Im Fronleichnamsumzug wirdder Leib Christi im Schaugefäß durch die Straßen getragen. In diesem Jahr wird es in der Raumschaft Triberg keine Prozession geben, lediglich einen Gottesdienst. Foto: Maria Kienzler/Maria Kienzler

Am morgigen Donnerstag ist Fronleichnam. In diesem Jahr will Pfarrer Andreas Treuer von der Seelsorgeeinheit „Maria in der Tanne“ diesen Feiertag aus verschiedenen Gründen anders begehen als sonst üblich.

Am Donnerstag ist Feiertag in Ländern mit überwiegend katholischen Christen. Fronleichnam ist sogar einer der höchsten Feiertage im römisch-katholischen Kirchenjahr, der auch „Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi“ genannt wird. In diesem Jahr will Pfarrer Andreas Treuer von der Seelsorgeeinheit „Maria in der Tanne“ diesen Feiertag aus verschiedenen Gründen anders begehen als sonst üblich.

„Die Kirche tut sich schwer mit der Aufarbeitung des Missbrauchs, der bei uns allen tiefe Betroffenheit ausgelöst hat – und der Kirchenbetrieb läuft dennoch unbeeindruckt weiter im Sinne von „Business as usual“ – das kann eigentlich nicht sein“, erklärt Treuer im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Die Kirche verstehe er als Leib Christi – und laut Paulus heiße es, „Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.“ Er sehe den Leib Christi schwer beschädigt.

Bescheidenheit, Demut und Zurückhaltung

Nun, da man vor dem Hochfest stehe mit der traditionellen Kirchenparade und der Prozession, in der der Leib Christi im barocken Schaugefäß mitgetragen werde, das Kreuz, Banner und Baldachin, stelle er fest, dass man sich damit als Kirche auch selbst darstelle mit viel Pomp. „Ich bin der Meinung, dass zurzeit Bescheidenheit, Demut und Zurückhaltung eher angesagt sind“, so Treuer.

Er habe mit beteiligten Vereinsvorständen gesprochen, die sein Anliegen in der Mehrheit verstehen und mittragen, ebenso wie eine Mehrheit unter den Pfarrgemeinderäten, betont Treuer. Zudem fielen in diesem Jahr zwei Stationsaltäre aus baulichen und Altersgründen weg. Daher werde man in diesem Jahr auf eine öffentliche Demonstration verzichten. Dazu komme, dass selbst bei den Hochfesten der Kirchenbesuch eher rückläufig sei – „wir müssen uns wirklich ernsthaft fragen, wie wichtig den Gläubigen die Eucharistie noch ist“, stellt er nachdenklich fest. „Ist diese Form überhaupt noch zeitgemäß?“, fragt er ernst.

Glaube ist keine Tradition, die man einmal im Jahr ausgräbt

Die Prozession sei traditionell – „Glaube ist aber keine Tradition, die man einmal im Jahr ausgräbt, Glaube ist lebendig“, verdeutlicht er. Das Hochfest Fronleichnam könne auf verschiedene Weise gefeiert werden – und wenn ab Januar 2026 die Großpfarreien in der gesamten Diözese kämen, werde dies sowieso eine Vielzahl an Veränderungen ergeben. Bislang verschlössen viele Gemeinden davor die Augen, doch der Personalmangel sei schon in jeder Hinsicht bemerkbar – so habe man beispielsweise die Stelle der Gemeindereferentin bis heute nicht neu besetzen können.

Es wird dieses Jahr also zu Fronleichnam lediglich einen Gottesdienst in der Schonacher Pfarrkirche St. Urban geben, der wie gewohnt um 8.30 Uhr beginnen wird – „Abordnungen der Vereine sind aber dennoch auch hier herzlich willkommen“, erklärt Pfarrer Treuer abschließend.