Die Zuhörerplätze waren bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Egenhausen vollständig besetzt. Das Interesse galt hauptsächlich der Erhöhung der Elternbeiträge in den Kindergarteneinrichtungen. Foto: Köncke

Die Elternbeiträge für die Kindertageseinrichtungen in Egenhausen steigen im Jahr 2023/2024 von 7,6 auf 20 Prozent. Aber nicht auf einmal, sondern in zwei Schritten. Dafür hat sich der Gemeinderat in der jüngsten Sitzung ausgesprochen.

Zuletzt wurden die Elternbeiträge im April 2017 festgelegt. Damals mussten bei einer wöchentlichen Betreuung von 30 Stunden für das erste Kind 86 Euro im Monat bezahlt werden. Nach der neuen Kalkulation wären es 104 Euro ab September 2023.

Für Bürgermeister Sven Holder und Kämmerer Daniel Merkle führt kein Weg an einer Anpassung der Gebühren vorbei. Allein im laufenden Haushaltsjahr betrag das Defizit 841 700 Euro – ein Deckungsgrad von nur 38 Prozent.

Für Personalaufwendungen im Kindergartenbereich müssten danach rund 1,04 Millionen aufgebracht werden. Bei Gesamtaufwendungen von 1,35 Millionen und Erträgen von 415 100 Euro blieben 2023 somit 936 700 Euro an der Gemeinde hängen, hat Kämmerer Daniel Merkle ausgerechnet. Trotz einer Gebührenerhöhung liege Egenhausen im Vergleich zu anderen Kommunen im Kreis Calw immer noch am unteren Ende und bestätige seinen Ruf als kinder- und familienfreundliche Kommune.

Man denke nur an die soziale Staffelung – jetzt auch in der Kinderkrippe und den Ausbau der Ganztagesbetreuung. Deshalb sei es gerechtfertigt, die Gebühren für Eltern auf 20 Prozent anzuheben.

„Ungünstiger Zeitpunkt“

Die Kindergarteneinrichtungen wurden darüber informiert, ebenso die Elternbeiräte. Sie meldeten Bedenken an. Vorgebracht wurde unter anderem, dass die Anhebung der Sätze wegen der gestiegenen Inflation „zum ungünstigsten Zeitpunkt“ komme. Besser wäre gewesen, die Gemeinde hätte sie jedes Jahr moderat erhöht. Außerdem würden Investitionen getätigt, von denen Familien nicht oder kaum profitieren.

Bürgermeister Sven Holder betonte, die Betreuung jedes Kindes koste der Kommune 550 Euro im Monat. Man wolle auch in Zukunft gute Arbeit durch ein qualifiziertes Personal anbieten. Der Abmangel habe sich in den vergangenen 15 Jahren verdreifacht, ergänzte Merkle.

„Anpassung verschlafen“

In der Diskussion meldete sich Ingo Wassilowski als Erster zu Wort. Dass man in den letzten sechs Jahren die Anpassung der Beiträge verschlafen habe, könne man nicht den jetzigen Eltern anlasten. Er sprach sich für eine schrittweise Anhebung in den nächsten Jahren aus.

Eine Erhöhung auf 20 Prozent in einem Aufwasch sei heftig, hatte Michael Schuler Verständnis für die Kritik der Elternbeiräte. Man sollte die Umsetzung in zwei Schritten durchführen. Helmut Hauser blies ins gleiche Horn. Durch eine Erhöhung in zwei Etappen könnten sich Eltern bei der Budgetplanung besser darauf einstellen.

Durch staatliche Vorgaben bei der Ganztagesbetreuung würden den Kommunen Zusatzkosten auf die Augen gedrückt, versuchte Birgit Ehni die Lage zu erklären.

„Kinder rechnen sich nie“

„Kinder rechnen sich nie“, gab sich Engül Köhler kämpferisch. Da dürfe man nicht nur wirtschaftlich denken, sondern müsste bei der Entscheidung auch das Herz sprechen lassen. Andererseits könne sie verstehen, dass die Gemeinde Mittel brauche, um eine gute Betreuung zu gewährleisten. Eine Anhebung der Gebühren in zwei Schritten sei ein Signal des Entgegenkommens.

Für Stefan Mast ist „Halb und Halb“ keine gute Lösung, dann stünde man ein Jahr später vor dem gleichen Problem. Zustimmendes Nicken von Eberhard Hammer. Höhere Spritkosten, steigende Inflation, Gehaltserhöhungen: Alles werde teurer. Wenn die Personalkosten im Kindergartenbereich durch den Tarifabschluss im kommenden Jahr 100 000 Euro Mehrkosten ausmachen, müsse die Gemeinde handeln, sonst würde man 2023 vor einem noch größeren Problem stehen. Anfreunden könne er sich höchstens mit einem unterschiedlichen Zeitpunkt der Beitragserhebung.

Vorgeschlagen wurde von ihm eine erste Rate im September 2023 und eine zweite im Januar 2024, um auf die von der Verwaltung geforderten 20 Prozent zu kommen. Der Vorschlag stieß auf breite Zustimmung.