Peter Eisele inmitten seines Projektchors Foto: Pütz

Mit einem Jubiläumskonzert in Jettingen wurde jetzt die 50-jährige Dirigententätigkeit von Peter Eisele gefeiert. Überraschend für den Jubilar wurde er mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.

Es hört gar nicht mehr auf: Eine Schaar aus fast 60 Sängerinnen und Sängern bahnt sich den Weg durch den Mittelgang der Michaelskirche in Unterjettingen. Nimmt Aufstellung in dem zur Bühne umfunktionierten Altarraum. Dann, völlig unvermittelt, langsam und leise zaubert Ralf Brendele einen ersten sanften Bassakkord aus seinem Akkordeon.

Ungewohnte Harmonien gesellen sich hinzu, spielen um diesen einen „Orgelpunkt“. Langsam ist ein Rhythmus wahrzunehmen, das Tempo zieht an. Man meint fast, ein russisches Tanzlied zu hören und möchte mittanzen. Immer schneller. „Mazel Tov“: Alles Gute! Mit diesem jüdischen Glückwunsch ist das Publikum bereits mitten im Konzert und wird nun von Pfarrer Michael Lang begrüßt.

Herzenswunsch geht in Erfüllung

Für Peter Eisele geht mit diesem Konzert ein Wunsch in Erfüllung, mit allen seinen Chören und musikalischen Wegbegleitern der vergangenen 50 Jahre gemeinsam eine Art musikalische Messe zu gestalten. Das Konzert ist nach liturgischen Vorgaben aufgebaut: Ein erstes Grundgerüst bilden die Messteile „Kyrie“, „Gloria“, „Sanctus“ und „Agnus Dei“ aus der „Messe brève no. 7“ von Charles Gounod. Diese 1877 in C-Dur angelegte Messe besticht mit „eingängigem musikalischen Charme und mit überraschenden harmonischen Wendungen“ so Eisele. Sein Vokalensemble „Inspiration“ zeigt glänzend, was er damit meint.

Gemeinderat Hans-Martin Ott (links) verleiht Peter Eisele die Bürgermedaille. Foto: Pütz

Gefüllt wird dieser Rahmen mit weiteren musikalischen Leckerbissen, die auf dieses Konzert zugeschnitten zu sein scheinen: Bei der Komposition von „Alle Dinge dieser Welt“ muss J. Rutter wohl einen Chor wie diesen Projektchor vor Augen gehabt haben. Herrlich, wie fast 20 Männerstimmen einsetzen. Auch das von Gottlieb B. Bierey zur Mondscheinsonate komponierte „Kyrie“ geht unter die Haut. Eisele weiß genau, von wem er was singen lässt.

Chorgemeinschaft als mentaler Ausgleich

Ganz freie Hand lässt er Rainer Feuerbacher bei seinem Medley aus drei Liedern des Gospelchores Ebhausen. „Ich hoffe, das rächt sich nicht“, scherzt Feuerbacher. Und nein, es rächt sich nicht. Mit einer Singstimme, die an Elton John erinnert, beginnt er die ersten Zeilen: „We lift our hands (to You, oh God)…“, und „God gave me a Song“, beides Stücke des Oslo Gospel Choir. Und er spricht über eine Chormentalität, in welcher Fehler als Chance gesehen werden und man sich nach den Chorproben einfach besser fühlt als vorher.

Da das Credo in der Gounod-Messe fehlt, kann an dieser Stelle der Projektchor mit „Ich glaube an den Vater“ von Markus Pytlik und „Herr, Dein Wort ist Licht und Wahrheit“ (Koch/Wesley) glänzen. 

Bei einem Blues-Zwischenspiel spielt Ralf Brendele Akkordeon und Blues Harp gleichzeitig.

Konzert nicht nur mit, sondern für Peter Eisele

„Das Vater unser“ von Oskar G. Blarr hat Eisele selbst erweitert und leitet seinen Chor tänzerisch an. Die Querflöte von Regine Lang gibt diesem Stück – wie vielen weiteren – eine wundervolle Abwechslung, Margit Arndt-Leibinger macht mit ihrer Klavierbegleitung das gesamte Konzert erst komplett. Im direkten Kontrast steht mächtig „Das Gebet des Herrn“ aus Schuberts Deutscher Messe, bei welchem Eisele gekonnt und energievoll den gesamten Dynamikumfang seines Chores herausarbeitet. Seine 76 Jahre sind ihm auch nach diesem zweistündigen Konzert nicht anzumerken.

Der Leitgedanke dieses Konzerts, „Mögen sich die Wege vor Deinen Füßen ebnen“, ist schließlich ein Segenswunsch für Peter Eisele. Pfarrer Lang und so manch einer im Publikum singt leise, aber von Herzen mit. Das Konzert nicht wie geplant mit „Amazing Grace“ sondern spontan mit „Welch ein Freund ist unser Jesus“ („What a Friend We Have in Jesus“, Josef Scriven/Charles C. Converse) zu beenden, ist eine wunderbare Entscheidung. Als Ralf Brendle zu spielen beginnt und die knapp 60 Stimmen die Melodie leise mitsummen, kann man die Rührung im Kirchenschiff förmlich spüren.

Nach Konzert folgt Festakt

Nach dem Konzert ist für den Jubilar Peter Eisele lange nicht Feierabend: Beim Festakt möchten seine Wegbegleiter Glückwünsche überbringen.

Herrliche alte Fotos aus den Anfangsjahren werden auf die Leinwand projiziert, es werden Anekdoten erzählt und Gedichte vorgetragen. Die Jazzband spielt inhaltlich passende Stücke wie „As Time Goes by“, „My Way“ und „Non, je ne regrette rien“.

Jedes Ensemble bedankt sich mit einem Präsent, auch seine Frau Anita Eisele wird mit einem wirklich hübschen Blumenstrauß bedacht.

Auszeichnung des Chorverband

Die offiziellen Ehrungen dürfen für ein solches Lebenswerk natürlich nicht fehlen. So wird Peter Eisele vom Deutschen Chorverband für 50 Jahre Dirigententätigkeit ausgezeichnet, die Goldene Ehrennadel überreicht Gerhard Stähle, Finanzvorstand des Chorverbands Otto-Elben.

Vorstandsvorsitzender Wolfgang Leicht überreicht im Namen des Gesangverein Unterjettingen die Urkunde für 50 Jahre Vereinszugehörigkeit.

Bürgermedaille kommt überraschend

Und völlig überraschend wird Eisele die Bürgermedaille in Silber der Gemeinde Jettingen durch Gemeinderat Hans-Martin Ott verliehen. Eisele habe „entscheidende Weichen zum Fortbestand des Gesangvereins gestellt“, stellt Ott fest. „Unsere Gemeinde profitiert natürlich besonders von dem unermüdlichen Einsatz“, lobt er und verkündet den einstimmigen Beschluss des Gemeinderates, für die Verdienste, die Eisele „in der Gemeinde Jettingen und für die Gemeinde Jettingen“ erworben hat, die Bürgermedaille in Silber zu verleihen. Demensprechend gerührt ist auch Eisele bei seiner Rede.

Eiseles nächstes großes Projekt steht aber schon in den Startlöchern: ein Benefiz-Konzert für das Nagolder Hospiz am 18. Dezember in der Stadtkirche Nagold.