Am Kreisel vor Sulz wurde bis zuletzt gearbeitet. Foto: Thienes

60 Jahre haben die Einwohner gewartet. Neue Straße ermöglicht Entwicklung in der Ortsmitte.

Jettingen -Radelte Bürgermeister Hans Michael Burkhardt bislang über die gut dreieinhalb Kilometer der Nordumfahrung, konnte er die sieben Meter Breite gefahrlos nutzen und freute sich, dass sich auch andere für die Fortschritte des 9,8-Millionen-Euro–Projekts interessierten. Am Wochenende wird die K1030 nun feierlich freigegeben – nach 60 Jahren des Kampfes der Bürger.

Erstmals 1951 in der Zeitung erwähnt, stritt man sich jahrzehntelang zwischen Bürgern und Geschäftsleuten über mögliche wirtschaftliche Einbußen, bis mit der Wende 1989 die Mittel in den Osten abflossen und auch in den 90ern nichts übrig blieb.

Als Hans Michael Burkhardt 2004 als Bürgermeister antrat und den bislang angedachten Weg über eine Aufnahme ins Bundesverkehrswegenetz wegen bürokratischer Hindernisse in Frage stellte, um stattdessen eine Kreisstraßen-Lösung zu verfolgen, kam die Sache ins Rollen.

Der gemeindliche Antrag, die Eminger- und die Sulzer Kreisstraßen draußen vor dem Ort zu verbinden, wurde positiv beschieden.

Bundesstraße bleibt Ortsdurchfahrt

Die Bundesstraße indessen bleibt – "vorerst", wie Burkhardt mit einem Augenzwinkern formuliert – was sie ist: die Ortsdurchfahrt. Diese werde um die Hälfte des Verkehrs entlastet, der bislang mit 20.000 Fahrzeugen pro Tag an den Nerven der Anwohner nagte. Vor allem der Schwerlastverkehr werde nach der Bewegung von 120.000 Kubikmeter Erde den komfortableren Weg außen herum vorziehen, ist man zuversichtlich.

Freilich werde der Rest – wegen des Gewerbegebiets im Westen – als Quell- und Zielverkehr erhalten bleiben. Dessen eigener Anschluss werde nach einer ersten Anlaufphase der jetzigen Lösung wohl weiter diskutiert.

Von den Gesamtkosten trägt der Kreis – obwohl Bauherr – zehn Prozent, wobei ihm der Unterhalt zukommen wird. Rund 65 Prozent werden über das GVFG (Gemeindeverkehrsfinanzierungs-Gesetz), also vom Land finanziert, und die Gemeinde wendet ein Viertel auf, rund 2,5 Millionen Euro. Diese würden sich inklusive aller Bebauungsplan- und weiteren Planungskosten auf rund drei Millionen summieren, sagt Burkhardt.

Drei Beton-Kreisel mit 45 Metern Durchmesser und fünf Unterführungen wollen finanziert sein und erforderten neben der Strecke zwölf Hektar Bauland.
Die Unterführungen sind zwei Geh- und Radwege zum Sportplatz Oberjettingen und am Sulzer Weg sowie der landwirtschaftliche Weg zu den Höhenhöfen und die Unterführung unter der einzigen Brücke am Wasserturm hindurch. Zusätzliche zwölf Hektar kamen für die Ausgleichsfläche auf der Herrenplatte hinzu.

Dank einer Wald-Natur-Weidefläche musste der ohnehin strapazierten Landwirtschaft nicht mehr Grund abgerungen werden. "Das erhöhte die Akzeptanz", sagt der Schultes.
Neben 190 Laubbäumen werden im Herbst noch unzählige Sträucher gepflanzt. Früher schon schmücken die Kunstleitpfosten aus den Werkstätten dreier Jettinger Schulen und einer Kunstgruppe zumindest die Kreisel.