Das Kabarettduo Max Beier und David Hang singt über neue Trends, Selbstoptimierung und Corona. Foto: Hübner

Einen gelungenen Start in die Saison 2022 legte das Theater im Deutschen Haus mit "Kabarett meets Comedy" hin. Die Mischung aus Musik und skurrilen Anmerkungen zu Start-up-Unternehmern, echten Männern und smarten Windeln begeisterte das Publikum.

St. Georgen - Ute Scholz freute sich nach einem Jahr Zwangspause über die Fortsetzung der Reihe. Normalerweise kopple man sie an die Kulturbörse in Freiburg, die falle zwar dieses Jahr aus, die Künstler seien aber trotzdem gekommen. Die Anmerkung sorgte für Applaus und Beifallsrufe. Scholz begrüßte auch etwa 40 Haushalte, die online dabei waren.

Lustige Erfahrungen als Hobbybastler

Gut gelaunt war Moderator Nektarios Vlachopoulos darüber, auftreten zu dürfen. Das fehlte ihm offenbar, gab er doch zu, dass er auch eine Handelsmesse für Katzenfutter moderiert hätte. So gewohnt sei er es, ständig unter Menschen zu sein, dass er irgendwann bei den Zeugen Jehovas geklingelt habe. Lustig waren seine Erfahrungen als Hobbybastler, als er einen Außenbordmotor zur Buchstütze umfunktionierte. Seine Fragen zum Eierkochen, die er im Internet stellte, sorgten für "unnötiges Meinungstourette" bei Ratgebern und viele Lacher beim Publikum.

David Werker präsentierte Auszüge aus seinem aktuellen Programm "Plötzlich seriös" und erklärte, dass es sich leichter lebe, wenn man nicht erwachsen werde. Zudem habe man mit dieser Einstellung 2016 Präsident in Amerika werden können. Er gab zu, 36 geworden zu sein, also eigentlich schon vor drei Jahren. Früher habe er sich heimlich aus dem Elternhaus zu Partys geschlichen, heute schleiche er sich von Partys weg, weil das Bett rufe.

Wenn "Dieser Weg wird kein leichter sein" bei der Hochzeit erklingt

Dass er doch noch nicht wirklich erwachsen ist, zeigte seine Frage "Sammeln sie Punkte?" gegenüber einer Supermarkt-Kassiererin mit Leberflecken. Nicht besonders gut kam seine Idee an, für eine Hochzeit den zu werfenden Reis vorher zu kochen und zur Feier "Highway to Hell" oder "Dieser Weg wird kein leichter sein" zu spielen. Vor dem zweiten Gast bewies der Moderator seine Wortgewandtheit mit erfundenen Buchstaben und einer Vokaltragödie, basierend auf Vokalgedichten, in denen nur ein einziger Vokal vorkommt.

Musikalisch zeigte sich das Kabarett-Duo Max Beier und David Hang, das über neue Trends, Selbstoptimierung und Corona sang, mit Texten wie "sieben Jahre Partnerschaft als Einzelhaft" oder "Inzidenz, Stufenplan, keiner checkt den ganzen Schmarrn". Ähnlich skurril waren Betrachtungen zu digitalen Bestattungen oder das Zwiegespräch zweier blasierter Start-up-Chefs, die zum Beispiel ergonomische Sitzmöbel für Fische erfanden, um Flossen-Arthrose vorzubeugen. Eine andere Idee war eine smarte Windel, bei der man das Endergebnis dank 3D-Drucker in natura sehen kann. Zum Schluss brachte ein Restaurant-Gast mit Zucker-, Gluten- und Laktose-Intoleranz einen Kellner zur Weißglut.

Rap mit Soundeffekten alter Computerspiele

Moderator Vlachopoulos beschrieb zum Vergnügen der Gäste Sex mit einer Frau, aber "mit 1,50 Meter Abstand sowie Mund- und Nasenschutz". Mit umgetexteten Auszügen aus "50 Shades of Grey" bewies er, dass Dirty Talk auf Schwäbisch nicht funktioniert.

Letzter Gast war Bumillo alias Christian Bumeder. Der Bayer sorgte nicht nur mit abstrusen Spitznamen seiner Kumpel für Vergnügen, sondern auch mit der Erkenntnis, ein "Deutsche Bahn"-Gesicht zu haben, das man schnell vergesse. Deshalb werde er bei einer Zugfahrt wiederholt kontrolliert. Ebenso lustig war sein Geständnis, ein moderner Mann zu sein, da er handwerklich total unbegabt sei. Eine Wand seiner Wohnung sei so mit Bohrlöchern übersät, dass es aussehe, als sei Actionstar Bruce Willis durchgelaufen. Über seine diesbezüglichen Bemühungen und "harte Männer aus Werbung der 70er-Jahre" sang er durchaus gelungenem bairischen Hip-Hop. Musikalisch ungewöhnlich war ein Rap mit Soundeffekten alter Computerspiele, in dem es um die ständige Leistungsbereitschaft in der Gesellschaft ging. Passend reimte Bumillo, sich "zum Affen wie Donkey Kong" zu machen oder was ein Jump’n’Run bringe, wenn man immer nur von Aktenschrank zu Aktenschrank springe. "Der beste Trick, den’s gibt, ist einfach einmal nichts zu tun", reimte er zum Schluss, und erntete viel Applaus vom Publikum. Ebenso wie die anderen Gäste, die zum Schluss gemeinsam auf die Bühne traten und mit Beifallsrufen belohnt wurden.