Sehr bequem, der Campingstuhl – wie kommt man wieder aus ihm heraus? Die Kirchengemeinderatsvorsitzenden Judith Schmid-Lorch und Jürgen Kohnert geben Tipps. Foto: Susanne Conzelmann

Gefeiert haben die evangelischen Gemeinden Burgfelden und Pfeffingen. Es gab gleich drei Anlässe.

„Bist du wegen des Gottesdienstes hergekommen oder wegen der Weißwurst?“ war Pfarrer Markus Gneiting von einem Gemeindeglied gefragt worden. „Natürlich wegen beidem!“ lautete seine freimütige Antwort – das Gotteswort wie auch die Wurst hätten im Gemeindeleben ihren festen Platz und schlössen einander nicht aus.

Das Weißwurstfrühstück hatte Gneiting schon seit längerem anbieten wollen, wie die Kirchengemeinderatsvorsitzende Judith Schmid-Lorch verriet. Es hat zwei komplette Dienstjahrzehnte in den beiden evangelischen Kirchengemeinden Pfeffingen und Burgfelden gedauert, ehe ihm der Wunsch erfüllt wurde. Quasi als Jubiläumsgeschenk zu seinem 20-jährigen: Im Herbst 2003 hatte der damals 36-jährige Gneiting seinen Dienst im Eyachtal angetreten. Von seinen beiden Kirchengemeinderäten – Judith Schmid-Lorch vertrat den Burgfelder, Jürgen Kohnert den Pfeffinger – erhielt er zudem einen Campingstuhl. Wofür? „Du sollst deinen Pfarrerdienst auch weiterhin gut machen, aber eine Pause gehört dazu!“ erklärte Kohnert – und versäumte nicht, darauf hinzuweisen, dass die Pause nicht unbegrenzt lange dauern könne und deshalb ein am – schwarzen – Campingstuhl befestigtes Beffchen den Sitzenden an seine vielfältigen Aufgaben erinnere.

Schokoriegel wachsen nicht auf dem Feld

Neben dem Dienstjubiläum gab es noch einen weiteren Grund zum Feiern: den Erntedank. Mesnerin Tanja Stotz hatte den Erntedankaltar schön gestaltet; Markus Gneiting nutzte die Gelegenheit, den Jüngsten der Gemeinde ein paar Grundsatzkenntnisse zur Schöpfung zu vermitteln. Wobei die schon einiges wussten, beispielsweise, dass Schokoküsse nicht auf Bäumen wachsen und dass es nichts nützt, Schokoriegelverpackung in der Erde zu vergraben und dann darauf zu hoffen, dass die Süßigkeiten von allein wachsen. Im Gegenteil, Abfall in der Erde zu vergraben oder im Meer zu versenken, widerspreche dem „Schöpfungsprinzip Gottes“, mahnte Gneiting. Wobei so manches in der Natur vergehen muss, damit Neues entstehen kann. Als Beispiel nannte Gneiting die Sonnenblume, die verblüht, aber durch deren Kerne neues Leben erwacht.

Die Visitation hat begonnen

Aller guten Dinge sind drei: Der Gottesdienst, in dem Jubiläum und Erntedank gefeiert wurden, war zugleich der offizielle Startschuss zur Kirchenvisitation, die im Oktober unter Regie von Codekanin Dorothee Sauer aus Sigmaringen und Schuldekanin Amrei Steinfort in beiden Gemeinden über die Bühne geht. Die Landeskirche folgt damit einer frühchristlichen Maxime, nachzulesen in der Apostelgeschichte, Kapitel 15, Vers 36: „Lass uns nach unseren Brüdern und Schwestern sehen … wie es um sie steht.“ Gut stand es um sie, zumindest im Hinblick auf die Leiblichkeit: Nach dem Gottesdienst erfreuten sich die Weißwürste, die im Kirchgarten serviert wurden, großer Nachfrage.

Die Grillzange wird noch gebraucht

Und schon am folgenden Abend durfte Markus Gneiting wieder zur Grillzange greifen. Ein „kleines Fest zum großen Moment“ wurde gefeiert, denn der Jubiläumsmonat der Pfeffinger St.-Nikolauskirche hat begonnen: Vor 125 Jahren, am 2. Oktober 1898, wurde sie eingeweiht. Die Hockete in und vor der Kirche begann um 18 Uhr; auf dem Programm standen neben einem kurzen Impuls ein kleines Platzkonzert des Posaunenchors TOP und „Kirchenkino“ in Gestalt einer schwäbischen Filmkomödie. Wer wollte, konnte zudem den Kirchturm besteigen.