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Demokratie vor der Haustür: Ortsvorsteherin Christina Dorn-Maichle führt durch das Rathaus und stellt sich Schülerfragen

"Lauter kleine Ortsvorsteher", lacht Ringingens Ortsvorsteherin Christina Dorn-Maichle. Um die Zukunft des Ortes ist ihr nicht bange, denn das Probesitzen in ihrem Rathaus-Chefinnen-Sessel ist bei den Grundschülern der Klassen drei und vier der Hit in Sachen erlebte Basis-Demokratie.

Burladingen-Ringingen. Im Sachkundeunterricht der Ringinger Grundschüler war es um die Wahlen zum Bundestag gegangen, und die Lehrerinnen Marina Finster und Bettina Lude wollten ihren Acht- und Neunjährigen mal zeigen, dass Demokratie eigentlich schon ganz in der Nähe, nämlich vor der Haustüre, anfängt in dem 960-Einwohner-Dorf.

Sie fragten bei Ringingens Ortsvorsteherin Christina Dorn-Maichle an, und die sagte sofort ja. Die Tour mit den rund 20 Schülern begann im Sitzungssaal des Rathauses. "Hier war ich schon bei einer Trauung dabei", erinnerte sich einer der Schüler, und ein anderer erwähnte "die Sache mit dem Schlüssel". Da kam die Ortsvorsteherin nur kurz ins Stocken. Natürlich, der Vater des Kleinen ist in der Narrenzunft, und an die muss die Ortsvorsteherin alljährlich beim Rathaussturm in der fünften Jahreszeit die Schlüssel abgeben.

Dass das Rathaus mal zerstört und neu aufgebaut wurde und seit wann es nun steht, erfuhren die Schüler und natürlich auch, wo die Ortschefin ehrenamtlich arbeitet. Spätestens als Dorn-Maichle fragte: "Wer will mal Probesitzen?", war das Eis zwischen den Schülern und der Respektsperson Rathauschefin gebrochen. Alle wollten – und es dauerte viele Minuten, bis jeder und jede mal dran gewesen war.

Weiter ging’s zur guten Stube der Sachbearbeiterin, die "ganz schön viel schaffen muss", wie die Ortsvorsteherin ihre Annerose Stopper lobte. Wie die Fotos für biometrische Ausweise sein müssen, damit Computer sie lesen können, war ebenso das Thema wie die Mensa, in der einige der Kinder regelmäßig essen.

"Das letzte Mal gab es Schnitzel mit Pommes", erinnerte sich ein Mädchen, und Christina Dorn-Maichle erläuterte, dass dort früher, als sie neun Jahre alt war, in diesem Raum des Rathauses die Milchkannen standen. Weil fast jeder im Dorf eine oder mehrere Kühe hatte.

Dass der jetzige Heizraum im Ringinger Rathaus mal eine Arrestzelle war, das entlockte den jungen Besuchern viele Ahhs und Ohhs. "Schrecklich, da sind ja ganz viele Spinnen", entfuhr es einer Neunjährigen. Im Archiv gab es dann jede Menge aus alten Zeiten zu erzählen. Die Jungs fanden das kleine Modell der Nachtjagdstellung Hecht aus dem Zweiten Weltkrieg besonders interessant, während die meisten Mädchen anderweitig gefesselt waren – ja von einigen der Haus- und Winkelspinnen, die sich vor den ersten kalten Oktobertagen in die Wärme der Doppeltüre am Rathausarchiv geflüchtet hatten. Die Aufmerksamkeit der kleinen Besucherinnen ging den achtbeinigen Krabblern voll ins Netz.

Später gab es dann eine Fragerunde, bei der die Schülerinnen und Schüler die Ortsvorsteherin löcherten und ihre aufnotierten Fragen an die Frau brachten. Sie wollten wissen, was sie im Ort schon alles verändert hat oder wie lange die Amtszeit ist. Der kommunalpolitische Nachwuchs scheint auf dem Weg.