Die 39-jährige Apameh Schönauer ist Miss Germany 2024. Doch statt Glückwünschen sieht sich die Architektin massiven rassistischen Anfeindungen ausgesetzt. Die Jury verurteilt den Shitstorm.
Nicht mehr jung, nicht schön genug, und einigen ist sie auch nicht blond genug – auf X trendet die Miss-Germany-Wahl in Rust. Am Samstagabend wurde die Deutsch-Iranerin Apameh Schönauer im Europa-Park von einer sechsköpfigen Jury zur neuen Miss Germany gewählt. Die 39-Jährige arbeitet als Architektin in Berlin, ist Mutter und Gründerin der Organisation Shirzan, die sich für unterdrückte Frauen im Iran engagiert.
Seit der Wahl wird Schönauer im Netz angefeindet. Es gehe nur um „Wokeness“, Schönheit werde nun politisch definiert. Die einzig wahre Miss Germany sei AfD-Politikerin Alice Weidel, schreiben gleich mehrere. Bilder von Frauen in Burkas werden geteilt, darunter wird gemutmaßt, dass so wohl die Miss Germany in zehn Jahren aussehen werde. Vielen hier ist Schönauer nicht deutsch genug.
Organisator zeigt sich schockiert
„Wir sind ziemlich schockiert. So etwas haben wir noch nicht erlebt“, sagt Max Klemmer, CEO von Miss Germany Studios, dem Unternehmen hinter der Wahl. Kritik ist die Familie, die seit den 60er Jahren die Wahl organisiert, gewohnt. Doch der Shitstorm, dem die jüngste Gewinnerin nun ausgesetzt ist, hat auch ihn überrascht. Das habe eine neue Qualität. Apameh Schönauer selbst will die Organisation nun erst mal schützen, sie will sich zu den Angriffen nicht äußern. Nach ihrer Auszeichnung erklärte sie jedoch, sie wolle sich „mit der Sichtbarkeit und Reichweite von Miss Germany für Vielfalt einsetzen“ und starke Frauen in allen Lebensbereichen unterstützen.
„Sie passt nicht in das Weltbild der Rechten“, sagt Klemmer, der trotz Anfeindungen hinter der Gewinnerin und der Entscheidung steht. Der Contest sei kein klassischer Schönheitswettbewerb mehr, betont er. Im Jahr 2019 habe er ihn reformiert. Knappe Bikinis und Altersgrenzen gehören seither der Vergangenheit an. „Bei unserem Wettbewerb geht es nicht mehr um 90-60-90, sondern um Charisma und Auftreten.“ Er wolle Vorbilder wie etwa Unternehmerinnen, die Geschichten erzählen. Zu den nominierten Frauen gehörte etwa auch eine Sexualberaterin, eine Lehrerin oder eine Psychotherapeutin, die sich in Deutschland für die afrodeutsche Community einsetzt. Über die Kritik sagt er: „Das sind wenige, die sehr laut sind. Deutschland ist heute weltoffen und kulturell vielfältig.“