Gut gefüllt: die Stadthalle Balingen beim Auftritt von Martina Schwarzmann Foto: Szymanski

Die Kabarettistin Martina Schwarzmann hatte einen Auftritt in der Stadthalle Balingen. Manche Zuschauer haben Tränen gelacht. Gelacht über all den ganz normalen Wahnsinn, der überall lauert.

Den Wahnsinn, den die Menschen nur mit Humor verscheuchen oder sogar in positive Energie verwandeln können. Dieses „is hold a so und ned anders“ ist zugleich das Lebensmotto der brüllend komischen Kabarettistin aus dem befreundeten Nachbarland Bayern. Daran lässt sie das vor Vergnügen brodelnde Auditorium in der ausverkauften Balinger Stadthalle teilhaben.

Aufregend scheint sie nicht zu sein, ihre Welt. Sie lebt als Bäuerin, Hausfrau und Mutter von vier Kindern in einem Dorf bei Altomünster in Oberbayern. Ein Mikrokosmos, den Touristen meiden.

Warum lacht man eigentlich darüber, dass Martina Schwarzmann zwei Insekten beim Kopulieren erwischt, weil es so ruhig ist während des Lockdowns, dass sogar dieser Vorgang zu hören ist, und zwar „so laut wie das Britzeln von feuchtem Gras am elektrischen Weidezaun“.

Schwarzmann spielt ihr neues Programm „Einfach so“

Wir sind schließlich erwachsen und brauchen Orientierung in diesen Zeiten. Aber wir lachen hier und heute frei heraus oder in uns hinein – „Einfach so“, wie ihr neues Programm betitelt ist.

Wir lachen feixen, gackern, quieken, prusten, jubeln oder patschen vor Vergnügen die Hände. Über diese 44-jährige Frau, die nicht erwachsen werden will. Die so klug infantil ist, wie es nur Kinder sein können.

Martina Schwarzmann in Balingen Foto: Szymanski

Martina Schwarzmann ist ein Phänomen in der Kabarettwelt. Sie braucht nämlich keine Kunstfigur für ihre Botschaften, die keine sind. Sie trägt das Haar stets streng nach hinten gekämmt, zeigt viel Stirn, hat eine unspektakuläre Brille auf und irgendwas an über ihrer dunklen Strumpfhose. So sitzt sie dann auf einem hohen Stuhl, spricht, kichert. Die Gitarre ruht dabei auf den Knien.

Martina Schwarzmann bald 15 Jahre auf der Bühne

Zu Anfang ihrer nun schon bald 15 Jahre währenden Karriere als Rampensau beklagten viele, dass sie nur herumklampfe und das Gitarrespielen nicht beherrsche. Inzwischen gehört das Vor-Sich-Hinklampfen zu ihren Markenzeichen. Schließlich kommt es auf die Texte an.

Wie das Lied vom „zamgfahrna eitrockneta Frosch“ vor der Garage. Den laminiert sie und hält ihn denen vor die Nase, die es verdient haben: „Der Nächste bist Du!“ So tickt diese urkomische Nudel: Ein bissl Wahrheit, aber dann entwickelt sie daraus einen Kurzfilm, so farbig und so auf den Punkt gebracht, wie es nur in Boarisch möglich ist.

Und wir dürfen auch ein unverschämtes Hähähä von uns geben, wenn sie böse Worte ganz selbstverständlich einflicht. Ihr scheint nämlich „die Sonne auf den Arsch“, weil sie sich eben über alles freut.

Martina Schwarzmann findet „es so geil erwachsen zu sein, yeah, yeah“.

Über die Müllabfuhr, die alles mitnimmt oder dass morgens die Zeitung vor der Tür liegt – einfach so. Sie, die keine Mundmuskeln hat für Hochdeutsch, findet „es so geil erwachsen zu sein, yeah, yeah“.

Und einen Nebenerwerb betreibt sie auch – gelegentlich zumindest. Bei einem Paartherapeuten mit Kinderwunsch rückt sie mit ihrer Bagage an, um mit dem Paar ein Drei-Gänge-Menü zu zelebrieren. Der Kinderwunsch hat sich dann meistens schon nach dem ersten Gang erledigt.

Ihr Publikum fängt sie dann am Schluss noch einmal ein mit dem denglischen Country-Song „Laaf, Pony laaf“. Da wird ihre Stimme tief und rau, das Gitarrenspiel wild. „Da scheißt es mitt’n auf’d Straß‘.“ SUV-Fahrer hupen. „Gib Gas, Pony und laaf und lass’ die ganze Scheiße hinter dir.“ Wir wischen uns die Tränen aus den Augenwinkeln.