Religion: Pfarrer-Ehepaar Hoffmann verlässt die Kirchengemeinde Obertal nach sieben Jahren
"Wir hätten Sie gerne noch eine Weile hierbehalten" – mit diesen Worten begann Dekan Werner Trick seine Ansprache im Abschiedsgottesdienst für das Pfarrer-Ehepaar Hoffmann, das die Kirchengemeinde Obertal nach sieben Jahre Dienst verlässt.
Baiersbronn-Obertal. Ein Weggang, der schwerwiegende Auswirkungen auf die Kirchengemeinde Obertal hat. Denn damit hat Obertal künftig keine eigene Pfarrstelle mehr, da mit dem Freiwerden der Stelle direkt der Pfarrplan 2024 der Landeskirche umgesetzt werden muss, so die Kirchengemeinde in ihrem Bericht. Feierlich umrahmt wurde der Gottesdienst von Rosel Burkhardt an der Orgel sowie mehreren Beiträgen des Posaunenchors Obertal, der coronabedingt außerhalb der Kirche auf dem Kirchplatz spielte.
Pandemie verhinderte Fortführung der Stellenteilung
Trick, der später auch die förmliche Entpflichtung vornahm, blickte in seiner Ansprache zurück auf die Dienstzeit des Ehepaars, das nach dem Vikariat vom Oberkirchenrat nach Obertal geschickt worden war. Zu Anfang arbeiteten beide in Stellenteilung. Nach der Elternzeit sollte dieses Modell wieder aufgenommen werden, doch die Corona-Krise mit der einhergehenden Kindergarten-Schließung machte dies unmöglich. So war zuletzt Daniel Hoffmann zu 100 Prozent im Dienst der Gemeinde. Carmen Hoffmann hat sich in dieser Zeit engagiert ehrenamtlich in der Kinderkircharbeit eingebracht. Als einen Höhepunkt während der siebenjährigen Dienstzeit nannte Trick den Besuch des Kirchentags in Stuttgart im Sommer 2015. An einem Baumscheiben-Sägebock konnte sich jeder, darunter auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann, eine Scheibe von Obertal abschneiden. Auch der damalige Bundespräsident Joachim Gauck und Landesbischof Frank Otfried July zählten zu den Besuchern.
Außerdem dankte Trick dem Ehepaar für die vielfältigen Aufgaben, die beide in der Gemeinde übernommen haben – von Gottesdiensten über Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen sowie Schul- und Konfirmandenunterricht bis zur Verwaltungsarbeit.
Das Pfarrerehepaar wird in der Hannover’schen Landeskirche in der Gemeinde Apensen in der Superintendentur Buxtehude Dienst tun. Carmen Hoffmann ging in ihrer Abschiedspredigt auf die vielen Erlebnisse in Obertal ein. Sie seien mit offenen Armen empfangen worden und hätten vom örtlichen Kirchengemeinderat und dem benachbarten Pfarrerehepaar Sönning jede Unterstützung, die sie brauchten, erhalten.
Der Gemeinde stellte Carmen Hoffmann die Fragen "Sind Sie glücklich?" oder "Was ist Glück für Sie?". Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Dankbarkeit, Gerechtigkeit, Friedenstiften, das seien Lebensziele, und auf den Weg zu diesen ließe sich das wahre Glück finden.
An diesem Tag, so Thomas Brucker, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, könne er die Frage von Carmen Hoffmann, ob er glücklich sei, nicht mit Ja beantworten, müsste die Kirchengemeinde sich doch von "ihren" Pfarrern verabschieden. Zumal bedeute dies, dass Obertal keinen eigenen Pfarrer mehr bekomme. Trotzdem wünsche die Kirchengemeinde der Familie alles Gute für ihren neuen Lebensabschnitt im hohen Norden. Anhand von vielen Fotos ließ Brucker die vergangenen Jahre Revue passieren.
Im Anschluss an den Gottesdienst folgte ein Ständerling auf dem Kirchplatz. Der Kirchengemeinderat sorgte mit Getränken und Grillwürsten für eine kleine Stärkung, bevor die Familie Hoffmann in Grußworten von der Gemeinde verabschiedet wurde. Ebenso gab es von allen Chören der Gemeinde einen musikalischen Abschiedsgruß. Den Anfang machte der Kirchenchor Obertal. Chorleiterin Anne Würth übergab ein Geschenk und verabschiedete sich im Namen des Kirchen- und Frauenchors sowie der Flötengruppe von Familie Hoffmann.
Schuldekan Hans Jörg Dieter und Pfarrerkollege Markus Fellmeth aus Mitteltal, stellvertretend für die Murgtal-Gemeinden, schlossen sich mit Grußworten und Geschenken an. Nach einem Beitrag der Flötengruppe verabschiedeten sich mit Geschenken der katholische Pastoralreferent Dominik Weiß sowie Bezirksbeiratsvorsitzende Maike Weiß als Vertreterin der bürgerlichen Gemeinde bei Familie Hoffmann. Erich Günter vom Posaunenchor Obertal gab nach einem Liedbeitrag desselben einen gereimten Abschiedsgruß zum Besten. Nach dem Gruß von Kathrin Brucker vom CVJM Obertal und Erhard Walz von der Nachbargemeinde Mitteltal schloss der Kirchenchor mit einem Segenslied.
Familie Hoffmann hatte zum Abschied eine nette Geste parat: Jeder bekam einen Luftballon, verziert mit Meerestieren und verbunden mit der Einladung, sie in ihrer neuen Heimat zu besuchen. Jeder, der diesen Luftballon dabei mitbringe, bekomme dafür ein Fischbrötchen.
