Der Blick vom Irrenberg zum nordwestlich gelegenen Hundsrücken im Jahre 1936: Auf der Schwarz-Weiß-Aufnahme von Hans Schwenkel ist der Anteil der charakteristischen Holzwiesen wesentlich höher als heute. Foto: /Hans Schwenkel

Das Regierungspräsidium Tübingen will am Irrenberg bei Pfeffingen einen Kiefernforst durch Magerwiesen ersetzen und damit sowohl das einstige Landschaftsbild wiederherstellen als auch den Artenreichtum steigern.

Für das Naturschutzgebiet „Irrenberg-Hundsrücken“, erläutert das Regierungspräsidium, seien die von einzelnen Baumgruppen durchsetzten Magerwiesen besonders charakteristisch und prägend für das Landschaftsbild. Die sogenannten „Holzwiesen“ waren dadurch entstanden, dass die Bauern in vergangenen Jahrhunderten das Gras als Winterfutter nutzten und zudem Bäume fällten, um mit den Holz zu heizen. Doch dann wurde die Landwirtschaft intensiviert, und es kamen neue Heiztechniken auf – etwa Kohleöfen – da lohnte sich die anstrengende Arbeit nicht mehr. Auch am Irrenberg wurden in den 1960er große Flächen mit artfremden Nadelbäumen bepflanzt; die Magerwiesen, auf denen doppelt so viele Arten Lebensraum fanden wie im Wald, gingen dadurch zu einem guten Teil verloren. Die Biodiversität nahm merklich ab – und tut es noch.

Nun sollen die Wiesen wiederhergestellt werden. Im kommenden Winter will das Regierungspräsidium auf einem halben Hektar am Oberhang die angepflanzten Kiefern fällen lassen und die Brache danach durch kontinuierliche Landschaftspflege wieder in Magerwiesen umwandeln. Das Landschaftsbild wird sich dadurch dem von 1943 annähern – jenem Jahr, als der Irrenberg erstmals als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Der Schwäbische Heimatbund hatte seinerzeit einen großen Teil der für den Naturschutz bedeutsamsten Flächen erworben und sich für die Schutzgebietsausweisung eingesetzt. Später wurde das Naturschutzgebiet mit dem 1939 ausgewiesenen Naturschutzgebiet „Hundsrücken“ – es ist das älteste im Zollernalbkreis“ – zum Naturschutzgebiet „Irrenberg-Hundsrücken“ zusammengelegt und zusätzlich erweitert. In seiner Schutzgebietsverordnung vom 16.Januar 2002 wird die Erhaltung und Entwicklung der Kalk-Magerrasen ausdrücklich als Schutzzweck angeführt.

Ginster-Bürstenspinner und geflecktes Ferkelkraut

Von der Umwandlung des Waldes in Wiese sollen zahlreiche Insektenarten profitieren, denen die Blütenpflanzen der Magerwiesen als Nahrungsquellen dienen. Am Irrenberg wären da der Ginster-Bürstenspinner, eine vom Aussterben bedrohte Nachtfalterart, oder die ebenfalls stark gefährdete Obsthummel zu nennen. Aber auch die Vegetation weist zahlreiche seltene oder gar bedrohte Arten auf, beispielsweise das Weiße Fingerkraut, das Narzissen-Windröschen oder das gefleckte Ferkelkraut.

Foto: Sylvia Metz

Und die Kiefern? Sind für den Naturschutz nicht wirklich relevant, denn keine der oben erwähnten „Zielarten“ nutzt den Nadelforst als Lebensraum. Artenvielfalt hat Vorfahrt vor dem Erhalt der Waldflächen, deren Verlust an anderer Stelle, voraussichtlich auf Schömberger Gemarkung oder in Zimmern unter der Burg, ausgeglichen werden soll. Genauer: aus forstrechtlichen Gründen ausgeglichen werden muss. Das geerntete Holz, versichert das Regierungspräsidium, werde einer nachhaltigen Verwertung zugeführt, die Erlöse zur Finanzierung der Landschaftspflege genutzt.