Brigitte Wendeberg sowie der Kammerchor und die OrchesterfreundInnen Ebingen haben in Tailfingen Beethovens Messe in C-Dur aufgeführt. Das Tailfinger Publikum nahm sie wohlwollender auf als seinerzeit Nikolaus Esterhazy, der Auftraggeber.
Die Uraufführung im burgenländischen Eisenstadt stand unter keinem guten Stern. Fürst Nikolaus Esterhazy, der Auftraggeber, war offenbar von Joseph Haydn und Hofkapellmeister Johann Nepomuk Hummel anderes gewohnt und überhaupt nicht angetan. Das sagte er dem Komponisten auch ins Gesicht. Dem schwoll seinerseits die Zornesader, cholerisch wie er war; ob er tatsächlich holterdipolter abreiste, darüber sind sich die Biografen uneins. Immerhin, er widmete das Werk um, was in Anbetracht der Tatsache, dass Esterhazy gezahlt hatte, der Höchststrafe gleich kam.
Das Urteil der Nachwelt über Ludwig van Beethovens Messe in C-Dur fällt wesentlich wohlwollender als das des Fürsten; das große Publikum, das am Sonntag in der Tailfinger Pauluskirche der Aufführung durch Brigitte Wendeberg sowie den Kammerchor und die OrchesterfreundInnen Ebingen lauschten, machten da keine Ausnahme. An die 90 Musikerinnen und Musiker hatte Wendeberg aufgeboten, davon 50 Chormitglieder, über 30 Instrumentalisten und die vier Gesangssolisten Karla Massouh (Sopran), Kathrin Schweizer (Alt), Leopold Bier (Tenor) und Dominik Hoffmann (Bass), allesamt Absolventen oder Studierende der Musikhochschule Stuttgart.
Konzentriert und zugleich leidenschaftlich
Ein großer Klangkörper, der seine Möglichkeiten in punkto Dynamik und Ausdruckskraft zu nutzen verstand, nicht zuletzt dank dem zugleich konzentrierten und leidenschaftlichen Dirigat von Wendeberg. Gleich ins anfängliche „Kyrie“ stimmten alle Mitwirkenden ein und wussten Klangfülle und andachtsvolle Ehrfurcht miteinander zu vereinen. Die vier Solisten kamen punktuell und immer nur für wenige Takte zum Einsatz, nicht selten im dialogischen Wechsel mit den anderen dreien, anknüpfend an eine soeben verklungene Phrase aus dem Mund des Nachbarn.
Paukenschläge künden das „Gloria“ an
Mit Paukenschlägen kündigt sich das Gloria an, in dem Gott als allmächtiger Vater verehrt wird. Hier spielte der Chor seine ganze Stimmgewalt aus; Holz- und Blechbläser setzten Akzente. Danach das Bekenntnis des „Credo“, das den Hauptteil einnimmt und in dem sich Chor und Soloquartett musikalisch die Bälle zuspielen, gefolgt vom sanft anbetenden Sanctus, dem Lobpreis des Herrn. Den Schlusspunkt setzte die ehrfürchtig vorgebrachte Friedensbitte des „Agnus Dei“.
Mehr Beifall als vor 215 Jahren
Ein Meisterwerk, diese erste Messe von Beethoven, keine Frage – und meisterlich war auch die Interpretation von Brigitte Wendeberg und ihren Vokal- und Instrumentalmusikern, die – nach einem nicht ganz kurzem Moment der absoluten Stille, vom Publikum in der Pauluskirche mit tosendem Beifall gewürdigt wurde. Was immer dem Fürsten Esterhazy seinerzeit missfallen haben mag, er steht 215 Jahre später ziemlich allein mit seinem Urteil da.