Mehr Mitglieder, stabile Wirtschaft: Rückenwind für Roman Zitzelsberger. Foto: IG Metall

Es war seine erste Pressekonferenz. Und bei dieser hat der baden-württembergische IG-Metall-Chef gleich eine Duftmarke gesetzt. „Ich sehe keinen Grund zur Zurückhaltung“, kündigte Roman Zitzelsberger mit Blick auf die Tarifrunde 2015 an.

Es war seine erste Pressekonferenz. Und bei dieser hat der baden-württembergische IG-Metall-Chef gleich eine Duftmarke gesetzt. „Ich sehe keinen Grund zur Zurückhaltung“, kündigte Roman Zitzelsberger mit Blick auf die Tarifrunde 2015 an.

Stuttgart - Der neue Bezirkschef, der seit Dezember im Amt ist, geht mit Rückenwind an seine Aufgaben. Die Mitgliederzahlen der IG Metall im Land haben 2013 zugelegt und erstmals jene des Krisenjahrs 2009 übertroffen. Damals waren es 421.042, aktuell sind es 422.615. Zitzelsberger ist vor allem froh, dass gerade bei jungen Menschen bis 27 Jahre das Wachstum mit 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr besonders groß war. „Darauf werden wir aufbauen und weiter Gas geben“, so Zitzelsberger.

Neben den ermutigenden Mitgliederzahlen stimmen auch die Eckdaten der Wirtschaft. Nicht nur die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung sagt für dieses und das nächste Jahr ein stabiles Wachstum voraus. So werde die Wirtschaft in Deutschland wie der gesamten Welt im Jahr 2014 um 1,7 Prozent zulegen. 2015 könnte die Konjunktur nochmals anziehen. „In der zweiten Novemberhälfte dieses Jahres wollen wir die Forderungen aufstellen“, kündigte Zitzelsberger an, ohne bereits konkret zu werden. Ende 2014 läuft der Tarifvertrag in der Metall- und Elektroindustrie aus. Im Juli 2013 erfolgte eine Erhöhung der Gehälter um 3,4 Prozent, im Mai dieses Jahres wird es für die Beschäftigten noch einmal 2,2 Prozent mehr geben.

Aus einer Befragung in den Betrieben mit allein 150.000 Rückmeldungen in Baden-Württemberg leitet Zitzelsberger seine Hauptaufgaben für die Zukunft ab. Die Flexibilität der Arbeitszeit sei für viele offenbar ein großes Anliegen. Dazu zählt neben der Vereinbarkeit des Berufs mit der konkreten Lebenssituation auch der Übergang in die Rente. Vor allem Schichtarbeiter mit Kurzzyklen hätten oft die Sorge, dies nicht bis zum gesetzlichen Ende der Lebensarbeitszeit durchzuhalten. Die IG Metall werde sich daher um „neue Formen des Ausgleitens in den Ruhestand kümmern“. Dies sei jedoch eher ein Thema auf betrieblicher Ebene.

„Diese Menschen rauben den Jüngeren nicht die Zukunft“

Bei dieser Gelegenheit machte sich Zitzelsberger für die von der Großen Koalition diskutierte Möglichkeit der Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren stark. Die Diskussion darüber nehme teilweise absurde Züge an. Wer dafür infrage kommen, habe im Laufe seines Arbeitslebens mehr eingezahlt, als er aus der Rentenkasse erhalte. „Diese Menschen rauben den Jüngeren nicht die Zukunft“, sagte Zitzelsberger und appelierte an Unionspolitiker, die Debatte zu versachlichen.

Ebenfalls am Herzen liegt ihm das Thema Weiterbildung. Viele Beschäftigte seien ehrenamtlich engagiert – ob als Vertrauensleute der Gewerkschaft oder Jugendsportleiter im Verein. Qualifizierungen für diese Tätigkeiten mussten bisher unbezahlt in der Freizeit geleistet werden. Die Gewerkschaft unterstützt daher das von der grün-roten Landesregierung geplante Bildungsfreistellungsgesetz. Es sieht vor, dass sich Beschäftigte an bis zu fünf Tagen im Jahr weiterbilden lassen können. Damit lasse sich das Ehrenamt fördern, so Zitzelsberger, der sich bei diesem Thema von den Arbeitgebern „mehr Gelassenheit“ wünscht.

Während bei der Leiharbeit Fortschritte zu verzeichnen seien, reicht Zitzelsberger dagegen nicht, was im Koalitionsvertrag zum Thema Werkverträge stehe. Dabei schließt eine Fremdfirma einen Vertrag zur Herstellung eines Werkes in einem anderen Betrieb. Die Mitarbeiter arbeiten selbstständig und nehmen Weisungen nur von ihrer Firma entgegen. Die Mitbestimmung der Betriebsräte müsse zumindest bei Kerntätigkeiten der Firmen verbessert werden, sagt Zitzelsberger. „Das steht ganz oben auf der Agenda.“