Im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh retten Bauern ihre Rinder auf eine Brücke. Foto: AP

Die Malteser wollen in Nordindien ein Frühwarnsystem für Hochwasser einführen.

Kaiserganj/Indien - Der Nordosten Indiens wird jedes Jahr von Überschwemmungen heimgesucht. Die Region ist durchzogen von Flüssen, die im Himalaya entspringen. Während der Regenzeit treten sie über die Ufer. Besonders gefährlich wird es, wenn zusätzlich Wasser aus einem der Stauseen an der indisch-nepalesischen Grenze abgelassen wird. Damit die Bewohner der flussabwärts gelegenen Dörfer sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können, baut die Hilfsorganisation Malteser International in einem Bezirk des Unionsstaats Uttar Pradesh ein Frühwarnsystem auf.

Keine ganz leichte Aufgabe, denn viele Dörfer im bitterarmen Bezirk Bahraich verfügen weder über Strom noch über Telefonanschlüsse. Trotzdem setzen die Malteser für ihr Frühwarnsystem auf ein modernes Kommunikationsmittel: Das Handy. Auch in Dörfern ohne Strom gebe es inzwischen fünf bis zehnMobiltelefone, berichten Mitarbeiter der indischen Hilfsorganisation SSK, die mit den Maltesern zusammenarbeitet. Um die Geräte aufzuladen, gehe alle paar Tage einer der Handy-Besitzerin den nächsten größeren Ort und nehme die Mobiltelefone seiner Nachbarn gleich mit. Auf diese Weise hielten die Dorfbewohner mitin der Stadt arbeitenden Familienangehörigen Kontakt.

Künftig sollen die Handy-Besitzer bei Öffnung des rund 100 Kilometer entfernten Girija-Staudamms automatisch eine Warnmeldung erhalten. Dazu wurde bei der Bezirksverwaltung in Bahraich ein Computerprogramm installiert. Damit die kleine Minderheit der Handybesitzer möglichst schnell das ganze Dorf informieren kann, werden zusätzlich Sirenen mit Handkurbeln und Megafone verteilt. Die Kosten des von der EU finanzierten Frühwarnsystems: 600.000 Rupien, das entspricht rund 8.400 Euro. Damit werden zunächst aber nur die 50 von SSK und Maltesern betreuten Dörfer mit insgesamt 50.000 Einwohnern abgedeckt. Von den Überschwemmungen betroffen sind in Nordindien jährlich Millionen Menschen.