Die Temperaturen in Deutschland steigen – mit Auswirkungen auf die Natur und die Menschen. Foto: dpa/Monika Skolimowska

In Deutschland wird es wegen des Klimawandels immer mehr Hitzetage geben – mit Auswirkungen auf die Gesundheit. Baden-Württemberg hat aus Anlass des bundesweiten Aktionstags ein Bündnis zum Schutz vor gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze gegründet.

Schweißtreibende Temperaturen von teils mehr als 30 Grad – und das bereits im Juni. So schön diese sonnigen Tage für viele Menschen sind, so gefährlich kann Hitze aber auch für die Gesundheit sein. Allein in Baden-Württemberg kommt es nach Schätzungen des Statistischen Landesamts jedes Jahr zu gut 1500 durch Hitze verursachte oder mitverursachte Todesfälle. Über den bundesweiten Hitzeaktionstag haben die Bundesärztekammer und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit am Mittwoch auf das Thema aufmerksam gemacht. Beteiligt hat sich auch das Land.

Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) gab in Stuttgart den Startschuss für ein gemeinsames Aktionsbündnis mit der Landesärztekammer und dem Deutschen Wetterdienst (DWD). „Hitzeschutz ist Gesundheitsschutz“, sagte Lucha. Mit dem Bündnis solle die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert und zudem gezeigt werden, dass Klimawandel und Gesundheit, insbesondere der gesundheitliche Hitzeschutz, in Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert habe.

Immer mehr Hitzetage

Im Lauf des Sommers muss laut DWD weiter mit Tagen extremer Hitze und länger anhaltenden Hitzewellen gerechnet werden. Generell gebe es heute im Vergleich zu früher häufiger Tage, an denen die 30-Grad-Marke geknackt wird. Mit den durch den Klimawandel steigenden Temperaturen wachsen aber auch die gesundheitlichen Belastungen. „Wir müssen uns besonders in Baden-Württemberg auf die zunehmenden Hitzewellen vorbereiten“, so der Gesundheitsminister weiter.

„Hitzewellen werden an Intensität gewinnen, ihre Dauer wird ansteigen und die Häufigkeit zunehmen“, bestätigte Andreas Matzarakis, Leiter des Zentrums für medizin-meteorologische Forschung des DWD.

Klimawandel macht krank

An derartigen Tagen seien dann die Arztpraxen und die Krankenhäuser überlaufen. „Hitze und weitere Folgen des Klimawandels machen krank“, heißt es von der Landesärztekammer. „Bei steigenden Temperaturen nehmen die Einsatzzahlen bei den Rettungsdiensten, die Krankenhausaufnahmen und die Arztbesuche zu“, sagte Robin Maitra, Klimaschutzbeauftragter der Landesärztekammer. Unter anderem steige das Risiko für Nierenversagen, Herzinfarkte und Schlaganfälle. Besonders gefährdet sind nach Angaben von Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer, Ältere, Pflegebedürftige und Vorerkrankte sowie Schwangere, Säuglinge und Menschen mit Behinderungen.

„Weil wir alle älter werden, werden wir aber alle vulnerabler“, betonte Minister Lucha. Hitze betreffe somit jeden Einzelnen. Gemeinsam soll nun darauf hingewirkt werden, dass Städte und Kommunen Aktionspläne entwickeln. Einige Städte, etwa Mannheim, hätten bereits Ideen vorgelegt. Dort können Bürger beispielsweise auf einer Karte kühle Orte in der Stadt finden. Andere Kommunen, so auch Ludwigsburg und Esslingen, seien auf dem Weg, sich vorzubereiten und Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Kommunen in der Pflicht

Genaue Zahlen zur Lage im Land gibt es aber nicht. „Wir wissen gar nicht, was einzelne Kommunen machen“, sagte Lucha. Das Landesgesundheitsamt erfasse das derzeit jedoch. Eine Pflicht zur Erarbeitung eines solchen Aktionsplans gibt es derzeit nicht: „Das liegt im Eigeninteresse der Kommunen, wir brauchen das nicht verbindlich machen“, ist der Minister überzeugt.

Klar sei, dass man die Bevölkerung für das Thema weiter sensibilisieren müsse. Etwa mit Broschüren, in denen darauf hingewiesen wird, dass man ausreichend trinkt, Schatten aufsucht und für Kühlung sorgt. Bei baulichen Maßnahmen soll laut Lucha künftig verstärkt etwa auf Frischluftschneisen geachtet werden, bei Kindergärten und Schulen auf genügend Schattenplätze und Klimatisierung, bei Krankenhäusern und Pflegeheimen auf entsprechende Isolierung.

Weitere Gefahren, etwa durch Mücken

Neben der Belastung durch hohe Temperaturen bringe der Klimawandel weitere gesundheitliche Risiken mit sich, sagte Gottfried Roller, Leiter des Landesgesundheitsamts. So müsse man mit neuen Krankheiten rechnen, die etwa durch eingewanderte Arten wie die Asiatische Tigermücke übertragen werden. Auch Allergien und Atemwegserkrankungen wie Asthma verstärkten sich. Zudem beginne die Pollensaison immer früher, dauere länger und sei intensiver.

Laut Experten ist das Gesundheitssystem in Deutschland bisher nicht für Hitzewellen gerüstet. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat daher kürzlich einen Hitzeplan für Deutschland angekündigt, den das Ministerium nun erarbeiten will.