Gerhard Eppler, Cira Imperato und Anika Heimann (hintere Reihe von links) haben genauso viel Spaß wie die Workshop-Teilnehmer. Foto: Breisinger

"Momentan ist es eine ruhige Phase mit nicht so viel Projekten, so dass wir mehr Zeit haben für einzelne", hält der Balinger Streetworker Gerhard Eppler fest. Um den Jugendlichen trotzdem etwas zu bieten, fand nun ein Graffiti-Workshop statt.

Balingen - Unter der Regie von Eppler, Streetworker-Kollegin Cira Imperato und die Frommerner Künstlerin Anika Heimann alias "Zuckerwattepuffreis" wurde er auf dem Jugendplatz beim Bahnhof abgehalten. Mehrere Jugendliche nahmen daran teil. Die zwei überdachten Bereiche und die Bänke sollten künstlerisch gestaltet werden und in neuem Glanz erstrahlen.

Bunter und attraktiver

Diese Location wurde nicht ohne Grund ausgewählt. "Bis vor zweieinhalb Jahren haben sich hier regelmäßig zehn bis 15 Jugendliche getroffen, doch zuletzt ist dieser Platz etwas in Verruf gekommen und nicht mehr allen geheuer. Mit dieser Aktion möchten wir den Platz bunter und somit attraktiver gestalten", erklärt Eppler.

Mit "Zuckerwattepuffreis" war eine Expertin auf dem Gebiet der Streetart dabei. Die Künstlerin bietet regelmäßig Grafffiti-Workshops an und ist auch in Spraypaintings und Fotografie unterwegs.

"Die Szene hat sich mit den Jahren immer mehr professionalisiert, Es werden immer mehr Aufträge an Künstler vergeben und eher auf Motive als auf Schriften gesetzt“, sagt "Ani", die ein eigenes Atelier hat und bei Instagram mehr als 7500 Follower.

Verschiedene Techniken

Nach einer kurzen Einarbeitungsphase, in der "Ani" den Jugendlichen Spraytechniken sowie Freihand- und Schablonensprühen näher brachte, agierten die Teilnehmer schnell in Eigenregie. "Alle machen es richtig gut, man merkt, dass sie Spaß daran haben", so "Ani".

"Der Workshop ist zwar für dieses Jahr eine einmalige Angelegenheit, aber er könnte auch der erste Schritt für etwas Längerfristiges sein. Denn wir möchten die Ergebnisse auch dem Gemeinderat vorstellen", erklärt Eppler eine weitere Intention des Workshops. "Es wäre wirklich schön, wenn die Stadt Balingen mehr Wände für Graffitikünstler zur Verfügung stellt. Das ist auch die beste Prävention gegen illegale Graffiti", meint "Ani".

Raus aus der Isolation

Ihre eigene Arbeit betrachten Eppler und Imperato als wichtiger denn je. "Viele Jugendliche trauen sich immer noch nicht so richtig raus. Wir möchten sie aus ihrer sozialen Isolation herausholen", sagt Imperato. "Die psychischen Probleme unter den Jugendlichen haben seit zweieinhalb Jahren enorm zugenommen. Seit dieser Zeit mussten fünf junge Menschen unter 18 Jahre in Balingen in die Psychiatrie eingewiesen werden." Wichtig sei es laut Imperato, die Normalität beizubehalten. Eine neuerliche Schulschließung bezeichnet Eppler als "fatal".