Der neue papst Franziskus betet an seinem ersten Arbeitstag früh in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom. Foto: dpa

„Wir sind Papst“ – für die Frankfurter Jesuiten stimmt der Satz immer noch: Franziskus weilte als Studierender an der Hochschule Sankt Georgen. Viele erinnern sich noch an ihn – und freuen sich über seine Wahl.

Frankfurt/Freiburg - Dem neuen Papst Franziskus ist Deutschland gut bekannt. Der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio verbrachte 1985 drei Monate an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Er habe an der kirchlichen und staatlich anerkannten Hochschule aber weder studiert noch promoviert, sagte eine Sprecherin am Donnerstag in Frankfurt.

Der Jesuit habe sich in Sankt Georgen unter anderem mit dem Pastoraltheologen Michael Sievernich über das Thema seiner Doktorarbeit, das Leben und Wirken des Religionsphilosophen Romano Guardini (1885–1969), beraten. Geschrieben habe er die Arbeit dann jedoch in Buenos Aires. Sievernich lernte ihn als „sehr interessierten, zupackenden Menschen“ kennen. „Er hat einen besonderen Zugang zu denKranken und Armen und ist in der Seelsorge verwurzelt“, sagte der 68-jährige Professor hr-online.

Die Wahl des Kardinals von Buenos Aires zum Oberhaupt der Katholischen Kirche ist von den Studierenden und Lehrenden der Jesuitenhochschule mit großer Freude aufgenommen worden. „Wir waren total verblüfft“, sagte Wendelin Köster, Rektor des Kollegs Sankt Georgen, am Donnerstag. Vor allem sein schlichtes Auftreten habe imponiert und sei programmatisch zu sehen.

„Ein Papst aus Lateinamerika ist ein Zeichen der Globalisierung der Kirche“

Die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen ist eine private katholische Hochschule in jesuitischer Trägerschaft mit etwa 350 Studierenden und 40 Dozenten. Der 1926 gegründeten Hochschule ist ein Priesterseminar und ein Jesuitenkolleg angeschlossen.

„Ein Papst aus Lateinamerika ist ein Zeichen der Globalisierung der Kirche“, sagte Dirk Ansorge, Professor für Dogmatik in Sankt Georgen, unserer Zeitung. Viele Katholiken lebten in Lateinamerika, und dass jetzt auch der Papst aus dieser Region stamme, sei noch einmal eine Bestätigung dieser Entwicklung. „Ich vermute, da er von der Peripherie kommt, wie er selbst gesagt hat, dass er auch sehr stark den weltkirchlichen Charakter der Katholischen Kirche zur Geltung bringen wird“, erklärte Ansorge. Dass Bergoglio nicht aus der Kurie komme, lasse erwarten, dass die stärkere Verantwortung der Ortskirchen an Gewicht gewinnen wird.

Dagegen hat man in Freiburg vergeblich gehofft, Spuren des neuen Pontifex in Südbaden finden zu können. Papst Franziskus kann nicht auf ein Studium in Freiburg verweisen. Der 76-jährige Bergoglio war nie eingetragener Student der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und wurde dort auch nicht promoviert. Dies haben am Donnerstag Recherchen des Uni-Archivs ergeben, sagte ein Sprecher der Hochschule. Die Universität war aktiv geworden, nachdem es entsprechende Spekulationen und Berichte gegeben hatte.

Möglich sei jedoch, dass der Theologe im Rahmen eines unabhängigen Forschungsaufenthalts vor Jahrzehnten Freiburg oder andere Orte in Deutschland besuchte, hieß es. Hinweise darauf gebe es aber, zumindest in Freiburg, nicht.