Ines Gaehn Foto: Patrick Nädele

Am Mittwochabend hat der Rottweiler Gemeinderat Ines Gaehn als neue Bürgermeisterin gewählt. Wir sprachen mit ihr, wie sie den Abend erlebt hat und wie es nun weitergehen wird.


Mehr Spannung hätte die Bürgermeisterwahl am Mittwoch im Rottweiler Gemeinderat eigentlich nur durch einen Losentscheid bieten können. Am Tag danach spricht Wahlsiegerin Ines Gaehn von einem „Herzschlagfinale“.

Was war für Sie denn ausschlaggebend, sich auf die Stelle zu bewerben?

Ausschlaggebend war für mich unter anderem der Zuschnitt der Dezernate, der ja erst mit Veröffentlichung der Ausschreibung bekannt wurde. Aber auch persönlich fühle ich mich nun am richtigen Punkt in meinem Leben. Ich durfte in meinem bisherigen Berufsleben viel lernen und kann meine Erfahrungen nun perfekt in dieser Position vereinen. Zudem habe ich das Gefühl, dass die Stadtverwaltung in der aktuellen Situation meine Macher-Qualitäten brauchen kann. Außerdem kenne ich die meisten Mitarbeiter und Fachbereichsleiter aus diesen Bereichen persönlich. Auch das war entscheidend für meine Bewerbung.

Gesucht wurde ja eigentlich jemand aus dem Baubereich – das störte Sie nicht?

In meinem Verständnis wurde jemand für die drei Dezernate Bauen und Stadtentwicklung, Stadtbau, Bürgeramt, Ordnungs- und Schulverwaltung gesucht. Diese große Bandbreite zeigt, wie wichtig die Schnittstellenfunktion des Bürgermeister ist. Und durch meine aktuelle Tätigkeit bin ich bereits jetzt mit vielen Themen aus diesen Baubereichen betraut. Meist bin ich in den Planerrunden in meiner aktuellen Position, die einzige Frau und der einzige Teilnehmer, der nicht Bauingenieur oder Architekt ist. Genau dies wird mir aber oft als mein großer Vorteil bescheinigt. Ich sehe den Gesamtzusammenhang schnell, erkenne Muster und neue Möglichkeiten, bin immer an einer praktischen Lösung für auftretende Probleme interessiert, dabei kann ich überzeugen und vermitteln.

Wie haben Sie die Vorstellungsgespräche und zuletzt die entscheidende Sitzung denn erlebt?

Ich habe den Gemeinderat und die unterschiedlichen Fraktionen als sehr interessiert und offen wahr genommen. Es wurden viele kritische Nachfragen gestellt. Aber natürlich hatte ich den großen Vorteil, dass mich die meisten Mitglieder des Gemeinderates schon aus meiner Zeit bei der Stadtverwaltung kannten. Nichtsdestotrotz haben Sie mich auf Herz und Nieren getestet. Vor allem aber habe ich mich für die Stadt Rottweil gefreut, dass es ein so breites Bewerberfeld gab. Das heißt, wir sind eine attraktive Stadt und es konnte eine demokratische Wahl mit echten Alternativen stattfinden. Die entscheidende Sitzung war ein Herzschlagfinale. Und am knappen Ausgang sieht man, dass ich nicht alle Mitglieder des Gemeinderates überzeugen konnte. Ich bin mir sicher, dass ich dies durch meine Arbeit ändern kann. Aber jeden werde ich sicher nicht umstimmen. Mein Ziel ist es auch nicht, Everybody’s Darling zu sein, sondern die richtigen Lösungen für unsere Stadt zu finden.

Ihre Kinder hatten ja einen schönen Tulpenstrauß vorbereitet. Am Mittwochabend wurde dann sicher noch gefeiert, oder holen Sie das nach?

Wir haben uns mit der Familie und einigen wenigen engen Freunden bei uns zu Hause auf eine Pizza und ein Glas Sekt getroffen. So konnten auch meine Kinder noch ein bisschen mitfeiern. Eine große Party wird vielleicht noch nachgeholt. Da ich am Donnerstagmorgen um 6 Uhr aber schon wieder auf die Messe BAU nach München gefahren bin, ging die Feier auch nicht so lange.

Wissen Sie schon, wann Ihr erster Arbeitstag im Rottweiler Rathaus als Bürgermeisterin sein wird?

Hierzu werde ich mich in den nächsten Tagen noch mit den Herren Sülzle und Herrn Dr. Ruf abstimmen. Frühestmöglicher Zeitpunkt wäre der 1. Juni. Da ich aber gerne noch eine geordnete Übergabe an einen potenziellen Nachfolger machen möchte, könnte es auch erst der 1. August oder spätestens der 1. September werden. Ich kenne die Stadtverwaltung und einen Großteil der handelnden Personen bereits, somit entfällt für mein Dafürhalten eine lange Einarbeitungszeit und der späterer Antritt Anfang September wäre auch vertretbar.