Bald wird das gewohnte Schaufenster verschwunden sein. Der Laden soll zu Wohnzwecken umgebaut werden. Foto: Archiv

Gemischtwarenladen von Hildegard Bossert schließt. Ersatz scheint äußerst fraglich.

Bräunlingen-Döggingen - Döggingens letzter Lebensmittelmarkt schließt seine Türen. Das Gebäude soll zu Wohnzwecken umgebaut werden.

Es ist ein Kampf gegen Windmühlenflügel, den der Ortschaftsrat gegen den sich seit Jahren abzeichnenden Verlust der örtlichen Infrastruktur kämpft. Doch mit der Schließung des Gemischtwarenladens von Hildegard Bossert am Samstag bekommt das Problem eine ganz neue Dimension.

177 Jahre andauernde Ära Straub-Breig-Bossert findet ihr Ende

Denn mit dem Ende der 177 Jahre dauernden Laden-Ära Straub-Breig-Bossert verliert Döggingen nicht nur ein alteingesessenes Geschäft, sondern auch die letzte Möglichkeit, sich vor Ort mit allen Waren des täglichen Bedarfs einzudecken. Diese Möglichkeit nutzten am letzten Öffnungstag noch einmal zahlreiche Kunden, die damit nicht nur einen Teil des Abverkaufs unterstützten, sondern ihren Einkauf oft auch noch mit einem Geschenk als Dankeschön für den langjährigen Einsatz zum Wohle der Dögginger Bevölkerung verbanden.

Mit der Bäckerei Schorp und dem Getränkemarkt Hölderle besteht zwar weiterhin die Möglichkeit, einen Teil des Grundbedarfs im Ort einzukaufen, aber die ganze Bandbreite des alltäglichen Einkaufs wird nun nicht mehr angeboten. Entsprechend wehmütig war die Stimmung der Kundschaft am letzten Öffnungstag. "Schade, dass das wohl der letzte Einkauf hier ist", fasste Edith Grieshaber die Stimmung in Worte.

Einzig Bäckerei Schorp und Getränkemarkt Hölderle bleiben erhalten

Nicht nur die Hausfrauen werden den Laden vermissen. "Mir tun vor allem auch die Kinder leid, die sich auf ihrem täglichen Schulweg gerne mit der einen oder anderen Süßigkeit oder einem Gegenstand des schulischen Bedarfs eindeckten", erinnerte Hildegard an die junge Kundschaft.

Neben gesundheitlichen Problemen bestärkte sie der Wunsch ihres Sohnes Timo in ihrem Entschluss, zum jetzigen Zeitpunkt die Berufslaufbahn zu beenden. Ihr Sohn möchte die Räumlichkeiten zeitnah zu eigenen Wohnzwecken umbauen.

"Es war keine einfache Entscheidung, aus dem Geschäft auszusteigen, nachdem dieses für mich von Kindesbeinen an Alltag ist", so Hildegard Bossert. Sie sieht dem neuen Lebensabschnitt mit gemischten Gefühlen entgegen. Im Jahre 1985 hatte Hildegard Bossert mit ihrem Gatten Robert das Geschäft von ihren Eltern übernommen und es seit dem Tod des Ehemanns unter gelegentlicher Mithilfe der Kinder weitergeführt.

Diskussionstoff für den Ortschaftsrat

Nach und nach stellen sich am Samstagmorgen immer mehr Kunden an, wohlwissend, dass das Warensortiment inzwischen doch sehr ausgedünnt ist. Aber letztendlich wollen sie alle dabei sein, wenn der letzte Lebensmittelmarkt im Ort schließt. Bereits in der vorangehenden Woche hatten Ortsvorsteher Dieter Fehrenbacher und sein Stellvertreter Werner Weh Hildegard Bossert einen Abschiedsbesuch gemacht. So sehr sie den folgenschweren Schritt bedauerten, zeigten sie auch großes Verständnis für die Entscheidung. Natürlich hat dieser Verlust im Ortschaftsrat und an den Stammtischen Diskussionen ausgelöst.

Da zieht man gerne gelungene Beispiele heran, wo die Versorgung mittels Eigeninitiative einiger Bürger sichergestellt wurde. Im Falle von Döggingen kommt jedoch der Verlust der entsprechenden Räumlichkeiten hinzu. Hier müsste erst einmal kräftig investiert werden, um die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen. Eine schnelle Lösung zeichnet sich jedenfalls nicht ab.

Es ist ein finaler Schlusspunkt unter ein landauf und landab festzustellendes Ladensterben, das nun auch vor Döggingen nicht Halt gemacht hat und schon vor 60 Jahren mit der damaligen Schließung des Geschäfts des Ehepaars Gschwend begonnen hatte.

Hildegard Bossert durfte sich über große Unterstützung der treuen Kundschaft beim Abverkauf der Ware freuen. Am Ende waren die Regale zu 90 Prozent leer. Trotzdem verbleibt ein kleiner Rest, der zum Großteil nun zuerst mal unter den vier Familien der Kinder aufgeteilt wird. Über einige unverderbliche Ware, Kosmetik und Waschmittel darf sich der Tafelladen freuen. Für Näh-, Schreib- und Büroutensilien sowie einige weitere Nonfood-Artikel hofft Hildegard Bossert, noch dankbare Abnehmer zu finden, um die Regale des Gemischtwarenladens am Ende restlos geräumt der Entsorgung zu überlassen.