Ein imposantes Bild bietet das Schwarzwald Kammerorchester, das mit Ausnahme der Cellisten stehend musiziert.  Foto: Kouba

Der diesjährige Bergstadtsommer ist beendet. Tage voll abwechslungsreicher Musik sind vorbei.

Der diesjährige Bergstadtsommer ist beendet. Tage voll abwechslungsreicher Musik sind vorbei. Der Abschied erfolgte in zwei Teilen. Zuerst erklangen am Samstagabend in der Lorenzkirche hin- und mitreißende Werke von Mozart und Beethoven.

St. Georgen. Zwei bestens präparierte Solisten und ein herausragendes Schwarzwald Kammerorchester standen Dirigent Karsten Dönneweg zur Verfügung. Die beiden Klassiker wären sicherlich froh gewesen über eine solch qualitätsvolle Musikervereinigung.

Man darf sich die Situation ausmalen, als der taube Beethoven seine Fünfte am 22. Dezember 1808 bei kalter Witterung, wenig temperiertem Konzertsaal und mäßigen Musikanten aufführte. Das Programm war gigantisch: neben der fünften auch die sechste Sinfonie, das vierte Klavierkonzert, die Chorfantasie und Teile der C-Dur-Messe. Beethoven meinte zunächst, sein Opus 67 käme nicht gut an, aber es trat bald einen Siegeszug an. Berlioz sprach vom "Donnerschlag" und E. T. A. Hoffmann schwärmte vom "Reich des Ungeheuren und Unermesslichen".

Dem spontan ansprechenden Reiz der Fünften konnten sich auch die Zuhörer in der Lorenzkirche nicht entziehen. Spannungsgeladen wurde berauschende Musik geboten, vollendet zwischen den vier berühmten Noten und den heroischen Schlussakkorden. Das komplette Orchester, einschließlich Piccoloflöte, Kontrafagott und Posaunen, bot eine facettenreiche, ansprechende und nachvollziehbare Wiedergabe.

Karsten Dönneweg hatte die Fäden in der Hand, gab jeden Einsatz, winkte charaktervolle Passagen hervor und verständigte sich bei freundlichem Wesen mit den Musikern, die emotional hinter der Sache standen, sich engagiert produzierten und für eine kraftvolle, eindringliche Interpretation sorgten. Klangintensiv gelangen solistische Verknüpfungen der Hörner, von Klarinette und Fagott oder von Flöte und Oboe, die beim Bollon-Konzert mit Englischhorn glänzte. Dazu verdiente der Paukist besonderes Lob. Dynamische Feinarbeit, gelungene Crescendi, Diminuendi oder Akzente wehten herüber. Außer den Cellisten standen die übrigen Mitwirkenden, um den akustischen Effekt zu erhöhen und den Raum zum Beben zu bringen.

In professioneller, aber erfreulich gelockerter Spiellaune traf man Gesa Jenne-Dönneweg (Violine) und Janis Lielbardis (Viola) bei Mozarts Pracht-Werk KV 364 an. Mit dabei: das ebenfalls beschwingte und eifrige Streicherensemble. Tonart war Es-Dur, die Hector Berlioz mit "majestueux, assez sonore, doux, grave" umschrieb. Diese Attribute von majestätisch, durchaus vollklingend, süß und schwermütig fluteten den Zuhörer bei der feinfühlig ausgewogenen Wiedergabe an.

Sichere Einsätze, gefühlvolles Miteinander, freundliches Duettieren, unverkrampftes Handeln und natürlich ausgefeilt-elegante Streichkultur wurden geboten. Mozartsche Vitalität beflügelte die Ecksätze und angenehm fließend wurde der Mittelsatz in einem getroffenen Andante gestaltet: konzertant, sinfonisch, sensitiv, wobei der aufblühende Klang der Geige und der einschmeichelnde Klang der Bratsche besonders zur Geltung kamen. Die Solisten ergänzten sich mit innerer Ruhe beim beseelten c-Moll-Thema, und gelungen zurückhaltend verhielt sich das Orchester bei den Solo-Stellen.

Qualität pur, totale technische Beherrschung und musikalisch perfekte Ausstrahlung bewiesen Jenne-Dönneweg und Lielbardis bei Johan Halvorsens "Passacaglia". Die Interpretation des Händel-Themas con variazioni riss die Zuhörer zu stürmischem Applaus hin.