Aktivisten der Gruppe Letzte Generation haben die Weltzeituhr am Alexanderplatz Orange eingefärbt. Die Polizei kommt zu spät, obwohl sich ein Revierposten nur wenige Meter entfernt befindet. Foto: dpa/Paul Zinken

Der Klimaschutzgruppe Letzte Generation geht es um maximale Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Nach Straßenblockaden und Aktionen in Museen werden nun zusehends bekannte Wahrzeichen eingefärbt. Nach dem Brandenburger Tor traf es nun ein weiteres Berliner Denkmal.

Auch US-Schauspieler Matt Damon kennt sie. In dem Thriller „Die Bourne Verschwörung“ aus dem Jahr 2004 wird er von der CIA durch die Berliner Straßen gejagt. Als er mit einer Agentin Kontakt aufnehmen will, nutzt er die Urania-Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz im Berliner Ortsteil Mitte als Treffpunkt. Genaugenommen ist diese Uhr sogar Berlins berühmtester und beliebtester Treffpunkt.

Als Ort für Verabredungen ist das rund zehn Meter hohe futuristische Gebilde so bekannt wie legendär. Da kann der als „Wasserklops“ titulierte Brunnen an der Gedächtniskirche im Westen der Stadt nicht mithalten.

Vor der Sprühaktion: Die Urania-Uhr am Alexanderplatz erstrahlt im nächtlichen Berlin. Foto: dpa/Christophe Gateau
Die Weltzeituhr zeigt die Uhrzeiten von Städten auf der Welt an. Foto: dpa/Christophe Gateau

Farbschmierereien als Klimaprotest

Eine Aktivistin sprüht aus einem Feuerlöscher Farbe auf die Urania-Uhr. Foto: dpa/Paul Zinken
Aktivisten kapern das Berliner Denkmal. Foto: dpa/Paul Zinken
Hauptsache auffallen: Aus Sicht der Letzten Generation ist die Aktion ein voller Erfolg. Foto: dpa/Paul Zinken

Nun haben Aktivisten der Klimaschutzgruppe Letzte Generation Berlins Wahrzeichen mit oranger Farbe besprüht. Am Dienstagmorgen (17. Oktober) gegen neun Uhr verunstalteten sie mit vier Feuerlöschern die Touristenattraktion, die danach fast komplett orangefarben war. Auch die Säule, auf der die Uhr steht, und der Boden unter der Uhr, bekamen jede Menge Farbe ab.

Zwei Demonstranten kletterten über eine lange Leiter auf die Uhr und postierten sich dort mit einem Transparent, auf dem stand: „Uns läuft die Zeit davon.“

So reagiert das Netz auf die Sprühaktion

Die Polizei war im Einsatz und stellte Personalien von neun Demonstranten fest, wie ein Behördensprecher sagte. Im Internetkanal der Gruppe auf der Plattform X (früher Twitter) äußerten sich viele Leser spontan sauer und empörtüber die Sprühaktion.

Sie beschimpften die Klimaaktivisten oder drohten ihnen mit Gewalt. Viele bezweifelten den Sinn der Aktionen.

Rendezvous-Ort für Liebespaare

Gebaut wurde die Weltzeituhr vor 54 Jahren. Pünktlich zum 20-jährigen Bestehen der DDR am 30. September 1969 war sie fertig. Sie enthält auf ihrer metallenen Rotunde die Namen von 146 Orten sowie einen zusätzlichen Eintrag zur Datumsgrenze. In der geteilten Stadt nutzte manches Ost-West-Liebespaar die Weltzeituhr zum Rendezvous.

Entworfen hat die Urania-Uhr Erich Josef Friedrich John, ein am 6. Februar 1932 in Kartitz (Tschechoslowakei) geborener deutscher Formgestalter – oder Designer, wie man heute sagt. 2021 erhielt er für sein künstlerisches Schaffen das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Symbol der DDR

Dem Entwurf ist deutlich anzusehen, dass die Ära der Raumfahrt auch das Design der DDR beeinflusste. Doch eine Weltzeituhr in einem sozialistischen Land, in dem kaum Reisen möglich waren, das war eine anno dazumal hoch politische Sache. Die Auswahl der Metropolen, die zeigen, wann es auf dem Globus wie spät ist, war streng. Von Peking bis Havanna: Eigentlich sollten es alle Hauptstädte sein. Athen wurde aber weggelassen, weil dort damals die Junta herrschte. Oslo wurde schlicht vergessen.

Am Boden gibt eine Windrose die Himmelsrichtungen an. Am Zylinder glänzt auf silbrigem Aluminium die Weltkarte, darüber ist zu sehen, in welcher der 24 Zeitzonen die Städte liegen. Innen dreht sich ein emaillierter Ring und zeigt die jeweilige Uhrzeit an. Ein stilisiertes Planetensystem krönt das Ensemble.