Ralf B. Herden referiert über Belagerung Straßburgs im Jahr 1870

Haslach (hd). "Die Belagerung von Straßburg 1870" war das Thema des Vortrags, den der Jurist, Historiker und Bürgermeister a. D. Ralf B. Herden im Rahmen der Vortragsreihe des Historischen Vereins und der VHS am Montag hielt. Er stellte diese Episode des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 anhand vieler Details sehr spannend dar.

Der kommandierende deutsche General August von Werder schätzte Straßburg als eine der am stärksten verteidigten Festungen Frankreichs ein, was jedoch nicht der Wirklichkeit entsprach. Sie hatte eine relativ schwache Besatzung, die Befestigungsanlagen waren veraltet und unzulänglich. Vor den Kampfhandlungen, die am 15. August 1870 begannen, hatten deutsche Truppen bereits sämtliche Rheinbrücken vor Straßburg sowie weitere Brücken der Bahnlinie Kehl-Appenweier gesprengt. Auch die Brücke über den Rhein-Marne-Kanal wurde zerstört. General von Werders Streitmacht bestand aus 50 000 Soldaten. Die Festung Straßburg stand unter dem Kommando des französischen Generals Jean-Jacques Uhrich, der etwa 23 000 Mann zur Verfügung hatte.

Am 23. August, so Ralf B. Herden eröffneten die deutschen Geschütze das Feuer auf die Stadt Straßburg. Elf Stunden dauerte die schwere Beschießung der Stadt. Sie verursachten starke Schäden auch an historischen Wahrzeichen wie dem Straßburger Münster. Am 24. August setzten 18 deutsche Batterien mit etwa hundert Geschützen das schwere Bombardement auf Straßburg fort. Die Schäden in der Stadt waren verheerend. Zerstört wurden unter anderem das Gemäldemuseum, die evangelische Neukirche, die Stadtbibliothek und das Stadthaus. Allein in der Stadtbibliothek wurden mehrere tausend mittelalterliche Manuskripte sowie rund 300 000 wertvolle Bücher vernichtet.

Das Elend der Straßburger Bevölkerung, so betone Ralf Herden, muss unbeschreiblich gewesen sein. Tausende Familien saßen in Kellern eingepfercht von Hunger geplagt. Erst am 25. August konnte man das riesige Ausmaß der Schäden in Straßburg erkennen. Keine Straße war von Zerstörungen, Geschosseinschlägen und Bränden verschont geblieben. Am 11. September traf eine Schweizer Delegation ein, um Kinder, Frauen, Alte und Kranke aus der Stadt zu evakuieren.

Erst am 27. September trat General Uhrich schließlich in Friedensverhandlungen ein, da sich die Festung Straßburg nicht länger halten ließ und der französische General blutige Straßenkämpfe vermeiden wollte. Am 28. September ergab sich Straßburg. Am 30. September hielt General von Werder mit seinen deutschen Truppen Einzug in die Stadt. Der Fall von Straßburg setzte die in der Belagerung gebundene Kräfte des deutschen General von Werder wieder frei und ermöglichte so die Annexion des Elsass durch die Deutschen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs..