Christoph Sonntag auf der Bühne in der Jettinger Willy-Dieterle-Halle Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Humor: Schwäbischer Kabarettist mit dem Programm "Bloß kein Trend verpennt" in Jettingens Willy-Dieterle-Halle

Von Sugaring und Voice Messages, von Sling-Training und Hipstern – Begriffe wie eine Fremdsprache, die für die neusten Trends stehen. Die nahm Christoph Sonntag mit seiner spitzen, schwäbischen Zunge gekonnt auf die Schippe.

Jettingen. Etwa 500 Besucher lachten sich kaputt, als Christoph Sonntag mit "Bloß kein Trend verpennt" die Bühne der Willy-Dieterle-Halle eroberte. Eingeladen hatte ihn zum dritten Mal die 1. Narrenzunft Jettingen – und jedes Mal kam Sonntag ausnehmend gut an, erzählt Zunftmeister Marcus Gluth.

Schnell kam er auf das Thema Trends und fragte ins Publikum: "Warum kümmern wir uns um Trends? Warum soll ich ein Müsli essen, bloß weil mich die Werbung nervt?" Über die Kopfhörer seines neuen Handys konnte sich der Kabarettist nur wundern: Sie hatten keine Kabel. "So ein Angeber mit Hornbrille an der Kasse" habe ihm dann erklärt, das gehöre so, die funktionieren mit Bluetooth und müssen gepairt werden. Aber wie soll die Paarung gehen? Nachts in die Schublade legen und romantische Musik laufen lassen, stellte sich Sonntag vor.

Das war aber noch lange nicht alles. Es gibt ja noch Skype. "Man muss jetzt duschen vor dem Telefonieren", meinte Sonntag dazu trocken. Mit dem Begriff Hipster kann er auch etwas anfangen: "Hochdeutsches Wort für Seggel". Mit Siri hat der schwäbische Kabarettist bereits Freundschaft geschlossen. Er diktierte ihr eine Mail an das Finanzamt. Nicht wirklich das, was er sagen wollte, aber es gefiel ihm so gut, dass er sie einschickte – und vom Finanzamt kam nie was zurück.

Ein wiederkehrendes Element seiner Show ist die Beschreibung seines Tagesablaufes. Morgens bringt er seine Kinder in die Waldorfschule – eine Steilvorlage für eine ganze Reihe von Witzen über die dortigen Lehrmethoden. Danach bespricht er mit seiner Frau den Tagesablauf, was dem Lesen von AGBs gleichkomme. Fitness stand auch auf dem Programm. Vom Pilates, das wie "Krankengymnastik in der Sauna" sei, zu Sling-Training, "in Jettingen unter Bondage bekannt". Eine Stunde habe es gedauert, ihn wieder rauszuschneiden.

Das Sugaring, einen beim Shoppen entdeckten Trend, habe er ebenfalls ausprobiert – und dabei entdeckt, dass er Rückenhaare habe. Den Schmerz der Haarentfernung habe er genommen wie ein Mann: Er habe ganz laut nach seiner Mama geschrien. Wie "ein frisch geschlüpfter Delfin" – scheinbar das Schönheitsideal hinter diesen Behandlungen – habe er danach allerdings nicht ausgesehen, eher wie "ein frisch gerupftes Huhn".

Politik und Politiker bekamen an diesem Abend ebenfalls ihr Fett weg. Sei es zu Beginn bei einer kurzen Exkursion durch Europa, vorbei an Brexit und Maut, oder später bei seinem Ausflug in die USA zu Donald Trump, ein Mann, der der Beweis dafür sei, dass "der Hirntod erst viele Jahre später festgestellt wird". Als Bruder Christophorus las er ebenfalls einigen Politikern die Leviten und stellte sich vor, sie wären Vögel.

Sonntag steht nicht einfach nur auf der Bühne

Mit seinem Song "I muss gar nix", zu dem er auf der Bühne tanzte, ins Publikum stieg und die Zuschauer abklatschte, bewies er musikalisches Talent. Inklusive bunt beleuchteter Geige. Ein Christoph Sonntag steht eben nicht einfach nur auf der Bühne und zieht sein Programm durch. Er spricht die Leute an, greift einzelne heraus und lernt dadurch nicht nur ein Ehepaar kennen, sondern, erfährt auch gleich noch ihre Adresse.

Die beiden fanden sich an diesem Abend noch öfter im Programm. Charmant nahm Sonntag sie auf den Arm und heimste dafür einiges Gelächter ein. Überhaupt schien an diesem Abend jeder seiner Witze anzukommen und für schallendes Gelächter in der Halle zu sorgen. Sein Publikum war hin und weg von Christoph Sonntag.

Im nächsten Jahr feiert die 1. Narrenzunft ihr 25-jähriges Bestehen, unter anderem mit einem Kabarett-Auftritt. Zur Abwechslung ist diesmal "Dodokay" eingeladen. Er wird am 23. November in der Willy-Dieterle-Halle auftreten. Der große Jubiläumsumzug der Zunft steigt bereits in der nächsten Fasnet, am Sonntag, 10. Februar.