Artur Maier beendet nach nunmehr 76 Jahren seine aktive Mitgliedschaft als Sänger in der evangelischen Kantorei. Foto: Schuster

76 Jahre lang war er als aktiver Sänger in der evangelischen Kantorei tätig – nun zieht sich Artur Maier, gewissermaßen ein Urgestein unter den Sängern, zurück. Im Gespräch berichtet der 93-Jährige von seiner Zeit als Tenor im Chor der Kantorei.

St. Georgen - Er, dem das Singen nach eigener Aussage immer sehr viel Freude bereitete, müsse nun leider feststellen, dass seine Stimme allmählich dem zunehmenden Alter Tribut zu zollen habe. Probleme gebe es hier bereits seit einiger Zeit, und Corona habe auch für ihm wie für so manches andere Mitglied der Kantorei Auswirkungen gezeitigt, sagt der 93-jährige Artur Maier. Immer mehr ältere Kollegen seien nach und nach weggeblieben. Aktuell hinzugekommen sei bei ihm auch noch ein unglücklicher Sturz in seinem Haus, Anfang Juli.

Aber wie hat das mit dem Singen eigentlich angefangen? Artur Maier erzählt: Das Jahr 1945, Deutschland lag in Trümmern, der Krieg bald zu Ende. "Ich war schon ein gehöriger Lausbub zu der Zeit – an technischen Dingen interessiert, aber halt auch sehr neugierig."

Eine Begegnung weckt das Interesse am Singen

Der 16-jährige hatte für den Betrieb seines Vaters, die Firma A. Maier, sogenannte "Flugwacht", also die Beobachtung feindlicher Flieger, zu halten. Ihn aber interessierten vor allem die von der deutschen Luftabwehr abgeschossenen amerikanischen und britischen Bomber sowie die in der Maschinen verbauten elektronischen Teile, an die er versuchte, heranzukommen.

Kurze Zeit nach dem Krieg kam es für Artur Maier zu einer Begegnung, die sein bis dahin eher schwach ausgeprägtes Interesse am Singen erst so richtig weckte. Gerhard Zeggert, ehemaliger Breslauer Kirchenmusikdirektor, habe es, erzählt Maier, als Heimatvertriebenen in den Schwarzwald verschlagen. Er konnte in der ehemaligen Uhrenfabrik Haas als Flüchtling eine Wohnung finden. Ab 1946 sei Zeggert dann als Kantor und Organist bei der evangelischen Kirchengemeinde beschäftigt gewesen.

Kinderchor soll ins Leben gerufen werden

Nachdem es, erinnert sich Maier, bislang in der Bergstadt lediglich einen Frauenchor gegeben hatte, versuchte Gerhard Zeggert, einen Kinderchor ins Leben zu rufen. Dazu versandte er Einladungen, auch an die Mittelschule, die der junge Artur besuchte. "Unsere Mutter meinte, da mitzumachen, sei für uns Kinder sehr sinnvoll." Zunächst aber habe ihn vor allem das unglaublich virtuose Orgelspiel Kantor Zeggerts fasziniert. "Er hat mir damit musikalisch buchstäblich eine neue Welt eröffnet", erzählt Maier mit leuchtenden Augen.

Seit dieser Zeit sei er begeisterter Sänger – und das, ohne jemals das Notenlesen gelernt zu haben. So präge er sich bis zum heutigen Tag seine zu singende Partitur ausschließlich durch das Hören ein. In all den Jahren habe er an vielen wunderbaren Konzerten aktiv teilnehmen dürfen.

Auch außerhalb der Kantorei gefragt

Sein toller Tenor, berichtet Maier, sei bald auch außerhalb der Kantorei gefragt gewesen. So habe er immer wieder mal ausgeholfen, wenn andere Chöre ihn anfragten und Bedarf hatten – so etwa beim Sängerbund oder dem katholischen Kirchenchor. Zu Peter Dönneweg, dem ehemaligen Leiter der Jugendmusikschule (JMS), habe er stets eine ganz besondere musikalische Beziehung gehabt. Auch ihn und die JMS habe er gern gesanglich unterstützt.

Zusätzlich zur aktiven Mitgliedschaft in der Kantorei war Artur Maier auch beim Schwarzwaldverein sehr aktiv – so etwa über 25 Jahre hinweg als Vorstand. Und was ist mit dem Singen heute? "Hin und wieder biete ich meiner Haushaltshilfe nach dem Aufstehen einen Morgengruß dar – ein Lied aus der Gesangsprobe."