Mitglieder der Stadt- und Ortschaftsverwaltung sowie des Fördervereins ehemalige Synagoge Rexingen begingen feierlich die Einweihung der Isenberg-Bibliothek. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder Bote

Wissen: In der ehemaligen Synagoge in Rexingen wurde die Isenberg-Bibliothek eingeweiht

Horb-Rexingen. Eine große Bibliothek wurde im Gemeindesaal der ehemaligen Synagoge Rexingen eingerichtet. 3000 Bücher zur Geschichte und Literatur des Judentums, zu jüdischen Schriftstellern und auch Sachbücher, etwa zu Themenbereichen wie Kochen oder Reisen, warten auf Leser.

Am Sonntagnachmittag wurde die Isenberg-Bibliothek eröffnet, und die Gäste ließen es sich nicht nehmen, ein wenig in dem umfangreichen und auf zwei Räume verteilten Bücherbestand zu schmökern. Bibliothekarin ist Bea Zucker, sie betreut zu den Öffnungszeiten die Bibliothek im Erdgeschoss der Synagoge.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger erklärte in seiner Festrede, dass die Eröffnung bereits vor längerer Zeit geplant gewesen sei. Er begrüßte explizit den Pfarrer der evangelischen Landeskirche für das Gespräch zwischen Juden und Christentum, Jochen Maurer. Rosenberger erläuterte die Neugestaltung des Gemeindesaals "in einem der wichtigsten Gebäude der Stadt Horb".

So sei mit der Isenberg-Bibliothek ein wichtiger, neuer Erinnerungsort entstanden. Ausstellungsvitrinen wurden eingebaut, eine neue Fußbodenheizung installiert und Elektroanlagen und Beleuchtung wurden erneuert. 18 Fachfirmen und Unternehmen bauten und gestalteten den Umbau – seit den 1970er-Jahren sei nichts mehr verändert worden, so Rosenberger. Nun könnten die "Schätze in der Gedenkstätte" gesichtet und wahrgenommen werden.

Bereits vor zehn Jahren entstand die Idee zu einer Bibliothek

Umgesetzt wurde das große Umbauprojekt mit Leader-Fördermitteln. 1836/37 erbaut, erstrahle die ehemalige Synagoge nun wieder in neuem Glanz, so der OB. Die Baukosten belaufen sich auf derzeit 227 702 Euro, der Kostenplan wurde um rund 26 000 Euro unterschritten, freute sich Rosenberger mit den Mitgliedern des Synagogenvereins.

Heinz Högerle berichtete, dass bereits vor zehn Jahren die erste Idee zur Einrichtung einer Bibliothek in der ehemaligen Synagoge entstanden sei. Bücher und Archivalien vom ehemaligen Rexinger Pfarrer Heiner Lang legten den Grundstock.

"Als die Planungen für die Neugestaltung des ehemaligen Hauptraumes der Synagoge anstanden, waren wir uns im Vorstand des Synagogenvereins einig, dass wir in diesem Haus des Buches jetzt die angedachte Bibliothek verwirklichen sollten", erklärte Högerle. Wie man sehen könne, sei es dem Stuttgarter Architekten Jan Schröter gelungen, die Aufgabe gemeinsam mit der Schreinerei Göttler aus Nordstetten sensibel umzusetzen. Helmut Gabeli aus Haigerloch habe dem Synagogenverein den wichtigsten Teil seiner wohlsortierten Fachbibliothek zum Judentum, zur deutsch-jüdischen Geschichte, zur Shoa und zu Israel vermacht. Auch Bücher des 2010 verstorbenen Walter Looser-Heidger aus Rottweil seien Teil der Bibliothek geworden. Walter Looser-Heidger beschäftigte sich systematisch mit dem NS-Regime und dem KZ-Lagersystem. Aus dem Bücherbestand des ehemaligen Gästehauses Haas in Freudenstadt überließ Christa John dem Synagogenverein Bücher über Israel und zum christlich-jüdischen Dialog. Sybille Höschele aus Sulzburg sowie Hermann Schäffner vom Hauptstaatsarchiv in Stuttgart versorgten den Verein ebenfalls mit mehreren Bücherkisten. Högerle sagte, dass nun Schüler und Studenten, die Material für ihre Projektarbeiten zur jüdischen Geschichte benötigten, in der Isenberg-Bibliothek sicher fündig würden.

"Wir wünschen uns, dass die neue Bibliothek intensiv genutzt wird", betonte Heinz Högerle. Barbara Staudacher vom Synagogenverein ging auf den Namen der Isenberg-Bibliothek ein. So war Arnold Isenberg der letzte jüdische Lehrer in Rexingen. "Wir wissen nicht viel über ihn und seine Frau Friederike", führte Staudacher aus, "nur so viel: Sie kamen Mitte 1939 nach Rexingen und waren Lehrer der jüdischen Kinder in Rexingen."

Fundus enthält Bücher zu jüdischer Kultur, aber auch Romane israelischer Schriftsteller

Friederike und Arnold Isenberg waren 51 und 52 Jahre alt, als sie 1942 zusammen mit fünf anderen Rexinger Jüdinnen und Juden in das Durchgangslager Isbiza in Ostpolen deportiert wurden – keiner von ihnen hat überlebt. "In Zukunft wird diese Bibliothek mit ihrem Namen an die beiden erinnern", so Staudacher. Bea Zucker ging auf die Ordnungssystematik ein, nach der die rund 3000 Bücher geordnet sind. So können künftig Bücher zur jüdischen Mysthik, zu jüdischen festen, Bräuchen oder zur Thora und zum Talmud entliehen werden. Auch Romane israelischer Schriftsteller sind vorhanden, ebenso Reiseführer oder Bücher zur Landeskunde, zu Shavei Zion oder zu den israelisch-deutschen Beziehungen und zum Nahostkonflikt. Auch die Geschichte der NS-Zeit, der Deportationen, der Flucht und des Exils finden sich im Bücherbestand. Andrea Dettling, die IT-Spezialistin des Synagogenvereins erklärte, wie man die 3000 Titel ab dem kommenden Jahr im Internet finden kann. Lesungen aus verschiedenen Büchern der Isenberg-Bibliothek rundeten den Eröffnungsnachmittag ab. Carsten Kohlmann überreichte dem Verein eine alte Postkarte der Rexinger Synagoge sowie eine größere Anzahl von Nachdrucken der Postkarte für die Besucher der Isenberg-Bibliothek. Heinz Högerle freute sich sehr darüber. Er erklärte auch, wie die Isenberg-Bibliothek künftig genutzt werden kann. Dies ist jeden Sonntag während der Öffnungszeiten sowie nach Absprache mit Bea Zucker.