Und den Bon nicht vergessen: Seit dem 1. Januar herrscht die so genannte – und ungeliebte – Bonpflicht, die meisten Kunden lassen ihn liegen. Foto: Dittrich

Verbrauch von Kassenrollen steigert sich seit Einführung der Bonpflicht deutlich. An "Rennerei" gewöhnt.

Bad Dürrheim - Zum 1. Januar wurde die Bonpflicht eingeführt. Der Gesetzgeber hat sich damit zum Ziel gesetzt, Steuerbetrug vorzubeugen. Gaststättenbesitzer befürchteten mehr Aufwand und Kosten. Der Schwarzwälder Bote hat nach einem halben Jahr nachgefragt.

Seit gut einem halben Jahr gibt es die so genannte Bonpflicht. Nun waren zwar die Gastronomiebetriebe über mehrere Wochen coronabedingt geschlossen, aber das Geschäft lief nun auch wieder an und die Terrassen so weit als es erlaubt war auch an den schönen Tagen voll besetzt.

Schwarzwälder Bote startet Umfrage unter Gastronomen

In einer Umfrage hat sich der Schwarzwälder Bote bei Gaststätten in Bad Dürrheim nach der Entwicklung der Bonpflicht erkundigt. Die Befürchtung, der Kunde würde den Bon meistens nicht annehmen wollen, habe sich bewahrheitet: "90 Prozent der Kunden lassen den Bon da", erzählt Ingrid Limberger, die zusammen mit Lutz Kasten Inhaberin der Gaststätte Walz ist. Auch die Rennerei wird nicht weniger, wenn auch mittlerweile alles eingespielt sei, so Limberger. Große Gaststätten besitzen schon einen Drucker am Gerät, in welches die Bestellungen eingetragen werden, um den Beleg vor Ort ausdrucken zu können, erzählt sie aus der Branche. Im Walz ist so ein Gerät bisher nicht zu finden, da sich dies für eine Gaststätte ihrer Größe nicht lohnen würde.

Anke Lieb, Besitzerin vom Gasthaus Krone in Bad Dürrheim, hätte bisher keine Diskussionen mit Gästen gehabt. Auch Simon Hipp, dem das Gasthaus Rössle gehört, kann keine große Veränderung feststellen, da die Ausgabe des Bons immer Gang und Gebe in der Gastronomie war. Er könne keine Kritik äußern, da die Bonpflicht in seiner Gaststätte kaum Veränderung brachte. Diese Ansicht teilt auch Dieter Murawski, Inhaber der Gaststätte Lehre-Post in Sunthausen. Einzig und allein die Länge des Kassenbelegs hätte sich verändert. Dieser muss nun fast doppelt so lang sein. "60 Prozent mehr Papier wird benötigt", berichtet Murawski. Auch Ingrid Limberger teilt mit, dass Bonrollen nun "ständig" gewechselt werden müssen.

Lage in Gastronomie verbessert sich

Allgemein verbessert sich die Lage der Gaststätten trotz der Corona-Pandemie wieder. Gutes Wetter, die Terrassennutzung und die Möglichkeit, wieder mit Freunden am Tisch zu sitzen, lockt die Kunden wieder in die Restaurants, was auch die Inhaber freut. Es sei fast wieder wie früher, kann Dieter Murawski erzählen, wenn auch auf den vorgeschriebenen Mindestabstand geachtet werden muss. Auch Anke Lieb sagt: "Schönes Wetter kommt bei Corona zu Gute, weil die Gäste draußen sitzen können." Die Situation entspannt sich wieder, stimmt auch Simon Hipp zu.

Unterdessen meldet die Deutsche Presseagentur (dpa), dass der CDU-Wirtschaftsrat eine längere Schonfrist für Einzelhändler bei der Umstellung auf die Bonpflicht fordere. "Die Kassenaufrüstung und die Bonpflicht belasten viele Betriebe in der aktuellen Krise unnötig. Abgesehen von den zusätzlichen Kosten für die Umrüstung der Kassen und für die Beschaffung entsprechender Bonrollen, löst die Belegausgabepflicht eine unverantwortliche Papierflut aus", sagte Wolfgang Steiger, Generalsekretär des CDU-nahen Verbands, kürzlich in den Medien. Der CDU-Wirtschaftsrat fordert eine Verlängerung der Übergangszeit bis zum 1. Januar 2022.

Ab Oktober drohen dann Bußgelder

Derzeitig gilt noch eine "Nichtbeanstandungsregelung" für das Nachrüsten elektronischer Kassen mit der so genannten "Technischen Sicherheitseinrichtung" (TSE) bis Ende September. Bis dahin bekommen Einzelhändler noch keine Mahnungen oder Bußgelder, wenn sie das Kassensystem noch nicht installiert haben.

Die durch eine längere Schonfrist gewonnene Zeit soll nach Auffassung des Wirtschaftsrats genutzt werden, um Rechtssicherheit auch für digitale Lösungen zu schaffen. "Ganz grundsätzlich benötigen wir in der aktuellen Phase des Re-Starts nach der Corona-Krise Konzepte zur Wiederbelebung der Läden mit Kundengeschäft, sonst hängen an vielen Geschäften in unseren Innenstädten zum Ende dieses Jahres Schilder mit der Aufschrift: Wegen Insolvenz geschlossen", mahnte Wolfgang Steiger.

Nur drei Prozent nehmen Bon wirklich mit

Zuvor hatte bereits etwa der bayerische Finanzminister Albert Füracker (CSU) wegen der Corona-Pandemie eine längere Schonfrist für die TSE-Einführung bis Ende März 2021 gefordert.

Ein halbes Jahr nach Einführung der Bonpflicht zieht die Bäckerzunft ein vernichtendes Fazit gegenüber der dpa. Nur maximal drei Prozent der Kunden würden den ausgedruckten Beleg mitnehmen, so die Mitteilung.