Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht: Das ist kein illegal abgeladener Schutt. Foto: Hezel

Hat da etwa jemand überflüssigen Kies abgeladen? Spaziergänger wundern sich über Steinhaufen im Wäldchen „Hölzle“ bei Rottweil-Bühlingen. Es gibt für sie jedoch eine amtliche Erklärung – wie auch für die dort neu angelegten Schotterwege.

Wendelin Hezel wundert sich. „Uns ist nicht klar, welchen Sinn und Zweck diese Steinberge haben“, teilt er unserer Redaktion in einer E-Mail mit. Immer mehr dieser seltsamen Steinhaufen seien im „Hölzle“-Wald in Bühlingen zu sehen, schreibt er uns. Und das ist nicht die einzige ungewöhnliche Beobachtung gewesen, die der Leser gemacht hat. Was ist da nur los im „Hölzle“? „Es wurden in diesem kleinen Waldstück riesige, mit grobem Gestein ausgelegte Wege angelegt“, weiß Hezel zu berichten. Und auch hier gelte für ihn und seine Partnerin: „Uns ist völlig unverständlich, wofür das notwendig ist.“

Die Wege begrünen sich im Lauf der Jahre selbst

Verschandelt hier etwa jemand mutwillig den Wald? Im Gegenteil, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion beim Landratsamt in Rottweil. Der zuständige Revierförster habe jetzt Auskunft gegeben, teilt Landkreis-Sprecherin Andrea Schmider mit.

„Der eingeschotterte Weg ist ein sogenannter Maschinenweg, wie er vom Forstamt regelmäßig im Wald angelegt wird“, berichtet Schmider.

Maschinenwege würden eine bestandsschonende Bewirtschaftung ermöglichen, weil sie den Wald so erschließen, dass eingesetzte Maschinen nicht flächenhaft fahren müssten. „Sie können zur Holzernte auf diesen Wegen bleiben“, erläutert Andrea Schmider. Das Holz werde dann über diese Trassen aus dem Bestand heraus auf die Fahrwege transportiert.

Diese befestigten Wege würden sich im Laufe einiger Jahre wieder auf natürliche Weise begrünen.“ Sie bleiben aber weiterhin für Maschinen befahrbar“, sagt Schmider.

Maschinenwege dienen zum Abtransport der Holzernte. Foto: Hezel

Bei Maschinenwegen handele es sich um „ausgleichspflichtige Maßnahmen“. Für die naturbelassenen Flächen, die durch den Wegebau verschwunden sind, müssen an anderer Stelle Biotope geschaffen werden.

„Hier im Hölzle hat man sich für Feuchtbiotope entschieden“, berichtet Andrea Schmider. „So wurden im Verlauf dieses Maschinenweges zwei Tümpel angelegt.“ Und auch für die ungewöhnlichen Steinhaufen liefert das Landratsamt eine Erklärung. Dabei handele es sich ebenfalls um eine Ausgleichsmaßnahme. Angelegt habe sie die Stadt Rottweil zur Kompensation des entstehenden Neubaugebietes am Hölzle. „Für bestimmte Reptilienarten wie Eidechsen oder Blindschleichen sind sie wertvolle Landschaftselemente“, erläutert Andrea Schmider, „weil sie Schutz und Wärme zugleich bieten.“

Vorgänger aus der frühen Landwirtschaft

Die Vorgänger dieser Steinhaufen stammten aus der frühen Landwirtschaft, weiß Schmider zu ergänzen. „Damals haben die Bauern die Steine aus den Feldern gesammelt und entlang ihrer Feldgrenzen aufgeschichtet“, sagt sie. Im Laufe der Jahrzehnte hätten sich dort Heckenriegel aus heimischen Gehölzen entwickelt, die nicht nur für Insekten und Reptilien, sondern auch für Vögel und kleine Säugetiere ein ideales Umfeld waren. Solche Ausgleichsmaßnahmen würden generell im Vorfeld mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt abgestimmt.