Reisebericht: Gebürtiger Kanadier besucht seine alte Heimat und erzählt von seinen Eindrücken aus Labrador

Der in Labrador geborene Klaus Vollprecht kehrte für einen Urlaub in die Heimat zurück. In einem weiteren Reisebericht verriet er Interessantes über die kanadische Halbinsel.

Königsfeld. Der Bericht beginnt mit der Begrüßung "Aksunai". Die stamme aus der Eskimosprache Inuktitut und bedeute "sei stark", so Vollprecht. Das mache angesichts der Umweltbedingungen durchaus Sinn. In Labrador müsse man stark sein, um zu überleben.

Nach dem Besuch des Orts Nain ging es bei rauem Wetter per Flugzeug ins südlich gelegene Hopedale. Vollprecht sehnte sich angesichts der kleinen, vollgepackten Maschine nach einer schnellen Landung. Hopedale (früher Hoffenthal) ist Hauptverwaltungssitz und Parlament der Region Nunatsiavut. Die sprach die kanadische Regierung den Inuit zur Selbstverwaltung zu. Nunatsiavut heißt in der Sprache der Inuit "Unser schönes Land".

Hopedale sei der Ort an den er die meisten und schönsten Kindheitserinnerungen habe, so Vollprecht. Für die ganze Familie sei die Zeit dort die großartigste gewesen.

Archäologe zieht vor Missionaren den Hut

Ein Besuch galt dem denkmalgeschützten Missionsgebäude, wo die Familie damals wohnte. Vollprecht traf zwei Archäologen, von denen einer sich begeistert über das exakt gearbeitete Steinfundament äußerte. Vor den damaligen Missionaren ziehe er den Hut, so der Archäologe. In diesem Zusammenhang erwähnt Vollprecht, dass die Missionare der Herrnhuter Brüdergemeinde zwingend mindestens eine handwerkliche Fähigkeit beherrschen mussten – um für sich selbst sorgen zu können. So gab es Bäcker, Schmiede und Zimmerleute aber auch medizinische Versorgung.

Vollprecht besuchte das Museum, ebenfalls ein Gebäude aus der Missionszeit. Dort sind Alltags- und Jagdutensilien der Inuit sowie Haushaltsgegenstände, Werkzeuge, Musikinstrumente und medizinische Geräte der Missionare zu sehen. Darunter sogar ein Zahnarztstuhl, in dem Vollprechts Vater ihm den ersten Zahn zog. Die Erfahrung war wohl nicht allzu positiv. Das Museum beherbergt ein großes Archiv mit Tagebucheinträgen der Missionare. Denn die waren angehalten, geistige Obliegenheiten, alltägliches Wetter, Jagd, Fang sowie familiäre und dörfliche Ereignisse aufzuzeichnen.

Parlamentsgebäude erinnert an ein Iglu

Ein weiterer Besuch galt dem Parlamentsgebäude. Dessen Form erinnere an einen Iglu und werde von einem Inukshuk gekrönt, dem Symbol der Region. Ein Inukshuk stelle einen Menschen dar und habe kultischen Charakter. In der Vergangenheit sei es aber auch als Landmarkierung verwendet worden, um in der Einöde eine bestimmte Richtung anzuzeigen, zum Beispiel wo die nächsten Fisch- oder Walgründe lagen.

Die Materialien des Gebäudes stammten fast ausschließlich aus Labrador, der Rest aus anderen Teilen Kanadas. Das Eisbärfell in der Mitte des Plenarsaales sei echt. "Der ehemalige Träger hatte das Pech, sich in den Ort zu begeben und gutes Zureden nutzt da halt nicht viel", so Vollprecht.

Technisch sei man auf dem Stand Deutschlands. Nur das Internet sei schon mal überlastet. Auch seien Handys ziemlich unüblich. Das Netz sei sehr dünn, da sich aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte das Aufstellen von Sendemasten nicht lohne.

Eine wunderschöne Farbpalette biete der Herbst in der Gegend. Es gebe kaum Laubbäume, aber man könne auf Felsen Gebüsche und niedrig wachsende Sträucher sehen die sich in allen möglichen Gelb-, Rot- und Brauntönen verfärbten und mit dem immer noch satten Grün der Nadelbäume mischten.