Am Neujahrsmorgen lesen sich erste Bilanzen deutlich friedlicher als vergangenes Jahr – doch es gab auch wieder Krawalle und Verletzte, sogar Tote wegen Böllern.
Polizisten und Feuerwehrleute sind auch in dieser Silvesternacht mit Böllern und Raketen attackiert worden - im Vorjahresvergleich scheint der Jahreswechsel aber friedlicher verlaufen zu sein. In der Hauptstadt war die Polizei mit ihrem großen Aufgebot oft schnell an kritischen Stellen, um Ansammlungen mit aggressiven Menschen aufzulösen. Viele mutmaßliche Täter wurden festgenommen, meist wegen gefährlichen Missbrauchs von Feuerwerk. Es gab auch schwere Unfälle, die teils tödlich endeten.
In Bayern starb ein 18-Jähriger an Verletzungen wegen eines Böllers. Der junge Mann hatte nach bisherigen Informationen der Polizei in Eschlkam in der Oberpfalz einen Böller in ein Kunststoffrohr geworfen, um ihn darin explodieren zu lassen, wie ein Sprecher mitteilte. Als er mit dem Kopf über dem Rohr gewesen sei, sei der Böller explodiert und habe den 18-Jährigen im Kopfbereich verletzt. Auch im rheinland-pfälzischen Koblenz starb am Silvesterabend ein 18-Jähriger beim Zünden eines Böllers. Ein 40-Jähriger hatte bereits am Samstag in Berlin nach Polizeiangaben beim Zünden einer Signalrakete eine Hand verloren.
Berlin im vergangenen Jahr besonders betroffen
In der Silvesternacht 2022/2023 hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten sowie Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin. Diesmal zog die Polizei dort in der Nacht eine erste positive Bilanz. „Wir sind zufrieden mit unserem Einsatz, wir haben die Feuerwehr erfolgreich geschützt“, sagte ein Berliner Polizeisprecher gegen 3.00 Uhr am Neujahrsmorgen. Der Silvesterabend sei für die Polizei bis nach Mitternacht besser gelaufen als im Vorjahr. Ein Sprecher der Feuerwehr sprach von einem „normalen Silvester“.
Die Berliner Polizei nannte in der Nacht zunächst die Zahl von 15 verletzten Polizisten. Es habe 300 vorläufige Festnahmen gegeben, viele wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz. Diese Zahlen dürften noch steigen. Die Polizei wollte am Neujahrstag neueste Zahlen und Details nennen.
Berlins Innensenatorin Iris Spranger schrieb am Vormittag auf X (vormals Twitter), trotz deutlich mehr Einsatzkräften im Stadtgebiet gebe es „vergleichsweise wenig Verletzte bei der Polizei“. Im Dienst waren in der Hauptstadt fast 5000 Polizisten, um Krawalle wie vor einem Jahr zu verhindern. Das war das größte Polizeiaufgebot in einer Berliner Silvesternacht.
Hartes Vorgehen der Polizei bei Randale angekündigt
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte am frühen Abend ein hartes Vorgehen der Polizei bei Randale angekündigt. Man habe viel für die Prävention getan, sagte Wegner. „Und heute ist die Nacht, wenn’s denn notwendig ist, die Nacht der Repression.“
Im ganzen Stadtgebiet Berlins kam es laut Polizei immer wieder zu Beschuss mit Böllern und Raketen auf Polizisten und Feuerwehrleute. Besondere örtliche Schwerpunkte habe es dabei nicht gegeben. Viele sehr laute Explosionen deuteten auch auf illegale Böller hin.
Im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) wurden zahlreiche Menschen mit Böllerverletzungen behandelt. Inzwischen seien 22 Patienten mit schweren Augenverletzungen, Brandwunden und Sprengverletzungen an den Händen sowie im Gesicht versorgt worden, teilte die Klinik kurz nach 4.00 Uhr auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit. Das UKB sprach von teils „dramatischen Amputationsverletzungen“.
