Emotionale Momente, neue Freundschaften und das Miteinander gegen die Einsamkeit: Die „Hand in Hand“- Gruppe zeigt, wie wertvoll jeder Mensch ist. Sie blicken auf 2023 zurück und erzählen von ihren erlebten Momenten.
Mittwoch, 14 Uhr in der Sulzer „Denkwerkstatt“ - um einen Kaffeetisch sitzt die Gruppe „Hand in Hand“. Eifrig wird die Heiligabendfeier besprochen, um genauer zu sein, welcher Kartoffelsalat gemacht wird – rheinländischer oder doch der Schwäbische?
Die Gruppe kommt zum Entschluss, dass heute bei der Feier um 15 Uhr der Rheinländische gemacht wird. „Ihr werdet sehen, der ist der viel besser“, scherzt Gabriela Jansen.
Sie ist Mitarbeiterin des Sulzer Bürgerengagements und hat die Gruppe vor gut einem Jahr ins Leben gerufen. Jede Woche Mittwoch trifft sich die Gruppe „Hand in Hand“ von 14 bis circa 17 Uhr, um gemeinsam Kaffee zu trinken, zu quatschen und einfach zusammen zu sein.
„Keiner sollte immer allein daheimsitzen“
Die Gruppe. „Hand in Hand“ sind Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, die gemeinsam ihre Zeit verbringen. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt die Gruppe von sich, von dem was sie dieses Jahr alles erlebt hat und warum es ihnen in der Gemeinschaft so gut gefällt.
Viele Mitglieder der Gruppe hat Jansen selbst angesprochen und gefragt, ob sie nicht mal zu den Treffen kommen möchten. „Ich finde es wichtig die Menschen aus ihrer Wohnung rauszuholen, keiner sollte immer allein daheimsitzen“, verdeutlicht sie. Auch durch die Tafel und den Mittagstisch der evangelischen Kirche habe sie Kontakt zu den Menschen.
Durch den Mittagstisch ist zum Beispiel Andreas zur Gruppe gekommen, er bringt oft sein Akkordeon und Musik in die Gruppe. Manuel sitzt im Rollstuhl, ihn hat Jansen einfach im Café angesprochen, ob er nicht Lust hätte mal vorbeizuschauen. So setzt sich die Gruppe aus ganz vielen unterschiedlichen Leuten zusammen.
„Ich denke für viele ist es eine Hemmschwelle einfach so zu kommen, wir versuchen da eine Brücke zu sein“, erklärt Jansen. „Es ist schön zusammen zu sein, wenn man sich trifft und jemanden zum Reden hat“, sagt Andreas.
Auch Gruppenmitglied Sabine verdeutlicht: „Es bilden sich hier neue Freundschaften, die einfach guttun“. Manuel fügt hinzu: „Man kann sich auch gut austauschen mit Leuten, die ein gleiches Schicksal haben“.
Aktuell besteht die Gruppe aus 13 bis 14 Personen. „Wir freuen uns, wenn noch mehr dazu kommen. Bei uns ist jeder willkommen“, so Jansen.
Das wurde 2023 erlebt
Das Erlebte. Neben dem Treffen mittwochs macht die Gruppe auch viele Ausflüge und Aktionen. „Auf die Ideen, was wir unternehmen sollen, kommen wir meistens hier in der Gruppe“, erklärt Jansen.
An verschiedene Aktionen erinnert sich die Gruppe noch genau. Sehr amüsant war es an Ostern. „Wir wollten gemeinsam auf Naturbasis Eier färben, also hatten wir einen Topf voller Zeug, dann hat Jürgen alle Eier hineingeschmissen und alles schwamm in einer Brühe – schlussendlich haben die Eier kaum Farbe angenommen und waren nur leicht bräunlich“, erinnert sich Jansen lachend.
Auch beim Staudenpflanzen für „Sulz blüht“ war die „Hand in Hand“- Gruppe dabei. Neben der „Denkwerkstatt“ haben sie ein Hochbeet mit verschiedensten Kräutern und Gemüsen bepflanzt. „Das Gemüse haben wir geerntet und gemeinsam Salat gemacht“, weiß Sabine. Im Sommer hat die Gruppe zusammen Zigarettenkippen eingesammelt, Blumenkübel bepflanzt und Unkraut gejätet. Gemeinsam wurde mit einer syrischen Familie gegrillt und auch bei der Aktion „Sulz besser machen“ geholfen. Zuletzt waren sie zum einen bei „Sulz erstrahlt“ dabei und werden nun gemeinsam Heiligabend feiern. Insgesamt wurde so einiges erlebt.
Nächstes Jahr soll ein Ausflug mit Rollstuhl klappen
Richtige Highlights gibt es für die Gruppe nicht. „Für mich sind wir alle das Highlight, wir als Gemeinschaft“, fasst Sabine zusammen. „Man freut sich auf den Mittwoch“, sagt auch Manuel. „Jeder ist anders, dass ist das Besondere“, meint Andreas.
Blick in die Zukunft. Was nächstes Jahr ansteht, ist noch nicht festgelegt. „Wir lassen es einfach auf uns zukommen“, erklärt Sabine. Doch eine Sache ist klar, sie wollen es schaffen einen Ausflug mit allen zu machen. Manuel ist an einen Rollstuhl gebunden, leider fehlt der Gruppe jedoch ein passendes Auto für ihn. Doch mithilfe eines Gutscheines für Rollstuhlfahrer wollen sie den gemeinsamen Ausflug in Angriff nehmen.
„Jeder Mensch ist wertvoll“
„Hier sind einfach Menschen, die ganz uneigennützig helfen, das finde ich so großartig“, hebt Jansen hervor. Doch manchmal habe Sabine das Gefühl, dass man sie zwar wahr, doch nicht immer ernst nehme, „wir sind die Gesellschaft und gehören auch dazu“, verdeutlicht sie, „dass vergessen manche.“
„Jeder Mensch ist wertvoll, es ist ein so schönes Gefühl gebraucht zu werden und die Zeit gemeinsam zu verbringen“, sagt Andreas abschließend.