Jennifer Schilling treibt gerne Sport. Gut, dass gleich hinter dem neuen Jugendraum eine Sportanlage entstanden ist. Foto: Sannert

Jennifer Schilling ist seit als Jugendsozialarbeiterin in den Bereichen offene Jugendarbeit und Schulsozialarbeit in Pfalzgrafenweiler tätig. Ein Porträt.

Pfalzgrafenweiler - "Bewegung macht den Kopf frei. Man kann abschalten, sich auspowern", weiß die Sozialpädagogin. Und: "Sport gibt Kindern Kraft, beim Sport können sie sich positiv ausleben." Seit dem Umzug des Jugendraums vom ehemaligen Schulhaus in den Neubau beim Schulzentrum im März 2020 bieten sich ihr dafür zahlreiche Möglichkeiten. Denn nun sind die Wege zu Sporthalle und Schulturnhalle, zur neuen Sportanlage und zum erst vor kurzem fertiggestellten Generationenplatz kurz. Und auch das Freizeitbad mit Hallen- und Freibad ist gleich um die Ecke.

Kurze und sichere Wege

Um zu allen Sportstätten zu gelangen, muss sie mit den Kindern und Jugendlichen nicht eine einzige Straße überqueren. Vor dem Umzug war das anders. Da mussten sich alle zu Fuß durch halb Pfalzgrafenweiler auf den Weg zur Sporthalle oder zum Spielplatz beim evangelischen Gemeindehaus machen. Der Wunsch nach einem Jugendraum beim Schulzentrum stammt von den Jugendlichen selbst. Sie hatten ihn beim Jugendforum unter der Leitung von Jennifer Schilling selbst ausgesucht.

Keine Zeit für Zigaretten

Um die älteren Kinder und Jugendlichen von der Spielekonsole wegzubekommen, bietet ihnen Jennifer Schilling an einigen Nachmittagen in der Woche zwischen 15.30 und 18 Uhr auf der Sportanlage die Möglichkeit zu gemeinsamen Spielen – ob Fußball, Basketball oder verschiedene Fangspiele. Zeit, in der die Jugendlichen weder ans Rauchen noch an Alkohol dächten, sondern bei Teamspielen ein Miteinander erlebten. "Wir verlieren zusammen, und wir gewinnen zusammen", sagt Jennifer Schilling, die noch einen weiteren Vorteil sieht. Denn schon oft hätten sich bei ihrem Sportangebot Kinder aus der Nachbarschaft getroffen, die vorher keinen Kontakt über die Schule hinaus zueinander hatten. Mit den Jüngeren geht die Sozialpädagogin oft auf den Generationenplatz, der viele Geräte bietet, um zu klettern, den Gleichgewichtssinn zu trainieren oder auf dem großen Sandspielplatz kreativ zu sein. Für alle ab 14 Jahren gibt es einmal im Monat den Mitternachtssport, bei dem von 22 bis 24 Uhr Fußball-, Handball, Basket- oder Völkerball und selbst Zombieball gespielt wird.

Derzeit Einzelkämpferin

Bisher hatte Jennifer Schilling gemeinsam mit dem Jugendreferenten der evangelischen Kirchengemeinde dazu eingeladen. Nach dessen Weggang ist sie mit den Jugendlichen allein und hofft, dass bald wieder Verstärkung kommt. Schließlich ist sie auch noch beim Ferienprogramm und bei den Sporttagen aktiv mit dabei.

Corona und die Folgen

Weil die Schulturnhalle in den vergangenen Monaten umgebaut wurde, konnte diese nicht genutzt werden. Manches musste deshalb ausfallen oder wurde, auch wegen Corona, ins Freie verlegt. Platz genug gebe es rund um den Jugendraum ja, so die Jugendsozialarbeiterin.

Die Kombination ihrer beiden Aufgabengebiete sieht Jennifer Schilling als Vorteil und spricht von einem "großen Schatz". Denn die Kinder und Jugendlichen kennen sie von der Schule. Gibt es Probleme, können sie auch nach dem Unterricht zu ihr in den Jugendraum kommen. Ohne die Kombistelle müsste sie zu den Jugendlichen erst Vertrauen aufbauen, sagt Schilling, die im Jugendraum auch oft Besuch von ehemaligen Schülerinnen und Schülern bekommt.

Lösung für Konflikte

Als Schulsozialarbeiterin weiß sie viel von Problemen mit Lehrern, im Elternhaus, und über Konflikte mit anderen Schülern. Um Letztere bereits in der Grundschule zu lösen, gibt es die Gruppen "Starke Tiger" und "Keep cool". Bei den "Tigern" geht es darum, Selbstwertgefühl aufzubauen, und ums Nein-Sagen. Einen kühlen Kopf zu bewahren und Aggressionen konfliktfrei abzubauen, lernen Kinder in der anderen Gruppe. Ganz gezielt werden dafür Konfliktlösungen geübt. Um wen sich Jennifer Schilling in einer der beiden Gruppen kümmern soll, das erfährt sie von Lehrern oder Eltern, die auf sie zukommen. Manchmal geht aber auch sie auf die Eltern zu.

Jennifer Schilling möchte aber auch Jugendliche in Entscheidungen in der Gemeinde, die sie betreffen, einbeziehen, und hat deshalb bereits zweimal zu einem Jugendforum eingeladen. Beim ersten ging es um den Standort für den neuen Jugendraum und um Busverbindungen zwischen Pfalzgrafenweiler und seinen Teilorten. Beim zweiten konnten die Jugendlichen mitbestimmen, wie der Jugendraum eingerichtet und wann er geöffnet werden sollte. Ihre Wünsche und Vorstellungen trugen die Jugendlichen dann jeweils in einer Gemeinderatssitzung vor.

Gerne in der Gemeinde

Jennifer Schilling arbeitet gerne in Pfalzgrafenweiler und auch mit den Kindern und Jugendlichen. Mit ihnen will sie deren Wünsche für die Zukunft bei einem dritten Jugendforum im kommenden Jahr erneut zusammentragen – sofern Corona dies zulässt.

Die Serie:

Kompassgeber und Lotse auf dem Weg ins selbstbestimmte Leben: So firmiert die hauptamtliche Kinder- und Jugendarbeit im Kreis Freudenstadt. Kinder und Jugendliche brauchen auch eine Zone, wo sie selbst mitgestalten, anpacken und mitbestimmen können. Gerade die Corona-Pandemie hat viele Kinder und Jugendliche im Kreis das extrem vermissen lassen, was Kinder- und Jugendarbeit auszeichnet: gemeinsame Freizeiterlebnisse und Begegnungen, das Aktivsein und Ausprobieren. Wie sieht die kommunale Jugendarbeit im Kreis aus? In einer Serie stellen wir die Einrichtungen vor.