Schulleiter Klaus Schierle von der Luise-Büchner-Schule reicht den Chefsessel weiter an seine Nachfolgerin Petra Kubela. Foto: Keck

Nach 40 Arbeitsjahren, davon fünfeinhalb als Leiter der Luise-Büchner-Schule (LBS) in Freudenstadt, geht Oberstudiendirektor Klaus Schierle nun in den Ruhestand.

Freudenstadt - Er übergibt ein wohlbestelltes Haus mit rund 70 Lehrkräften und 570 Schülern an seine Nachfolgerin Petra Kubela, die schon seit Jahrzehnten dem Kollegium angehört. Klaus Schierle, Jahrgang 1954, hätte schon vor zwei Jahren aus dem Dienst ausscheiden können. Aber um der Kontinuität des Bildungsauftrags willen blieb er der Schule in Absprache mit dem Regierungspräsidium und dem Personalrat länger erhalten. Nun verlässt er "die schönste Schule im Regierungsbezirk Karlsruhe", um die ihn viele auswärtige Besucher und Kollegen beneideten.

Tür stand stets offen

Schierle pflegte einen Führungsstil, der bei seinem Kollegium großes Vertrauen und Mitwirkungsbereitschaft freisetzte. Sichtbares Zeichen dafür war die stets offene Tür zu seinem Büro und damit seine umkomplizierte Ansprechbarkeit. Wirbel um seine Person war nie seine Sache, auch die vielen Erfolge in der Schulentwicklung führte er auf die gemeinsame Leistung zurück. An seiner Nachfolgerin Petra Kubela schätzt Klaus Schierle ihre "Verlässlichkeit, ausgeprägte Empathie, Flexibilität und ihr großes Fachwissen". Dass mit den Nachbarn, der Eduard-Spranger- und der Heinrich-Schickhardt-Schule, ein gutes Einvernehmen herrschte, erleichterte den Bildungsauftrag enorm. Denn mit dem gegenseitigen stundenweisen Austausch von Lehrkräften konnten die Fächer auch übergreifend unterrrichtet werden.

Auch mit dem Schulträger, dem Landkreis Freudenstadt, habe eine "super Kooperation" bestanden. Insbesondere bei Landrat Klaus Michael Rückert sei zu spüren gewesen, dass ihm das berufliche Schulwesen am Herzen liege. Während seiner Amtszeit war für Klaus Schierle die Digitalisierung des Schulwesens ein Hauptthema. Der Herausforderung durch Corona habe man dank starker Datenverarbeitungs-Affinität gut die Stirn bieten können. Die Vorteile liegen nach Einschätzung des Pädagogen in wirkungsvoller Schulverwaltung. Dabei diene sie auch dazu, "den Tag des Lehrers zu entschleunigen", von aufwendiger Verwaltung zu entlasten und die Kraft stärker aufs Erzieherische lenken zu lassen. Denn, so Schierles Credo: "Der Schüler steht im Mittelpunkt des Geschehens."

USA-Reise fällt flach

Es kann nach seinem Dafürhalten nicht sein, dass man dem Schüler nur ein Gerät in die Hand drückt und ihn machen lässt. Vielmehr sei die pädagogische und fachliche Kompetenz der Lehrkräfte gefragt. Darüber hinaus sei für den Schulleiter die Lehrergesundheit ein großes Anliegen. Sie werde im Haus auf verschiedene Weise gefördert.

Im Ruhestand wird sich Schierle noch mehr in den Haushalt einbringen, um seine weiterhin als Lehrerin tätige Frau Heike zu entlasten. Seinen Lehrauftrag am Seminar für berufliche Schulen in Karlsruhe behält er zunächst bei. Auch Freudenstadt bleibt er verbunden, als Mitglied im Verwaltungsrat des Oberlinhauses. Kurzfristig steht jedoch eine Woche Urlaub mit seiner Frau auf Friesland auf dem Programm, nachdem sich eine geplante mehrwöchige USA-Reise wegen Corona zerschlagen hat. Mit einem Grillfest in der Schule anstelle einer aufwendigen Inszenierung verabschiedete sich Klaus Schierle vom Kollegium.

Zur Person: wurde in Schwäbisch Hall geboren, erwarb am allgemeinbildenden Gymnasium das Abitur und studierte in Karlsruhe Physik und Geografie für das Lehramt an Gymnasien. Dort kam er erstmals mit Datenverarbeitung in Berührung und war fasziniert von den Möglichkeiten der Anwendung. Nach dem Referendariat in Ettlingen war er von 1983 bis 2002 an der Bertha-von-Suttner-Schule tätig, ab 1997 war Schierle abgeordnet ans Oberschulamt als Fachberater für Statistik und Fortbildung. Von 2002 bis 2016 war Schierle Schulleiter an der Elisabeth-Selbert-Schule in Ettlingen. Von dort wechselte er an die Luise-Büchner-Schule. Schierle, Vater von zwei Töchtern, lebt mit seiner Frau in Pfaffenrot-Marxzell. Die 67 Kilometer einfache Fahrt bis Freudenstadt legte der passionierte Biker gerne auf dem Zweirad zurück. In einer Badminton-Sportgruppe fühlt er sich wohl – auch weil hier die unterschiedlichsten Berufsgruppen vertreten sind und das Thema Schule allenfalls mal am Rande berührt wird.