Horst Hiller inmitten einer seiner neu wachsenden Blühstreifen Im Mai wurden die Saatmischungen ausgebracht Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Initiative: Etwa 40 Brutpaare im Gäu / Kommunen, Landwirte, Jäger und Naturschützer arbeiten zusammen

Seit den 70er-Jahren hat die Rebhuhn-Population in Baden-Württemberg um etwa 70 Prozent abgenommen. Mit verschiedenen Maßnahmen wird versucht, dem entgegenzuwirken. Eine davon ist das Rebhuhn-Schutzprojekt im Gäu.

Jettingen/Mötzingen. Angelaufen ist die Aktion im Jahr 2016 mit vielen Beteiligten: Die Kommunen Jettingen, Bondorf, Mötzingen und Gäufelden nehmen teil. Und Landwirte wie auch Jäger und Naturschützer engagieren sich dafür. Koordiniert wird das Projekt durch den Landschaftserhaltungsverband (LEV) des Landkreises Böblingen.

Über acht Hektar Fläche umfasst das Maßnahmengebiet in allen teilnehmenden Gemeinden. Etwa 40 Brutpaare leben hier – "eine der größeren Restpopulationen im Südwesten", wie es in einer Pressemitteilung des LEV heißt.

Durch das Aussäen von Blühstreifen wird ihnen neuer Lebensraum eröffnet, eine Nahrungsquelle und eine Rückzugsmöglichkeit gegeben.

Besonders in den Herbst- und Wintermonaten, wenn die Felder abgeerntet sind, finden die Rebhühner hier Unterschlupf.

Einzelne Landwirte und Jäger hätten bereits rückgemeldet, "dass einige der im Zuge des Projektes angelegten Buntbrachen von den Rebhühnern als Bruthabitate genutzt werden", berichtet LEV-Geschäftsführer Ralf Wegerer.

Revierförster Ulrich Alber trifft immer mal wieder auf die Vögel, wenn er mit seinen beiden Jagdhunden auf den Feldern unterwegs ist. Besonders beim neuen Wasserturm in Jettingen würden sich die Tiere aufhalten.

Neu war für ihn allerdings eine Sichtung hinter der Jettinger Nordumfahrung, gegenüber vom Friedhof Richtung Nord-Osten. "In dem Bereich habe ich zuvor fast 20 Jahre lang keine Rebhühner gesehen", erzählt Alber erfreut. Eine erste, "leicht positive Tendenz", so Alber, auch wenn es für eine Prognose noch zu früh sei.

Auf etwa 4,4 Hektar erstrecken sich die Blühstreifen in Jettingen und Mötzingen. Fünf Landwirte aus beiden Gemeinden beteiligen sich an dem Projekt. Einer von ihnen ist Horst Hiller aus Mötzingen.

Der 56-Jährige stellt von seinen rund 20 Hektar landwirtschaftliche Fläche etwa 70 Ar für die Rebhühner zur Verfügung. Und damit auch für andere Tierarten, von Feldhasen bis hin zu Insekten. Denn die Blühstreifen nützen bei weitem nicht nur den Vögeln.

Für Horst Hiller ist genau das das Gute an dem Projekt, besonders im Winter, wenn alles abgeerntet und karg sei. Sogar Rehe habe er schon in den Blühstreifen stehen sehen.

"Ich hatte für Tiere immer ein bisschen ein Herz", erklärt Horst Hiller die Beweggründe für seine Teilnahme. "Das ist Natur, das muss man erhalten." Die Tiere hin und wieder zu sehen, freue ihn außerdem.

Auch Mötzingens Bürgermeister Marcel Hagenlocher betont den vielfältigen Nutzen der Maßnahmen, für Rebhühner sowie die verschiedensten Insekten und Käfer. Als kleines Sahnehäubchen kommt oben drauf, dass die Blühstreifen für Spaziergänger schön anzusehen sind.

Hagenlocher freut sich besonders über die Bereitschaft seitens der Landwirte, teilzunehmen. Schon bei der Infoveranstaltung zu Beginn des Projekts sei die Resonanz gut gewesen und drei Landwirte seien auch gleich eingestiegen. "Das Besondere an dem Projekt ist, dass es ein Gemeinschaftsprojekt ist", so der Bürgermeister. Alle Akteure, alle, "die in der Flur unterwegs sind", seien von Anfang an dabei gewesen.

Naturschützer, Jäger und Landwirte hätten ein "großes Interesse an der verstärkten Wiederansiedlung des Rebhuhnes", wie auch Jettingens Bürgermeister Hans Michael Burkhardt versichert.

Immerhin seien die Gäuflächen traditionell ein Rebhuhngebiet.

Ob dem Rückgang der Rebhuhn-Population nachhaltig entgegengewirkt werden kann, wird sich wohl frühestens in ein paar Jahren zeigen. Doch schon jetzt dient das Rebhuhn-Schutzprojekt wohl zumindest den anderen Tieren, die auf den Feldern und Wiesen der Region unterwegs sind.