Läuft im Turbogang: Gemüseschneiden – bei Küchen-Profis sitzt jeder Handgriff. Es gibt nur zu wenige, die den Küchen-Job machen wollen, sagt die Gastro-Gewerkschaft NGG Foto: Seifert

„Küchen-Alarm“ auf der Zollernalb. Betriebe suchen dringend Profis am Herd. 56 Jobs sind in den Gastronomie-Küchen frei.

Die Küche bleibt kalt – und das immer öfter: Ob Restaurant, Gaststätte oder Biergarten – in der Gastronomie im Zollernalbkreis gehören „neue Öffnungszeiten“ zum Alltag. „Immer häufiger stehen Gäste vor verschlossenen Türen. Wer zum Essen fährt oder etwas trinken möchte, sollte sich besser vorher im Internet oder per Anruf erkundigen, ob das Lokal auch offen hat. Und vor allem, wie lange es warme Küche gibt“, rät Burkhard Siebert von der Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Viele Gaststätten und Restaurants hätten bereits einen zusätzlichen Ruhetag eingelegt. „Einige Häuser streichen den Mittagstisch komplett. Und oft schließt die Küche abends früher. Der Trend ist klar: Die Gastronomie kocht und bedient nur noch auf Sparflamme“, sagt Siebert. Der Geschäftsführer der NGG Baden-Württemberg-Süd schlägt „Küchen-Alarm“ für die Gastro-Szene. Der Grund liege auf der Hand: „Zu wenig Personal. Hotels, Restaurants, Gaststätten, Biergärten, Cafés, Caterings – fast alle suchen händeringend Unterstützung.“

68 offene Stellen

Allein für den Zollernalbkreis hat die Bundesagentur für Arbeit in der Hotellerie und Gastronomie aktuell 68 offene Stellen registriert. „Wer in der Küche klarkommt, kann sofort anfangen: 56 unbesetzte Jobs warten auf einen Küchen-Profi. Aber auch um den Nachwuchs macht sich das Gastgewerbe Sorgen: Elf Ausbildungsplätze sind immer noch frei. Für die Azubi-Suche läuft der Countdown. Und es sieht nicht gut aus. Denn eigentlich müssten die Verträge für das neue Ausbildungsjahr schon längst abgeschlossen sein“, sagt Siebert.

Fairer Lohn ist gefragt

In der Gastro-Branche müsse sich einiges ändern: „Höhere Löhne und bessere Arbeitszeiten sind der Schlüssel für mehr Personal“, macht er klar und peilt für die Zukunft einen „Gastro-Start-Lohn“ von 3000 Euro brutto pro Monat für alle an, die in der Hotellerie und Gastronomie nach ihrer Ausbildung in einem Vollzeit-Job weiterarbeiten. „Das muss die Branche hinbekommen. Denn wer seine Ausbildung in der Küche, im Service oder im Hotel abgeschlossen hat, braucht eine klare Perspektive. Egal, wo eine Köchin, ein Kellner oder eine Hotelfachfrau hingeht – egal, an welcher Hotelbar, an welcher Rezeption, bei welchem Caterer oder in welchem Biergarten es einen neuen Job gibt: Der faire Einstiegslohn liegt bei mindestens 3000 Euro.“

Von fairen Löhnen seien viele Beschäftigte der Branche immer noch weit entfernt: „Tatsächlich schrammen Köche und Kellnerinnen im Zollernalbkreis ziemlich oft nah an der Mindestlohnkante von 12 Euro pro Stunde entlang. Ein Großteil der Gastro-Betriebe zahlt noch immer keinen Tariflohn. Das ist ein Unding, wenn man gute Leute sucht“, so Siebert.