Fridolin Müller und Wiebke Eymess begeisterten beim Innenhof-Festival mit ihren musikalischen Ehegeschichten. Foto: Birgit Heinig

Fridolin Müller und Wiebke Eymess begeistern beim Villinger Innenhof-Festival mit einem musikalischen Einblick in ihr Seelenleben. Die beiden amüsieren das Publikum mit subtilen und geistreichen Sticheleien und sprechen Probleme der Zeit an.

Am Ende spendete das Publikum stehend Applaus. Fridolin Müller und Wiebke Eymess, das komödiantische Ehepaar aus Hannover, hatte beim Villinger Innenhof-Festival am Donnerstag einen Nerv getroffen.

Sie und Er gaben einen intimen Einblick in ihr Ehe- und Seelenleben, der beim Publikum zum einen geheime voyeuristische Wünsche erfüllte, zum anderen zur erleichternden Erkenntnis führte: Die Sorgen und Nöte von Frauen und Männern in einer Beziehung ähneln sich doch sehr.

Es kann durchaus auch deftig zugehen

Obwohl die beiden auch musizierenden und singenden Kabarettisten den Klassiker „Mann gegen Frau“ bedienen, geben sie dem Geschlechterkampf doch ein ganz eigenes Gesicht. Man hört nicht die platten und zumeist vorhersehbaren Beschuldigungen und Beleidigungen, wie man sie von anderen Duos so kennt. Es sind die feinen, subtilen und geistreichen Sticheleien, die amüsieren.

Dabei kann es durchaus auch deftig zugehen, etwa, wenn Wiebke sagt: „Ich hoffe, mein nächster Mann ist auch so witzig wie du“ oder wenn sie seine stets langwierige Betätigung auf der Toilette beschreibt mit „eine Lokusblume pflanzen“ oder „ein Fax aus Darmstadt versenden“. Sie wirft ihm vor, die Garage mit unnützem Werkzeug vollzustellen, was er kommentiert mit „hätte Steve Jobs in seiner Garage sein Auto stehen gehabt, gäbe es heute kein I-Phone“. Er gibt zu, noch nie an Scheidung gedacht zu haben, „an Mord ja“.

Artensterben durch Klimakrise in Kinderlied thematisiert

Das Paar beschreibt seinen Wegzug aus Hannover in ein niedersächsisches Dorf, worüber er traurig, sie, die „Öko-Trulla aus der Großstadt“ aber aufgrund der günstigen Preise dort froh ist. Die Entscheidung darüber haben sie beide, meint sie, hat sie, meint er, gefällt. Doch die moderne und emanzipierte Mutter zweier Kinder und der „intellektuell unterforderte“ Ehemann, der lieber einmal mehr den Mund hält, immer wieder aber auch zum geistigen Höhenflug ansetzt, sind sich in Liebe zugeneigt, wenn sie gemeinsam das Liebeslied anstimmen „Du bist mein Treibhauseffekt“ oder das titelgebende „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“.

Mit ihren Liedern sprechen Wiebke und Fridolin die Probleme unserer Zeit gnadenlos an. Das Artensterben durch die Klimakrise findet im Kinderlied „Bienchen summ herum“ Platz, das Patriarchat der „alten, weißen Männer“ gipfelt in der Aussage „Alice Weidel ist im Grunde ihres Herzens auch ein alter weißer Sack“. Sie besingen moderne Rabeneltern, die es ihrem Kind an nichts außer an Zuneigung fehlen lassen und Querdenker – „nur weil du eine Meinung hast, bist du noch lange kein Demokrat“. Da bleibt einem das Lachen von gerade eben im Halse stecken.

Publikum lachend in die Nacht entlassen

Betroffen macht gar Wiebkes Lied „Stilldemenz“, die die Ängste einer jungen Mutter angesichts der Weltenkrisen thematisiert. Die beiden wären indes keine Kabarettisten, wenn sie ihr Publikum nicht lachend in die Nacht entlassen würden. Ein Tipp für eine alternative Verhütungsmethode gefällig? Ein Netflix-Abo.