Günther Meinhold, Ingrid Helber und Stephan Reuß (von links) freuen sich auf das Jubiläum 100 Jahre Schul- und Rathaus Stockenhausen. Foto: Laubengeiger

Der Bau des Schul- und Rathauses Stockenhausen hat ziemlich genau vor 100 Jahren begonnen. Dieses Jubiläum soll angemessen gefeiert werden.

Balingen-Stockenhausen - Vor genau 100 Jahren, am 12. Juli 1922, begann Zimmermeister Wolpert mit dem Aufrichten des Fachwerks beziehungsweise des Daches. Das ergaben die Recherchen zur Geschichte des architektonischen Kleinods im Balinger Stadtarchiv durch die Gemeinde- und Ortschaftsräte Ingrid Helber und Günther Meinhold. Die Inbetriebnahme des Gebäudes als Schul- und Rathaus erfolgte schließlich zum Beginn des Jahres 1923. Die zuletzt von der Stadtverwaltung festgestellten Schäden sollen nach und nach saniert werden.

Frommerns Ortsvorsteher Stephan Reuß und der Frommerner Ortschaftsrat haben aufgerufen, einen Arbeitskreis zur Vorbereitung der 100-Jahr-Feier zu bilden. Engagierte Bürgerinnen und Bürger von Stockenhausen haben schon mehrmals beraten und den 9. und 10. September 2023 für die Jubiläumsfeier vereinbart. Außerdem wird das von der Stadtverwaltung geforderte Nutzungskonzept des stattlichen Gebäudes ausgearbeitet.

Festschrift erscheint

Ortsvorsteher Reuß führt aus: "Wir wollen eine Festschrift herausgeben, um die Bedeutung des Bau- und Kunstdenkmals für den Teilort und die Stadt hervorzuheben." Ingrid Helber fand heraus, dass die Gemeinde den Vorgängerbau 1844 von Johann Martin Merz für 1511 Gulden gekauft hatte. In diesem "alten Schul- und Rathaus" befand sich auch die "Volksbibliothek" von Stockenhausen, für die 1878 laut einer Rechnung zehn Bücher gekauft worden sind. An dem ehemaligen Bauernhaus gab es laufend Renovierungen, bis eine Entscheidung getroffen werden musste.

Bürger stimmten über Rathaus ab

Günther Meinhold hält es für besonders bemerkenswert, dass der Gemeinderat von Stockenhausen im Februar 1921 auf dem Rathaus eine Bürgerabstimmung abhielt, ob ein neues Schul- und Rathaus oder nur ein Schulgebäude errichtet werden sollte oder ob das bisherige Schul- und Rathaus lediglich "einer gründlichen Reparatur unterworfen" werden solle. Unter drei Alternativen konnten sich die Bürger – und erstmals nach Einführung des Frauenwahlrechts auch Bürgerinnen – entscheiden, wovon zwei Drittel der Bevölkerung Gebrauch machten. Soviel zum Thema bürgernahes Handeln in der Kommunalpolitik kurz nach dem Ende der Monarchie.

Ein Fässchen Bier für den Zimmermeister

Obwohl der Zimmermeister 1922 die Arbeit "nicht zur Zufriedenheit ausführte insbesondere mit Nichteinhaltung des Termins", wollten Schultheiß und Gemeinderat "ein Fässchen Bier mit 25 Liter" bewilligen. Ortsvorsteher Reuß nimmt das schmunzelnd zur Kenntnis. Er hat schon mal einen historischen Bierkrug hervorgeholt und verspricht ein schönes Fest.