Vor dem Brandenburger Tor in der Hauptstadt feierten bei der traditionellen Silvesterparty Zehntausende ausgelassen in das neue Jahr. Erstmals seit der Corona-Pandemie gab es wieder ein Höhenfeuerwerk. Etwa 45 000 Besucherinnen und Besucher waren trotz zeitweisen Regens zur ZDF-Silvesterparty gekommen. Laut Veranstalter war die Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule für 65 000 Menschen ausgelegt. Das ZDF übertrug die Party wieder live als Show mit dem Namen „Willkommen 2024“. Für Stimmung sorgten etwa Ayliva, Luca Hänni und Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys.
Trotz vieler Polizeieinsätze verlief die Silvesternacht auch in mehreren Großstädten Nordrhein-Westfalens nach ersten Erkenntnissen der Polizei überwiegend glimpflich. In einer vorläufigen Einschätzung der Landesleitstelle war am Morgen gegen 8.20 Uhr von einer „silvestertypischen Nacht“ die Rede.
Hohe Sicherheitsmaßnahmen am Kölner Dom
Am Kölner Dom wurde der Jahreswechsel nach einem Terroralarm unter hohen Sicherheitsmaßnahmen gefeiert. Dabei lief vorerst alles weitgehend ruhig ab. „Ein paar Böllerwerfer, einige Ingewahrsamnahmen, nichts Ungewöhnliches“, sagte ein Polizeisprecher gegen 1.30 Uhr. Auf der Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz sei es weitgehend friedlich zugegangen.
In weiten Teilen der Welt begann 2024 schon Stunden vor der deutschen Mitternacht. In Sydney erleuchtete vor der weltberühmten Kulisse von Harbour Bridge und Opernhaus um 14.00 Uhr MEZ eine Mega-Lichtershow den Himmel. Bis zum deutschen Abend war dann auch schon in Japan, Südkorea, Singapur, Taiwan, China, Indien und Dubai das Jahr 2024.
Eine Stunde nach Deutschland begrüßten die Menschen in London das neue Jahr - und dort gab es ein besonderes Jubiläum. Mit den Glockenschlägen von Big Ben und einem spektakulären Feuerwerk am Riesenrad London Eye läutete die britische Hauptstadt das Jahr ein. Vor 100 Jahren hatte die BBC erstmals das Glockengeläut des Uhrturms des Paralments live zum Jahreswechsel übertragen. Bis dahin war der typische Klang nur für die Menschen in der näheren Umgebung des Londoner Bezirks Westminster hörbar.
Hunderttausende auf dem berühmten Times Square
Mit den New Yorker Neujahrsklassikern schlechthin begrüßte die Weltmetropole an der US-Ostküste das neue Jahr. Dichter Konfetti-Regen rieselte um Mitternacht bei knapp über null Grad auf Hunderttausende Schaulustige auf den berühmten Times Square in Manhattan. Durch die Häuserschluchten der 8-Millionen-Stadt schallten die Lieder „Auld Lang Syne“ und „New York, New York“, um 2024 einzuläuten. Zuvor war wie üblich eine leuchtende Kristallkugel an einem Fahnenmast heruntergeglitten - der sogenannte Ball Drop.
In der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro begann um Mitternacht ein traditionelles zwölfminütiges Feuerwerk, das von zehn Flößen vor dem weltberühmten Strand von der Copacabana abgefeuert wurde. Die Feier wurde von einem Orchester und einer Drohnenshow begleitet.
Insgesamt dauert es 26 Stunden, bis der ganze Globus ins neue Jahr gerutscht ist. Amerikanisch-Samoa, das 220 Kilometer östlich von Samoa auf der anderen Seite der Internationalen Datumsgrenze liegt, wird das letzte Land sein - zwölf Stunden nach Deutschland. Um 13.00 Uhr MEZ am 1. Januar folgen dann nur noch zwei unbewohnte Inseln.