Deutschlands Unternehmen zeigen sich erstaunlich robust. Trotz spektakulärer Pleiten wie Praktiker oder Loewe: Die meisten Firmen halten Kurs. Die Gesamtzahl der Insolvenzen ist 2013 zurückgegangen. Foto: dpa

Deutschlands Unternehmen zeigen sich erstaunlich robust. Trotz spektakulärer Pleiten wie Praktiker oder Loewe: Die meisten Firmen halten Kurs. Die Gesamtzahl der Insolvenzen ist 2013 zurückgegangen.

Deutschlands Unternehmen zeigen sich erstaunlich robust. Trotz spektakulärer Pleiten wie Praktiker oder Loewe: Die meisten Firmen halten Kurs. Die Gesamtzahl der Insolvenzen ist 2013 zurückgegangen.

Frankfurt - Die stabile Konjunktur, die hohe Erwerbstätigkeit und die gute finanzielle Lage des Mittelstand mit deutlich dickeren Kapitalpolstern haben die Insolvenzen von Unternehmen und Verbrauchern in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren gedrückt. Nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform wird die Zahl der Pleiten in diesem Jahr im Vergleich zu 2012 um knapp sechs Prozent auf 141 900 sinken. Dies sind fast 17 Prozent weniger als auf dem Höchststand der Pleitewelle 2010. Mit Blick auf die Verbraucher sieht Helmut Rödl, Aufsichtsratschef von Creditreform, allerdings keinen Grund zur Entwarnung. Wie schon 2012 seien auch in diesem Jahr 6,6 Millionen Deutsche überschuldet und könnten ihre laufenden Ausgaben nicht bestreiten. „Die Ampel steht weiter auf Hellrot“. Konsum auf Pump, fahrlässige junge Menschen, Altersarmut und Scheidungen seien die größten Probleme.

Rödl zufolge ist es deshalb gut, dass im Koalitionsvertrag das Thema Verschuldung angesprochen wird. Vor allem die Schuldnerberatung sei extrem wichtig. Immerhin ist die Gefahr aufgrund von Arbeitsplatz-Verlusten durch Pleiten und daraus drohender Überschuldung zurückgegangen.

Durch die 26  300 Unternehmensinsolvenzen fallen in diesem Jahr etwa 285  000 Arbeitsplätze weg – rund 60 000 weniger als 2012. Die größten Verluste drohen bei den Heimwerkerketten Praktiker und Max Bahr, deren Pleiten mehr als 10 000 Mitarbeiter treffen. 6 900 Stellen sind es beim Ettlinger Dienstleister Walter Services gefährdet, beim Textilhersteller Kunert und der Solarfirma Conergy sind es jeweils mehr als 1000 Jobs.

Kleinere und jüngere Unternehmen am stärksten gefährdet

Die Unternehmenspleiten liegen bei einem Rückgang von 8,4 Prozent gegenüber 2012 Rödl zufolge auf dem niedrigsten Stand seit 14 Jahren, verursachen aber weiter mit knapp 27 Milliarden Euro einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden. Bei den Verbraucherinsolvenzen war das Minus mit 6,7 Prozent geringer. Aber auch hier ergibt sich im Vergleich zum Rekordjahr 2010 ein erfreulich deutlicher Rückgang um fast 17 Prozent.

Nach wie vor sind kleinere und jüngere Unternehmen am stärksten gefährdet, auch wenn es eine rückläufige Entwicklung gibt. Trotz einer Verbesserung trägt die Baubranche das größte Risiko – vor Handelsbetrieben und Dienstleistungsunternehmen. Auch die Insolvenzquoten bei Videotheken, Call Centern und Kneipen ist Rödl zufolge sehr hoch. Mit der Erneuerung des Insolvenzrechtes 2012, der damit verbundenen Schutzschirmfunktion für drei Monate und der Chance in Eigenverwaltung einen Sanierungsplan zu erarbeiten, haben sich neue Überlebenschancen eröffnet, erklärt Rödl. Dies nutzen derzeit unter anderem der Suhrkamp-Verlag und der Fernsehgeräte-Hersteller Löwe .

Generell sind die Firmenpleiten in Westdeutschland stärker zurückgegangen als im Osten. „Aber die aktuelle Zahl der Pleiten liegt auch in den Ost-Ländern mit 4 500 nur noch halb so hoch wie im Rekordjahr 2002“, sagt Rödl. Auch mit Blick auf einzelne Bundesländer registriert Creditreform weniger Firmeninsolvenzen in Baden-Württemberg etwa 2 000 nach 2 200 im Vorjahr, in Bayern 3 050 nach 3 400 und in Nordrhein-Westfalen 9 100 nach 10.800. In Berlin allerdings stagniert die Pleitenzahl bei 1300.

Für das kommende Jarh rechnet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform trotz der guten Konjunkturaussichten aber nicht mit einer erneut niedrigeren Insolvenzzahl. Grund: Die verschärften Eigenkapitalregeln für Banken könnte die Kreditvergabe bremsen, zudem gebe es Risiken aus den Spätfolgen der Finanz- und Schuldenkrise.