "Ehrfurcht vor dem Leben" mit dem Satz "Ich bin Leben, das leben will inmitten von Leben, das ebenfalls leben will." Als der Erste Weltkrieg begann, wurde Schweitzer als persona non grata unter Hausarrest gestellt und schließlich 1917 verhaftet, weil er als Deutscher zum Feind gehörte.

Nachdem er mit Vorträgen und Orgelkonzerten Geld in Schweden verdient hatte, erwarb er vor seiner Rückkehr nach Lambarene in Erbpacht das Grundstück an der heutigen Schramberger Straße, wo er das Haus nach seinen Vorstellungen erbauen ließ. Helene konnte ihn wegen eines Lungenleidens nicht mehr nach Afrika begleiten. Sie blieb im Kurort mit Tochter Rhena, die hier die Zinzendorfschulen besuchte. 1957 starb Helene Schweitzer in Königsfeld. Er selbst fand 1965 in Lambarene hochbetagt seine letzte Ruhestätte.

Im Anschluss führte Schröter die 20-köpfige Gruppe an den eigentlichen Eingang und verwies auf die Inschriften, die aus der Feder von Helene Schweitzer stammen. Im Haus selbst herrschte angesichts der großen Gruppe drangvolle Enge. Der Vereinsvorsitzende konnte aber noch auf das spezielle Klavier verweisen, das neben der Klaviatur auch über eine Pedalerie verfügt. Das restaurierte Stück wurde dem Verein von Christiane Engel, der Enkelin des großen Gelehrten, als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.