Der in der ehemaligen Grundschule im Erdgeschoss geplante neue Kindergarten wird künftig ebenfalls in Trägerschaft der Katholischen Kirchengemeinde betrieben. Foto: Herzog

Der geplante zweite Kindergarten soll wie die bestehende Einrichtung "St. Luitgard" in der Trägerschaft der katholischen Kirche betrieben werden. Die Entscheidung des Gemeinderats fiel mehrheitlich.

Schenkenzell - Wie Bürgermeister Bernd Heinzelmann in der Ratssitzung erläuterte, werde derzeit die Einrichtung des neuen Kindergartens im Erdgeschoss der früheren Grundschule weiter vorangetrieben und es stelle sich nun die Frage der Trägerschaft.

Weniger Rechte

Die Katholische Kirchengemeinde sei bereit, diese unter bestimmten Voraussetzungen zu übernehmen. Für sie sprächen das personalrechtliche Knowhow, die Möglichkeit einer gemeinsamen Leitung beider Kindergärten und der Austausch von Personal bei kurzfristigen Ausfällen. "Bei einer kommunalen Trägerschaft hätte die Gemeinde weitergehende Entscheidungsbefugnisse, beispielsweise bei Personalentscheidungen und der Ausrichtung des Kindergartens. Wir haben zwar keine Erfahrung in der Leitung, was jedoch gelernt werden kann", hielt der Bürgermeister dagegen.

Bei einer Übernahme der Trägerschaft verlange die Kirche eine Erhöhung des Abmangels durch die Kommune von bislang 91 auf 93 Prozent sowie die Aufstockung der Investitionskosten am Kindergarten St. Luitgard von 80 auf 90 Prozent. Außerdem soll bei der Besetzung der Leitungsstelle und der Einstellung von pädagogischen Fachkräften das bisherige Mitspracherecht der Kommune im Vertrag gestrichen werden, zählte Heinzelmann auf.

Basierend auf den Rechnungsergebnissen der vergangenen Jahre würden der Gemeinde beim Kindergarten St. Luitgard jährliche Mehrkosten von rund 8000 Euro entstehen. Bei der Alternative kommunale Trägerschaft sei eine Aufstockung des Personals bei der Finanzverwaltung um bis zu 20 Prozent erforderlich, wodurch mit zusätzlichen Lohnkosten zwischen 5000 und 10 000 Euro pro Jahr gerechnet werden müsse.

Auch andere Ansichten

"Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile empfiehlt die Gemeindeverwaltung, die Trägerschaft an die Kirche abzutreten", so der Bürgermeister. Michael Rempp (CDU) sprach von einer Chance der Kommune, sich besser aufzustellen und bei der Kinderbetreuung ein zusätzliches Angebot zu unterbreiten. Außerdem trage die Kommune die Kosten des Schulgebäudes sowieso. "Einmal muss man sagen, man geht diesen neuen Weg und öffnet sich. Ich kenne im Kinzigtal einige Gemeinden, in denen kirchliche und kommunale Kindergärten nebeneinander gut funktionieren. Meine Entscheidung ist nicht gegen die Kirche", versicherte Rempp.

Ähnlich äußerte sich Petra Haist (CDU). Es böte sich der Gemeinde eine gute Gelegenheit, einen eigenen kleinen Kindergarten selber zu leiten. Das sähe sie nicht als Konkurrenz zur kirchlichen Einrichtung.

Für Stefan Mäntele (Freie Wähler) überwogen das Knowhow der Kirche, wovon der Kindergarten profitiere. Mit der bisherigen Partnerschaft seien gute Erfahrungen gemacht worden und es seien feste Strukturen gewachsen. Willi Intraschak (CDU) räumte ein, eine Chance zu verspielen. Dagegen stehe die Tatsache, dass zwei eigenständige Kindergärten sich beim Personal nicht aushelfen könnten.

Reichlich Erfahrung

Nach Ansicht von Felix Hauer (CDU) verfüge die Kirche hinsichtlich Personal und Betriebsführung reichlich Erfahrung. Sollte sie sich einmal aus der Trägerschaft zurückziehen, könne immer noch reagiert werden.

Für Werner Kaufmann (CDU) spielte der Personalaustausch in zwei kirchlichen Einrichtungen die Hauptrolle, da der Markt an pädagogischem Fachpersonal leer gefegt sei. Ein Problem sei für ihn, dass die Kommune nahezu alles bezahle, bei der Leitung aber nicht mitreden dürfe. Die bedingte Vertragsänderung gefiel auch Andreas Göhring (Freie Wähler) nicht. Da gehe es, beschwichtigte der Bürgermeister, lediglich um die Einstellung der Fachkräfte. "Wir werden weiterhin im Kuratorium vertreten sein. Aber klar, diese Kröte werden wir schlucken müssen", gab Heinzelmann zu.

Drei Gegenstimmen

Bei Gegenstimmen von Michael Rempp, Petra Haist und Andrea Braun (CDU) sowie der Enthaltung von Andreas Göhring stimmte das Ratsgremium mehrheitlich für eine kirchliche Trägerschaft des neuen Schenkenzeller Kindergartens.