Die Ausstellung "Zwischen Heimat und Front" zog einige Besucher in das Junginger Heimatmuseum. Foto: Maute

Heimatgeschichte: Ausstellung zum 1. Weltkrieg / Junginger Historiker Casimir Bumiller hält Vortrag

Jungingen - Auf der einen Seite gab es die Familie, den Alltag. Auf der anderen Krieg, Angst und Ungewissheit. "Zwischen Heimat und Front" lautet der Titel einer Ausstellung zum Ersten Weltkrieg, die im Junginger Heimatmuseum zu sehen ist.

Kriege – das sind, egal wo sie stattfinden, kollektive Katastrophen. Hinter dem großen Ganzen stehen stets viele Einzelschicksale, die die Geschichte von Städten, Dörfern und nicht zuletzt Familien prägen. 205 Junginger mussten in den Krieg ziehen, 25 sind im Ersten Weltkrieg gefallen, ist auf einer der Tafeln vermerkt, die bei der von der Arbeitsgemeinschaft Heimat initiierten Ausstellung zu sehen ist.

Im Heimatmuseum thematisiert diese auf 36 Plakaten und in drei Vitrinen das Schicksal von Söhnen, Vätern, Ehemännern und Brüdern, die im Ersten Weltkrieg an die Front mussten und deren oftmals einzige Verbindung zu ihren Lieben die Feldpost darstellte. Ein Lebenszeichen in Form eines Briefes oder einer Karte zu erhalten, war sowohl für die Soldaten als auch für ihre Familien in der Heimat essenziell.

Einen Karton mit Briefen seines Vaters und vier von dessen Brüdern, die alle im Krieg waren, hatte der Historiker und gebürtige Junginger Casimir Bumiller mitgebracht, der für einen Vortrag zum Thema gewonnen werden konnte.

20 bis 30 Feldpostbriefe seien es jeden Tag gewesen, die der Postbote in Jungingen austragen habe, erklärte der Referent; darunter auch Briefe und Karten von fünf Söhnen aus der Familie seines Großvaters, des Heimatdichters, Wagners und Gastwirts Casimir Bumiller (1861-1930). Neben Rudolf, Otto und Eugen mussten auch Friedrich und Casimir in den Krieg ziehen.

Die meisten Briefe, die die Brüder von der Front nach Hause schickten, seien an ihre Schwester Frieda adressiert gewesen, ließ Bumiller die Anwesenden wissen. "Es muss eine enorme Vertrautheit und Wärme zwischen den Geschwistern geherrscht haben", beschrieb er das innige Verhältnis, das auch die Kriegszeit überdauerte.

Jeder der Briefe, so wurde beim Vortrag deutlich, gibt Aufschluss über den individuellen Charakter des Verfassers und ist somit ein sehr persönliches, für die Nachkommen äußerst wertvolles Dokument. Während der künstlerisch und kreativ veranlagte Friedrich eher kurz fasste, sind etwa die Briefe Rudolfs ausführlicher.

In vielen der schriftlichen Zeugnisse aus der damaligen Zeit spiele die Versorgung der Soldaten eine große Rolle, so Bumiller. Auch in der Korrespondenz, die seine Familie betraf, ist von Kartoffeln, Käse und Flädle die Rede, die neben Wurstwaren, Butter und Honig an die Front geschickt wurden. Details der Einsätze schildere etwa sein Vater hingegen seltener, erläuterte der Referent. "Für die Gebrüder Bumiller ging der erste Weltkrieg eher unspektakulär zu Ende", erklärte der Referent am Ende seines Vortrags.

Die Schicksale weiterer unmittelbar betroffener Junginger, die ebenfalls in den Krieg ziehen mussten – der Jüngste war gerade einmal 18 Jahre alt – dokumentiert ebenfalls die Ausstellung, die Matthias Bumiller unter Mithilfe von Ludwig und Klaus Bosch federführend gestaltet hat. Dank der Unterstützung der Einwohner, die alte Unterlagen und Bilder beisteuerten, konnte umfangreiches Material zusammengetragen werden. Vom Großvater von Matthias Bumiller, Bartholomäus Bumiller, stammt noch ein ganz besonderer Dachbodenfund, der ebenfalls im Museum zu sehen ist: eine Matrosenuniform samt Seesack. Und auch im Archiv schlummerte noch so mancher alte Schatz.

Die Anregung zur Ausstellung gab der Junginger Bürgermeister und Vorsitzende der AG Heimat, Harry Frick, der am Sonntag die Gäste im Museum begrüßte.