Jugendmusikschulleiter Stefan Riethmüller in der Instrumentenkammer der Musikschule. Derzeit entscheiden sich viele Nachwuchsmusiker, welches Instrumenten sie im kommenden Semester hier lernen wollen. Die Musikschule berät sie dabei. Foto: Stopper

Stefan Riethmüller, Leiter der Jugendmusikschule Hechingen gibt Eltern Tipps.

Hechingen - Was will das Kind denn nun eigentlich? Trompete lernen oder Geige? Klavier, Tuba oder doch lieber Querflöte? Fragen, die die Musikschule Hechingen und Umgebung derzeit stellt, um die neuen Klassen zu bilden. Musikschulleiter Stefan Riethmüller gibt ein paar Antworten.

Herr Riethmüller, was tun, wenn das Kind Schlagzeug lernen will oder Tuba, aber die Nachbarn lärmempfindlich sind?

Oh! Naja, es gibt beispielsweise elektronische Drums, und für Blasinstrumente gibt es Dämpfer. Aber grundsätzlich muss man räumliche Situationen schon mit berücksichtigen. Ein Schlagzeug braucht auf jeden Fall Platz, und selbst ein E-Piano muss ja irgendwo stehen. Solche Fragen muss man bei der Auswahl des Instruments schon mit berücksichtigen.

Und wenn ein Drittklässler unbedingt Tuba spielen will, obwohl er selbst kaum größer ist als das Instrument?

Dann sagt man "du muscht noch a bissle verschpra, und denn kommsch in zwei Jahren wieder" – Nein, im Ernst: Es gibt spezielle Blechblasinstrumente für Kinder, und man kann ja auch mal mit dem Tenorhorn anfangen. Tatsächlich braucht man für manche Instrumente körperliche Voraussetzungen, sonst wird es schwierig.

Für was denn zum Beispiel?

Blechblasinstrumente brauchen einen größeren Druck beim Reinblasen als Holzblasinstrumente. Das muss man ausprobieren, was einem da besser liegt. Dafür machen wir ja die Instrumentenvorstellungen, damit die Kinder mal ein Mundstück ausprobieren und sich ein Instrument mal in Ruhe anschauen können.

Weiß nicht jeder, was eine Trompete ist?

Wenn ich in Schulklassen gehe, stelle ich fest, dass manche wirklich nicht wissen was eine Trompete ist, dass ihnen nicht mal bewusst ist, dass es Instrumente gibt, die man selbst spielen könnte. Manche halten sich dann erschrocken die Ohren zu, wenn ich damit zu spielen beginne. Aber viele Kinder sind auch bei uns in der Früherziehung. Die lernen da schon die verschiedenen Instrumente kennen.

Gibt es Unterschiede zwischen Mächen und Jungen bei der Instrumentenwahl?

Tatsächlich entscheiden sich mehr Mädchen für Querflöte oder Geige, Jungs eher Schlagzeug oder Trompete. Aber die Grenzen verwischen sich.

Was ist das am häufigsten unterrichtete Instrument?

Blockflöte, klar, das steht für die meisten am Anfang. Danach folgt das Klavier, da haben wir aktuell 81 Schüler. Immer beliebter wird das Saxophon.

Und das unbeliebteste Instrument?

Unbeliebt würde ich wirklich nicht sagen, vielleicht eher wenig bekannt. Es ist das Fagott. Da haben wir hier in der Jugendmusikschule derzeit genau einen Schüler. Im Harfenunterricht haben wir sieben Schüler.

Wofür braucht man überhaupt so ein Fagott?

Es klingt toll, und mit dem Instrument wird man in jedem Orchester mit Handkuss genommen. Ein Blasorchester der Oberklasse muss das eigentlich haben. Fagottspieler sind wirklich allseits hoch geschätzt.

Kann ein Kind die Instrumentenwahl nach ein paar Monaten wieder ändern?

Das geht natürlich, kommt aber selten vor. Ich würde Eltern raten, gerade am Anfang zu schauen, ob das Kind mit einem Instrument glücklich ist. So lange ein Instrument nur ausgeliehen ist, ist der Wechsel kein Problem. Wenn schon ein teures Instrument gekauft wurde, ist das natürlich nicht so einfach.

Stichwort Geld. Muss man Instrumente sofort kaufen?

Nein, es gibt in der Regel die Möglichkeit, Instrumenten zu leihen.

Und wenn sich die Eltern die Unterrichtsgebühr nicht leisten können?

Da gilt das, was grundsätzlich bei Problemen hier gilt: Mich anrufen, mit mir reden. Dafür bin ich ja da. Wir können vom Musikschul-Zweckverband Sozialvergünstigungen bieten. Dafür kann man einen Härtefallantrag stellen. Das muss niemand peinlich sein. Wenn ein Kind wirklich ein Instrument lernen will, ist es uns sehr wichtig, dass wir das auch ermöglichen können.

Derzeit sammeln Sie Schüler für das nächste Semester, das nach den Sommerferien beginnt. Schwierig?

Wir sind mittendrin, endgültige Zahlen habe ich nicht. Aber im vergangenen Schuljahr hatten wir mit 1318 eine Rekordschülerzahl, und es sieht nicht so aus, als ob dieses Jahr weniger kommen. Corona hat uns keine Schüler gekostet. Es gab sogar in der Zeit, als wir nur Online unterrichten konnten, neue Anmeldungen.

Also keine Probleme?

Wann hat man schon mal keine Probleme? Im Elementarbereich mit unseren jüngsten Schülern war es schwierig, weil wir in viele Kitas während Corona nicht rein durften. Und die vorgeschriebene Kleingruppenbildung war auch nicht einfach. Für uns ist der Elementarbereich sehr wichtig. Hier bekommen die Kinder den Kontakt zur Musik und zum Musizieren. Das ist schon schade, wenn man hier Abstriche machen muss.