Bernd Richter feiert seinen 80. Geburtstag. In der Kommunalpolitik war er lange Jahre eine feste Größe. Foto: Fritsche

Bernd Richter hat sich neben seinem Beruf als Lehrer bei seinem politischen Engagement von der Sorge um die Bewahrung der Umwelt leiten lassen.

Am Montag, 3. April, feiert Bernd Richter seinen 80. Geburtstag. Er kann als Familienvater mit vier Kindern und sechs Enkeln, als Deutsch- und Englischlehrer, der in Deutschland und Südamerika gelebt hat, sowie als Stadt- und Kreisrat in der regionalen Politik auf ein reiches Leben zurückblicken.

1943 wurde Richter in Prag geboren und wuchs nach dem Krieg in Bayern in Bad Tölz auf. 1956 wanderten seine Eltern mit ihm nach Kolumbien aus. An der deutschen Schule in der Hauptstadt Bogota arbeiteten sie als Lehrkräfte. Er selbst macht dort sein Abitur.

Zum Studium schickten ihn seine Eltern nach Deutschland. In Tübingen studierte er Germanistik und Englisch, lernte dort seine zukünftige Frau Eva („Evi“) kennen, die sich für Französisch und Englisch eingeschrieben hatte. In den Englischkursen waren sie aufeinander getroffen.

In Bogota unterrichtet

Als Lehrer arbeitete er zuerst am Gymnasium in Calw, in späteren Jahren bis zur Pension am Gymnasium Schramberg. Als Ehegattin durfte seine Frau nicht gleichzeitig mit ihm am Gymnasium in Schramberg Lehrerin sein – so waren die Bestimmungen damals. Deshalb war sie am Gymnasium in Rottweil tätig. Irgendwann hatten seine vielen Anträge und Vorsprachen beim Schulamt endlich Erfolg: Es schickte ihn von 1979 bis 1986 zum Auslandsschuldienst nach Bogota an die deutsche Schule. So zog er mit seiner Frau und zwei Töchtern dorthin, die dritte Tochter wurde dort geboren, der Sohn in Schramberg, als sie wieder zurück waren.

Schon vor der Zeit in Kolumbien hat sich Richter in der Politik engagiert. Von Anfang an lagen ihm die Umwelt und die Ökologie am Herzen. Dies aus christlicher Überzeugung und vor dem Hintergrund, dass es wichtig sei, den Kindern die Erde zu bewahren.

Treffende Wortbeiträge

Zurück in Deutschland stieg er richtig in das Thema ein, machte mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen darauf und sich als Bewerber bei den Wahlen erfolgreich aufmerksam. Seit 1989 ist Richter Mitglied im Stadt- und Kreisrat und war als ÖDP-Mitglied Mitgründer der Liste Buntspecht, später gab es dann eine eigene ÖDP-Fraktion im Gemeinderat. Für die ÖDP war er sogar von 1993 bis 1995 Bundesvorsitzender gewesen und für 16 Jahre Landesvorsitzender.

Für eine wichtige Idee konnte Richter sich 150-prozentig engagieren und diese hartnäckig mit Nachdruck verfolgen. So wurde er eine feste Größe am Schramberger Ratstisch mit seinen nicht ausschweifenden, aber treffenden Wortbeiträgen in den Aussprachen zu den Tagesordnungspunkten.

Im Juli 2021 erlitt er einen Schlaganfall. Mitten in der Corona-Zeit war er im Krankenhaus und danach drei Monate in Elzach in der Frührehabilitation. Intensive Physio- und Ergotherapie, dazu viele Sitzungen mit dem Logopäden schlugen an. Seine Frau Evi konnte während der Zeit in der Elzacher Klinik ständig bei ihm sein, in seinem Zimmer wurde ein zweites Bett aufgestellt.

An der Politik interessiert

Zuhause ging es dann mit intensiver Therapie weiter und das hat sich ausgezahlt. Er kann sich im Haus allein bewegen, kommt alleine ins Auto. Diese Selbstständigkeit ist ihm wichtig, das war auch spürbar beim Besuch unserer Redaktion in seinem Haus. So begleitet er seine Frau zum Einkaufen oder geht mit ihr zu Veranstaltungen.

Auch von Corona wurden er und seine Frau nicht verschont. Mitte Oktober erkrankten beide gleichzeitig, so war er trotz der Isolation nicht allein.

Nach wie vor ist er an Politik und anderen Themen interessiert, schaut die Nachrichten im Fernsehen oder Filme, liest die Tageszeitung und Zeitschriften.

Lebensmut nicht verloren

Und da die passive Sprachfähigkeit nach wie vor funktioniert, hat er auch gerne Besuch. Seine Frau „übersetzt“ dann, falls es nötig ist. Schwer für ihn ist die Einschränkung der aktiven Sprache, wo diese doch als Lehrer und in der Politik das wichtigste Instrument für ihn war. Trotzdem hat er den Lebensmut nicht verloren und macht auch zu Hause unverdrossen mit der Logopädie weiter. Hoffnung macht ihm und seiner Frau, dass manchmal, wie zum Beispiel einmal beim Edeka an der Käsetheke, unerwartet ein ganzer Satz („Ich hab noch genug davon“) aus seinem Munde kommt. Er bleibt also am Üben dran und hofft, dass auch die aktive Sprachfähigkeit schneller zurückkommt.