Nicht nur auf die Pfarrei Altensteigdorf (Foto) kommen neue Herausforderungen zu. Foto: Köncke

Der demografische Wandel macht sich auch im Evangelischen Kirchenbezirk Nagold bemerkbar. Weil in den nächsten Jahren Seelsorger aus Altersgründen ausscheiden, Nachfolger fehlen, Kirchenaustritte zunehmen und Steuereinnahmen sinken, wird die selbstständige Pfarrstelle Grömbach aufgelöst, Walddorf und Rohrdorf zusammengelegt, ebenso Altensteig-Wart und Ebershardt mit Rotfelden und Wenden.

Altensteig - Zum Schluss des Silvestergottesdienstes in der Remigiuskirche teilte Pfarrer in Ruhestand Thomas Essrich bei den Abkündigungen mit, dass es 2021 in der evangelischen Gemeinde Altensteigdorf zehn Kindertaufen, neun Beerdigungen, zwei Trauungen und einen Austritt in Berneck gegeben habe, sieben Jugendliche konfirmiert worden seien, die grüne Wiese neben dem Gemeindehaus Überberg deshalb gekauft werden konnte, weil 15 000 Euro an Spenden eingingen, und Wörnersberg ab 2025 organisatorisch nicht mehr von der Pfarrei Grömbach – die wegfällt –, sondern von der Pfarrei Altensteigdorf mitversorgt werde.

Grundlage der Entscheidung sind Pläne der Landessynode, die bis ins Jahr 2030 reichen. Die Notwendigkeit, vorausschauend Weichen zu stellen, wird hauptsächlich damit begründet, dass viele Seelsorger bis Ende des Jahrzehnts in Pension gingen und es in Württemberg zu wenig Bewerber gebe. Die Kirchengemeinde Haiterbach wartet zum Beispiel seit mehr als einem Jahr auf einen neuen hauptamtlichen Pfarrer.

Mehr Sterbefälle als Geburten, Kirchenaustritte und damit geringere Steuereinnahmen würden ebenfalls eine Rolle spielen, wenn auch keine dominierende.

Engere Zusammenarbeit

Für den Großraum Altensteig hat das zur Folge, dass die bisher vier selbstständigen Kirchengemeinden Grömbach, Altensteigdorf, Berneck und Altensteig-Stadt sich mit der Thematik beschäftigen müssen, enger zusammenarbeiten und über die Umsetzung und Konsequenzen nachdenken. Wart und Ebershardt sowie Rotfelden und Wenden werden ab 2025 zu einer Pfarrei zusammengelegt.

Bei einer Informationsversammlung bereitete Pfarrer Andreas Esslinger die evangelischen Christen darauf vor. Dann gibt es nach seiner Ankündigung nicht mehr 19, sondern nur noch elf Kirchengemeinderäte, einen gemeinsamen Haushalt "und von 16 Stunden Religionsunterricht an den Schulen fallen zehn weg".

Einheit aus Waldorf und Rohrdorf

Die Pfarrstelle in Walddorf wird laut Pfarrplan spätestens 2030 mit Rohrdorf eine Einheit bilden und Mindersbach von Ebhausen mitbetreut.

Pfarrer Gerolf Krückels ist davon nicht gerade begeistert, sogar "unglücklich", wie er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten offen einräumt. Durch Angebote und Aktionen könne man in seiner Gemeinde nicht nur viel bewirken, sondern das Miteinander der evangelischen Christen stärken, bei einer Zusammenlegung mit Rohrdorf und dann insgesamt 1800 Mitgliedern sei das schwieriger, glaubt der 53-jährige Seelsorger, sieht aber die Notwendigkeit von Reformen ein.

Amtszeit endet 2024

Seit dem ersten Advent 2015 ist Andreas Biel Pfarrer der Kirchengemeinde Grömbach mit den Außenstellen Wörnersberg und Garrweiler. Ende 2024 endet die Amtszeit des dann 66-jährigen Geistlichen. Ab April 2016 leitet Ulrich Holland die Pfarrei Spielberg - Egenhausen. "Als Doppelgemeinde mit einem Pfarrer gibt es uns schon seit mehr als 500 Jahren", weiß er zu berichten. Aus organisatorischen Gründen und um Arbeitsabläufe zu vereinfachen, habe man vor sechs Jahren beschlossen, noch enger zusammenzuarbeiten und kirchliche Veranstaltungen und Feste gemeinsam zu planen. Dass es in seiner Amtszeit bis jetzt nur wenige Kirchenaustritte und einige Eintritte gegeben habe, freue ihn persönlich. Bei rund 1950 evangelischen Christen seien allein wegen dieser Größe keine Änderungen bestehender Strukturen vorgesehen.

Keine Änderungen in Simmersfeld

Das Gleiche trifft auch auf Simmersfeld zu. Nicht nur, weil die Mitgliederzahl nach Angaben von Pfarrer Alexander Schweizer stabil geblieben sei sondern wegen der geografischen Lage und vielen Ortsteilen, die zu betreuen seien.

Dass der Beruf des Pfarrers offenbar nicht mehr so attraktiv ist, schreibt Schweizer neben anderen Gründen dem Umstand zu, dass während seiner Studienzeit Kommilitonen nach Abschluss ihrer theologischen Ausbildung mitunter drei oder mehr Jahre warten mussten, bis ihnen eine freiwerdende Pfarrstelle angeboten worden sei. "Heute ist es umgekehrt".

In der Altensteiger Kernstadt teilen sich Sabine Lüdke und ihr Mann Klaus-Peter die Pfarrstelle. Früher waren es zwei und als Berneck noch dazu gehörte drei hauptamtliche Seelsorger. Nach Auskunft der Seelsorger sei der Prozess einer engeren und vertrauensvollen Zusammenarbeit der betroffenen Kirchengemeinden bereits seit einiger Zeit im Gange.